Valentino Rossi sorgt seit eineinhalb Jahren in seiner neuen Heimat auf vier Rädern für Furore. Seinen vielleicht größten Erfolg im GT-Sport feierte die MotoGP-Legende am vergangenen Freitag in Le Mans. Im Rahmenprogramm des 24-Stunden-Rennens triumphierte er auf der 'Road to Le Mans', einem Multiklassen-Rennen bestehend aus LMP3- und GT3-Autos, in seiner Klasse.

Rossi wurde nach dem Sieg von BMW-Motorsportchef Andreas Roos in den höchsten Tönen gelobt. Ebenso übrigens BMW-Werksfahrer Max Hesse, der das Donnerstagsrennen beim Road to Le Mans gewonnen hatte. "Die Entwicklungskurve, die Valentino hinlegt, ist einfach großartig. Das hat schon in Bathurst bei seinem ersten offiziellen Rennen für uns angefangen, wo er eine wahnsinnige Leistung gezeigt hat", sagte Roos beim Gespräch mit Motorsport-Magazin.com in der Fahrerlager-Hospitality des belgischen Erfolgsteams WRT.

Nächstes Ziel: 24-Stunden von Le Mans 2024?

Das Road-to-Le-Mans-Rennen dürfte nur ein Vorgeschmack auf das gewesen sein, was im nächsten Jahr noch kommt. Denn ab 2024 geht die GT3-Klasse beim 24-Stunden-Rennen anstelle der GTE-Kategorie an den Start, die in Rente geschickt wird. Damit öffnet sich für Rossi natürlich auch die heiß ersehnte Chance, beim Hauptrennen in Le Mans mitzufahren.

Doch ob Rossi bei dem Langstrecken-Klassiker starten wird, ist noch offen. Denn bislang ist unklar, wie viele GT3-Autos teilnehmen können. Dementsprechend ist auch bei BMW noch unklar ob und, wenn ja, mit wie vielen BMW M4 GT3 man das Rennen in Angriff nehmen wird. Vermutlich wird jeder Hersteller, der parallel Prototypen in der Hypercar-Klasse einsetzt, zwei GT3-Startplätze erhalten.

Valentino Rossi gewinnt das Road to Le Mans 2023, Foto: BMW Motorsport
Valentino Rossi gewinnt das Road to Le Mans 2023, Foto: BMW Motorsport

Valentino Rossi: LMDh-Test noch in diesem Jahr

Roos bremste die Erwartungen etwas, ließ aber durchklingen, dass ein Rossi-Start an der Sarthe nicht so unwahrscheinlich sei: "Das hängt natürlich von den Einstufungen und so weiter ab. Da gibt es Möglichkeiten. Es ist für uns noch zu früh zu sagen, wie die Fahrerpaarungen aussehen, aber generell ist das Interesse da."

Fix soll hingegen schon sein, dass Rossi gegen Ende des Jahres einen Test im BMW M Hybrid V8 fahren wird. Wann und wo ist noch offen. 2024 debütiert BMW den Prototypen in der Le-Mans-Topklasse, nachdem das LMDh-Fahrzeug der Münchner in diesem Jahr bereits seinen Einstand in der nordamerikanischen IMSA-Langstreckenserie gefeiert hatte. Auf die Frage nach einem Start von Rossi 2024 direkt in der gesamtsiegfähigen Hypercar-Klasse winkte Roos eher ab: "LMDh sehen wir nächstes Jahr noch nicht".

Mit diesem BMW M4 GT3 ging Rossi in Le Mans an den Start, Foto: BMW M Motorsport
Mit diesem BMW M4 GT3 ging Rossi in Le Mans an den Start, Foto: BMW M Motorsport

Andreas Roos adelt Rossi: Steile Entwicklungskurve

Rossi beeindruckte seinen Vorgesetzten 2023 nicht nur in Bathurst und Le Mans, sondern auch in der GT World Challenge, wo er an der Seite von Maxime Martin beim Auftakt-Wochenende des Sprint-Championats in Brands Hatch sogar auf das Podium fuhr. Nach zwei Rennen belegt er im Duo mit dem Belgier in der Meisterschaft die fünfte Position.

BMW-Motorsportleiter Roos erklärte, dass die steile Entwicklungskurve von Rossi keine Überraschung sei und sich schon in der letzten Saison abgezeichnet habe, als der ehemalige Yamaha-Pilot noch auf einem Audi R8 LMS GT3 des früheren Audi- und heutigen BMW-Teams WRT an den Start ging. "Uns war klar, dass die Kurve noch weiter und noch steiler nach oben geht. Ich glaube, das ist jetzt der Beweis".

Valentino Rossi träumt schon lange von einem Start in Le Mans, Foto: LAT Images/Alexander Trienitz
Valentino Rossi träumt schon lange von einem Start in Le Mans, Foto: LAT Images/Alexander Trienitz

Valentino Rossi beeindruckt mit Motivation

Doch die reine Leistung sei bei Rossi eine Sache. Roos strich hervor, dass der Italiener ihn auf einer anderen Ebene beeindruckt habe. "Er ist ein akribischer und harter Arbeiter, das finde ich sehr bemerkenswert. Denn er muss ja eigentlich niemandem mehr etwas beweisen, aber er hat sich selbst gesagt: 'Ich will erfolgreich sein'. Ihm geht es nicht einfach nur darum, dabei zu sein, sondern er will die Performance haben hier Rennen gewinnen zu können", sagte Roos.

"Daran arbeitet er hart, und die Arbeit mit ihm macht natürlich auch dem Team und den Ingenieuren viel Spaß", ergänzte Roos. Diese Fähigkeit beeindruckte den BMW-Leiter vor allem angesichts der erfolgreichen Karriere, die Rossi schon im Zweirad-Bereich hingelegt hatte. "Man muss Respekt davor haben, dass er sich das noch alles antut - im positiven Sinne natürlich."