Lange Zeit war Asphalt Jari-Matti Latvalas Schwachpunkt - bis zum vergangenen Wochenende, als er die Rallye Frankreich für sich entschied. "Wenn man an Spanien 2008 zurückdenkt, als ich einen Ford Focus WRC gefahren habe - da bin ich sechs Minuten hinter Loeb ins Ziel gekommen. Sechs Jahre - das ist eine Minute pro Jahr, die ich weggenommen habe", meinte Latvala.

"Wenn man die Meisterschaft gewinnen will, dann muss man unter allen Bedingungen kämpfen können. Man kann nicht nur ein Spezialist auf Schnee oder Schotter sein", verdeutlichte er. "Man muss ein kompletter Fahrer sein und das ist es, was ich wirklich wollte und worauf ich hingearbeitet habe."

Latvala wählte zwei Wege, um seine Performance auf Asphalt zu verbessern. Zum einen ging er 2010 beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring an den Start. "Das war eine große Hilfe, denn es hat mir die Augen geöffnet", gestand er. "Mir wurde klar, dass mein Fahrstil vollkommen falsch ist. Ich habe den Asphalt nicht richtig genutzt. Ich habe gelernt, die gesamte Breite der Straße zu nutzen und etwas später in die Kurven einzulenken. Ich habe das verstanden, indem ich mir die Linien der Fahrer vor mir ansah", erläuterte er.

Erfahrung hilft

Doch auch abseits der Rundstrecke fand er einen Weg, seine Pace zu verbessern. Als Vorbild nahm sich Latvala keinen Geringeren als Rekordweltmeister Sebastien Loeb, der auf Asphalt nahezu unschlagbar war. "Ich habe mir in Videos seine Linien angesehen und habe gelernt, wie man auf Asphalt fährt", sagte Latvala. "Ich habe von ihm gelernt, dass wenn man sich bei schnellen Abschnitten nicht sicher ist, ob man sie Vollgas fahren kann, es besser ist, vom Gas zu gehen als zu bremsen. Bremsen verschlingt mehr Speed, vom Gas gehen hält die Geschwindigkeit etwas höher und beeinträchtigt die Balance weniger", schilderte er seine Erkenntnisse.

Eine weitere Lehrstunde war die Rallye Deutschland 2014, als der erste Asphalterfolg zum Greifen nah war - und er doch wieder scheiterte. Latvalas Rallye endete am Fuße eines Weinbergs in einem Geländer, nachdem er nach seinem Abflug noch verzweifelt versucht hatte, auf die darunter gelegene Straße zu gelangen und so zumindest weiterfahren zu können. "Ich musste den Fehler in Deutschland machen, um zu verstehen und mich in Führung liegend zu kontrollieren. Es war ein grober Fehler, aber er hat mir das kontrollierte Gefühl verschafft, das ich hier hatte. Die Erfahrung hat geholfen."