Motorsport in Frankreich hat eine lange Geschichte. Le Mans. Die Traditionsrennstrecke im Herzen Frankreichs. Jedem bekannt durch das legendäre 24 Stunden Rennen. In der Neuzeit spielt außerdem Magny-Cours eine große Rolle. Der Austragungsort des jährlichen Formel 1 Grand Prix. Doch im Südwesten des Landes, am Fuße der Pyrenäen, liegt ein kleines Dorf, welches sich seit Beginn des letzten Jahrhunderts gegen die übermächtigen Rennstrecken im Landesinneren zur Wehr setzt.

Die Ruhe vor dem Sturm, Foto: Hartley/Sutton
Die Ruhe vor dem Sturm, Foto: Hartley/Sutton

Etwa 80.000 Einwohner leben das ganze Jahr in Frieden und Einträchtigkeit, nur im Sommer haben sie ein Wochenende lang Angst, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fällt. In den Straßen der beschaulichen Stadt herrscht dann die Zeit des Donnerns. Doch immer wieder behaupten sich die Einheimischen und spätestens am Montagmorgen sind es nur noch die Vögelchen und provenzialische Minnesänger, die für eine prächtige Geräuschkulisse sorgen.

Seit 1901 werden in den Straßen von Pau Autorennen ausgetragen. Sogar die Formel 1 war schon zu Gast, allerdings nicht im Rahmen der Weltmeisterschaft. Trotzdem lässt sich die Siegerliste sehen. Ascari, Fangio, Clark - sie alle haben sich schon eintragen können. In diesem Jahr kommt die WTCC nach Pau, um die Meisterschaftsläufe sieben und acht auf der seit 1930 unveränderten Strecke zu absolvieren.

Unser Barde Troubadix wird wieder verstummen, wenn die Teams ihren geheimen Zaubertrank in die Monster kippen, welche kurz darauf zum Leben erwachen. Bei den bisherigen Rennen konnten alle vier Marken mindestens einen Sieg einfahren, Alfa und BMW sogar deren zwei. Wer in Pau das Rennen machen wird, ist völlig offen. Zuletzt konnte James Thompson zwei Rennen in Folge gewinnen, doch wie schlägt er sich mit 30 Kilo Zusatzgewicht im 156er? Seat enttäuschte dagegen beim Heimspiel in Spanien. Klappt es in Frankreich besser? Chevrolet fuhr nach den guten Leistungen in Zandvoort nur im vorderen Mittelfeld. Während Nicola Larini viel Gewicht mit sich herumschleppt, geht Rennsieger Alain Menu fast komplett leer an den Start. Nicht zu unterschätzen ist wie immer BMW. Doch Andy Priaulx und Jörg Müller haben die schwersten Autos im ganzen Feld.

Jörg Müller hat in Pau schon gewonnen, Foto: Sutton
Jörg Müller hat in Pau schon gewonnen, Foto: Sutton

Jörg Müller und Pau - da war doch was. Richtig. Müller ist der einzige Pilot der Tourenwagen-WM, der bereits ein Rennen auf dem 2,760 Kilometer langen Kurs gewinnen konnte. "Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich in Pau gefahren bin. Das war 1996. Ich habe dort auf Anhieb in der Formel 3000 gewonnen. Ich erinnere mich noch daran, wie ich mit dem Zweitplatzierten Kenny Bräck alle anderen Fahrer überrunden konnte. Der Kurs wird den Tourenwagen liegen. Es geht oft über die Randsteine, was für einen Stadtkurs eher ungewöhnlich ist", so der Deutsche.

Nicht ganz so gute Erinnerungen hat dagegen Jordi Gene. "Als ich das letzte Mal in Pau gefahren bin, hatte ich einen ziemlich heftigen Unfall. Trotzdem freue ich mich wieder dort hin zurück zu kehren, denn es ist eine unglaubliche Strecke. Es wird richtig schwierig, denn Überholen ist kaum möglich. Die Qualifikation wird sehr entscheidend sein", sagt der Spanier. Um das Gewühl im Zeittraining auf dem weniger als drei Kilometer langen Kurs zu entschärfen, wird die Session von 30 auf 45 Minuten verlängert. Gleiches gilt für die Stadtrennen in Porto und Macau. Auch Genes Markenkollege Gabriele Tarquini weiß, wie schwer das Überholen auf der engen Strecke ist. "Klar, ist es nicht einfach zu überholen, aber es ist auch kein Albtraum. Erst meine Strafe und die Rückversetzung um zehn Startplätze machen es zu einem solchen." Gleiches gilt übrigens für Augusto Farfus, der in Valencia mit Tom Coronel kollidierte. Dieser absolviert in Pau sein 100. Rennen im Tourenwagensport.