Die Rallye Italien mag für Volkswagen in der Vergangenheit ein erfolgreiches Pflaster gewesen sein - Sebastien Ogier ist dort im Polo R WRC bislang ungeschlagen. Doch in den ersten fünf Rallyes der Saison gab es vier verschiedene Sieger von drei verschiedenen Herstellern. Zudem haben mit Ogier als WM-Führenden und Andreas Mikkelsen als WM-Zweiten gleich zwei Volkswagen-Piloten bei der Rallye Italien einen Nachteil durch ihre Startposition.

Laut Volkswagen wurden die Schotterpisten zuletzt bei der Rallye Portugal mit jedem weiteren Auto und pro Prüfungskilometer eine Zehntelsekunde schneller. Keine guten Neuigkeiten für Ogier und Mikkelsen, die 87 Prozent der gesamten Distanz der Rallye Italien die Straßenfeger spielen müssen. Dennoch hofft Ogier, mit einem vierten Sieg auf Sardinien mit Landsmann Sebastien Loeb gleichzuziehen.

"Ich fahre mit viel Selbstvertrauen nach Italien, denn die Saison läuft bislang großartig. Julien und ich waren bei jeder Rallye auf dem Podium und diese Serie möchten wir ausbauen", sagte Ogier. "Auch wenn die Rallye Italien nicht zu meinen absoluten Lieblingsrallyes gehört, habe ich gelernt, sie zu mögen. Die Strecken sind nicht mehr so eng und rau wie früher einmal. Ich bevorzuge ebenere Strecken, bei denen man nicht nur immer das Auto schonen muss."

Wichtiger als das Wettkampfgeschehen ist für Ogier in diesen Tagen jedoch sein Privatleben: Er und Ehefrau Andrea Kaiser werden zum ersten Mal Eltern. "Eigentlich ist der Geburtstermin nach der Rallye, aber man weiß nie. Sollte es während der Rallye kommen, würde ich mich sofort auf den Weg zu meiner Frau machen", stellte Ogier klar. "Das ist ein Moment im Leben, den ich nicht verpassen möchte. Das Team unterstützt mich in dieser Entscheidung zu 100 Prozent."

Mikkelsen: Portugal war wie ein Sieg

Mikkelsen reist auf einem Hoch nach Sardinien, nachdem er Ogier in Portugal schlug und Rang zwei in der Fahrerwertung eroberte. Trotz des Nachteils der frühen Startposition stimmt das Resultat den Norweger zuversichtlich. "Platz zwei in Portugal fühlte sich für Anders und mich fast wie ein Sieg an. Daher reisen wir zuversichtlich zur Rallye Italien", sagte er. "Wir werden auf Sardinien alles daransetzen, ein weiteres gutes Ergebnis einzufahren." Als Mahnmal dient Mikkelsen allerdings das vergangene Jahr, als er sich einmal die Aufhängung brach und ein anderes Mal ein Rad abriss.

Auch Jari-Matti Latvala kennt die Tücken der Urlaubsinsel. "Ich habe mir auf Sardinien zuletzt oft einen Plattfuß eingehandelt - vielleicht auch deshalb, weil ich zu sehr ans Limit gegangen bin. Für dieses Jahr habe ich mir fest vorgenommen, besser auf meine Reifen zu achten", erklärte der Finne. "Mein Ziel ist es, mal wieder auf das Podium zu fahren." Latvala feierte 2009 - damals noch im Ford Focus RS WRC - in Italien seinen ersten Sieg auf Schotter.

Der WM-Sechste befindet sich in einer komplett anderen Situation als seine Teamkollegen, denn er startet später als sie. "Bei der ersten Durchfahrt ist der Schotter auf Sardinien meist sehr rutschig, meine hohe Startnummer kann ein Vorteil sein. Auf der zweiten Schleife haben dann alle Fahrer in der Regel einen sehr guten Grip", erläuterte er seine Ausgangslage.