Der Kampf um den Gesamtsieg in Le Mans wird bestimmt von den drei Herstellern Porsche, Audi und Toyota. Doch unter den insgesamt 60 Startern verbergen sich noch ganz andere Teilnehmer, die einen genaueren Blick wert sind. Motorsport-Magazin.com blickt außerhalb des Schattens der großen Drei.

Rebellion Racing: Privatier auf dem Podium?

Rebellion Racing rechnet sich eine Chance auf das Podium aus, Foto: Adrenal Media
Rebellion Racing rechnet sich eine Chance auf das Podium aus, Foto: Adrenal Media

Die Privatier-Wertung der LMP1 fristet so ein bisschen ein Schattendasein. Mit zwei Autos von Rebellion und einem von ByKolles umfasst das Feld der non-hybriden LMP1-Boliden gerade einmal drei Autos. Dennoch könnten gerade die Schweizer für eine faustdicke Überraschung sorgen. In beiden bisherigen WEC-Läufen belegte man die Ränge drei und vier. Dabei profitierte man natürlich von Problemen der Werke - doch genau das ist die Strategie.

"Ich bin überzeugt, dass zumindest eines unserer Autos ohne Probleme durchkommen und damit fix auf dem Podest der Gesamtwertung stehen wird", tönte Dominik Kraihamer im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. Kein Wunder, steht er derzeit mit seinen Teamkollegen Alexandre Imperatori und Matheo Tuscher auf einem phänomenalen zweiten Platz der WM-Wertung.

Der Rebellion-Pilot sieht die Hybrid-Technologie inzwischen am Limit der Zuverlässigkeit. "Wir haben nach den ersten beiden Rennen und diversen Gesprächen mit Kollegen aus den Werksteams das Gefühl, dass es bei allen drei Marken viele Probleme gibt", erklärt er. "Die Hybrid-Systeme scheinen technisch mittlerweile so ausgereizt zu sein, dass jeder Hersteller in diesem Bereich mit der Zuverlässigkeit zu kämpfen hat", glaubt Kraihamer.

Dabei ist die #13 mit Kraihamer/Imperatori/Tuscher zumindest von den Namen her nicht einmal das prominentest-besetzte Fahrzeug. In der #12 sind Nick Heidfeld, Nicolas Prost und Nelson Piquet Jr. aktiv - alle drei sind in der Formel E aktiv, Heidfeld und Piquet waren ebenso in der Formel 1 unterwegs. Der Abstand im Qualifying auf den schlechtesten Werksboliden betrug 3,7 Sekunden. Sollte den Werken etwas passieren, ist Rebellion zur Stelle.

In Zeiten der EM: Fabien Barthez fährt Le Mans

Das Rennen in Le Mans ist für Motorsport-Enthusiasten die Nummer 1 an diesem Wochenende, gleichzeitig findet jedoch noch eine andere Sportveranstaltung in Frankreich statt: die Fußball-EM. Wie könnte man diese beiden Ereignisse besser unter einen Hut bringen, als wenn ein ehemaliger französischer Fußball-Weltmeister in Le Mans fährt? Torwart-Ikone Fabien Barthez fährt im Team des ehemaligen Formel-1-Piloten Olivier Panis. Im Qualifying reichte es für Barthez und seine Teamkollegen Timothe Buret und Paul-Loup Chatin zum zehnten Rang in der LMP2-Klasse.

Rene Rast mit Chancen auf den Klassensieg

Rene Rast kämpft um den Klassensieg in Le Mans, Foto: Adrenal Media
Rene Rast kämpft um den Klassensieg in Le Mans, Foto: Adrenal Media

G-Drive Racing startet von der Pole der LMP2-Klasse in das 24-Stunden-Rennen. Maßgeblich verantwortlich dafür: Rene Rast. Der Deutsche fährt in dieser WEC-Saison für G-Drive und zeigte bereits, warum er den Porsche Supercup gewonnen hat und Teil des Audi-Werksteams war. Aktuell belegen Rast und seine Kollegen Nathanael Berthon und Roman Rusinov in der Gesamtwertung Rang vier der kleinen Prototypen-Klasse. Für Le Mans gab es jedoch eine Änderung. Berthon wurde durch Will Stevens ersetzt, Berthon selbst startet für Greaves Motorsport. Mit Stevens erhält Rast einen Formel-1-erfahrenen Piloten. Die Vorzeichen für das Rennen stehen gut für die #26.

