Es war schon vor dem Startschuss zur 49. Auflage des 24h-Rennen Nürburgring der emotionalste Moment des gesamten Wochenendes: Eine Eifelblitz-Ehrenrunde für die im März im Alter von 51 Jahren verstorbene Sabine Schmitz über ihre alte Heimat, die Nordschleife.

Am Steuer des BMW-M3-Modells, mit dem die 'Königin des Nürburgrings' 1996 als erste und bis heute einzige Frau den Gesamtsieg beim 24h-Rennen feiern konnte, saß ihr langjähriger Teamkollege und Weggefährte, Johannes Scheid.

Es war ein absoluter Gänsehaut-Moment, als Scheid am Freitagabend vor dem Start des Top-Qualifying unter Beifall sämtlicher Teammitglieder aus der Boxengasse herausfuhr. Sportwarte schwenkten im Gedenken an die international höchst beliebte Schmitz ihre Flaggen und standen auf der Nordschleife Spalier, unzählige Zuschauer verfolgten die Ehrenrunde via Livestream oder auf den Tribünen der Grand-Prix-Strecke.

Eifelblitz-Pilot Scheid: Es ist mir eine Ehre

"Mir fällt das Reden schwer", sagte der sichtlich ergriffene Scheid, der nach 1996 auch im Jahr 1997 zusammen mit Schmitz und dem Eifelblitz einen weiteren Gesamtsieg beim 24-Stunden-Rennen folgen ließ, auf dem Weg zur Gedenkrunde. Und weiter: "Es ist mir eine Ehre, das für sie zu machen. Das sind wir alle Sabine schuldig. Aber Sabine wollte bestimmt auch nicht, dass hier jemand traurig ist. Ich glaube, sie fährt mit mir mit."

Beim grün-weißen 'Eifelblitz' handelt es sich um ein originalgetreues, von BMW M Motorsport aufgebautes Replikat des damaligen Gruppe-N BMW M3 E36 mit seinem 3,2-Liter-Motor. Für die Namensgebung zeichnete damals Schmitz selbst verantwortlich.

Weil das Auto in eher drögem Weiß foliert war, schnappte sich die bekannteste Fahrerin der Nordschleife einen Stift und malte die Silhouette der berühmtesten Rennstrecke der Welt auf die Fahrzeugseite - geboren war der 'Eifelblitz'.

Auf dem Weg zur Ehrenrunde erinnerte sich Scheid noch einmal an den 24h-Coup im Jahr 1996, als er zusammen mit Schmitz - damals noch unter dem Namen Sabine Reck - und Hans-Jürgen Tiemann beim Eifel-Klassiker triumphierte: "Wir waren alle auf dem gleichen Level und Sabine war eh immer sauschnell. Damals hatten wir gar nicht mit dem Gesamtsieg gerechnet. Aber als wir mittendrin im Rennen waren, haben wir gedacht, dass es klappen könnte"

Scheid nach seiner Runde am Freitag: "Es war sehr emotional, erst die vielen Menschen in der Boxengasse, und dann überall entlang der Strecke die Streckenposten, die sogar selbst gemachte Transparente dabeihatten“, sagte Scheid nach seiner Runde. „Ich habe zu Sabine gesagt: ‚Die sind alle für dich da‘. Es war sehr berührend. Es läuft mir immer noch kalt den Rücken herunter. Das waren wir ihr schuldig, und ich finde es so klasse, dass BMW das möglich gemacht hat."

Emotionales 24h-Rennen für Frikadelli Racing

Unter all den Teammitgliedern in der Boxengasse war natürlich auch das Team Frikadelli Racing mit Teamchef Klaus Abbelen, Schmitz' langjährigem Lebensgefährten, vertreten. Sicherlich würden alle Fans des Nürburgrings dem Porsche-Team den ersten Gesamtsieg beim Heimrennen gönnen.

"Seit der Gründung von Frikadelli Racing im Jahre 2005 verfolgen wir das große Ziel, das 24h-Rennen auf dem Nürburgring mit unserer Mannschaft einmal zu gewinnen. Diesen langersehnten Traum möchten wir uns und vor allem auch Sabine, die uns von oben aus unterstützen wird, sehr gerne erfüllen", sagte Klaus Abbelen im Vorfeld. Frikadelli gewann zuletzt das 24h-Qualifikationsrennen und zählt zu den Favoriten auf den Gesamtsieg.