Manor: Die Formel-1-Umsteiger

Der Name Manor ist im Motorsport kein unbekannter. In den vergangenen Jahren war die Bezeichnung vor allem in der Formel 1 vertreten. Auch 2016 ist dies noch der Fall. Der Unterschied: die Gesichter des Teams, Graeme Lowdon und John Booth, wanderten nach einem Streit ab und gehen mit ihrem eigenen Manor-Team in der WEC an den Start. In Le Mans tritt die Truppe nur mit einem Fahrzeug an, da der Einsatz des zweiten Boliden zu spät gemeldet wurde. Bislang präsentiert sich der Rennstall achtbar, in der LMP2-Wertung belegt man derzeit Rang fünf und Rang elf. In Frankreich geht das Trio Merhi/Rao/Graves an den Start. Im Qualifying präsentierte sich Manor erneut stark und geht vom vierten Platz aus ins Rennen.

Ford feiert Comeback mit Staraufgebot

Ford geht mit einem echten Staraufgebot an den Start, Foto: Ford
Ford geht mit einem echten Staraufgebot an den Start, Foto: Ford

Es ist das große Comeback des Jahres. Ford bringt seinen brandneuen GT nach Le Mans, exakt 50 Jahre nach dem historischen Dreifachsieg. Dieser wird zwar nicht möglich sein, der Klassensieg in der GTE-Pro aber ist das Ziel. Dafür setzen die Amerikaner auf Qualität UND Quantität. Gleich vier Autos fahren in Le Mans mit, mehr als jeder andere Hersteller an den Start bringt. Doch nicht nur die Anzahl der Autos beeindruckt.

Das Fahreraufgebot ist gespickt mit weltbekannten GT- und Formel-Spezialisten, die bereits reihenweise Rennen und Titel gewonnen haben. In der #66 sind Olivier Pla, Stefan Mücke und Billy Johnson vertreten. Den Boliden mit der #67 teilen sich Marino Franchitti, Andy Priaulx und Harry Tincknell. Dazu kommt die #68 mit Joey Hand, Dirk Müller und Sebastien Bourdais. Noch nicht genug Starpotential? Einen Boliden gibt es noch. Die #69 pilotieren Ryan Briscoe, Richard Westbrook und Scott Dixon.

Diese Qualität hinter dem Steuer zeigte im Qualifying gleich Wirkung. Ford dominierte komplett und belegte in der GTE-Pro die Ränge eins, zwei, vier und fünf. Auf dieses Ergebnis reagierte der ACO mit einer Anpassung der Balance of Performance. Ford bekommt zehn Kilogramm Zusatzgewicht und muss den Ladedruck der Turbomotoren verringern. Im Rennen wird Ford dennoch eine ganz gewaltige Rolle um den Klassensieg spielen.

Die deutschsprachigen Fahrer in Le Mans

ByKolles setzt auf deutschsprachige Fahrer, Foto: Adrenal Media
ByKolles setzt auf deutschsprachige Fahrer, Foto: Adrenal Media

Insgesamt gehen 24 Fahrer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in Le Mans an den Start. Exakt die Hälfte startet in der Königsklasse LMP1. Porsche bringt Neel Jani, Timo Bernhard und Marc Lieb zum Einsatz. Für ByKolles starten Simon Trummer und Pierre Kaffer. Audi setzt Marcel Fässler und Andre Lotterer ein. Toyota hat Sebastien Buemi mit am Start. Das größte deutschsprachige Lager gibt es bei Rebellion mit vier Fahrern: Alexandre Imperatori, Matheo Tuscher, Dominik Kraihamer und Nick Heidfeld. Drei Fahrer treten in der LMP2 an. Rene Rast startet für G-Drive-Racing, Mathias Beche ist bei Thiriet by TDS Racing mit dabei. Hinzu kommt Nicolas Leutwiler für Race Performance.

Die restlichen neun Fahrer finden sich in den beiden GTE-Klassen. In der Profi-Klasse sind Stefan Mücke und Dirk Müller im prominenten Ford-Aufgebot dabei. Im Dempsey-Porsche ist das österreichische Duo Richard Lietz und Philipp Eng am Start. Hinzu kommt Jörg Bergmeister im Werksporsche mit der #92. Die GTE-Am-Klasse wird bereichert durch Christian Ried, Wolf Henzler und Joel Camathias im KCMG-Team sowie Mathias Lauda und Gary Hirsch bei Aston Martin.