Mit einem Sieg im Sprint hatte sich Jorge Martin am Samstag eine Restchance auf die MotoGP-Weltmeisterschaft gewahrt, keine 24 Stunden später endeten jedoch sämtliche Titelhoffnungen im Kiesbett von Kurve vier. Zuvor hatte der Pramac-Pilot bereits WM-Rivale Francesco Bagnaia in Turn 1 beinahe abgeräumt und war anschließend weit zurückgefallen. Beim Versuch der Aufholjagd musste er dann volles Risiko gehen. Die Belohnung blieb aus, es kam zur Kollision mit Honda-Star Marc Marquez.

Was war passiert? Während sich Martin zu Beginn der sechsten Runde im dritten Anlauf an Maverick Vinales vorbeigekämpft hatte, duellierten sich direkt vor ihm Johann Zarco und Marc Marquez. Martin witterte eine Chance griff Marquez in Turn 4 an, kam aber nicht auf gleiche Höhe. Die Folge war, dass der Pramac-Pilot seinen Vordermann am Hinterrad berührte und beide Fahrer zu Sturz kamen. Speziell für Marquez endete der Valencia Grand Prix damit hässlich, denn er wurde per Highsider von seiner Honda RC213V abgeworfen. Er wirkte angeschlagen und musste kurzzeitig zum Check-Up ins Medical-Center.

Martin war dagegen verletzungsfrei davongekommen und schon wenige Minuten nach dem Sturz schon wieder zurück in der Pramac-Box. Dort wurde er von seinem Team für seinen Einsatz beklatscht wurde, anschließend flossen die Tränen. Kurze Zeit nach Rennende sprach der gebürtige Madrilene dann erstmals zu den Medien und reflektierte: "Ich wollte Pecco überholen. Es war keine einfache Stelle, fühlte sich aber nach der besten Möglichkeit an, um das Rennen zu verändern. Dann habe ich aber gesehen, dass es zu kompliziert und riskant wird. Ich wollte hinter ihm bleiben, wurde vom Windschatten aber angesaugt. Ich dachte, dass ich in ihn krachen würde und habe schon einen großen Unfall gesehen."

Jorge Martin sauer: Keine Ahnung, was Vinales da wollte

Glücklicherweise konnte Martin aber doch noch ausweichen, er verfehlte seinen Titelrivalen um wenige Zentimeter. Der Pramac-Pilot ging aber weit und viel bis auf Platz acht zurück. Mit Alex Marquez konnte er kurzen Prozess machen, mit Maverick Vinales aber nicht. "Ich habe nicht ganz verstanden, was Maverick da wollte. Ich kämpfe um die Weltmeisterschaft, er um Platz sechs. Da macht es wenig Sinn, nochmal zurückzuüberholen", zeigte Martin wenig Verständnis. Dadurch ließ er sich dann aus der Ruhe bringen: "Ich habe mich viel stärker als die anderen gefühlt. Vielleicht hätte ich rückblickend etwas geduldiger sein sollen und mir mehr Zeit lassen."

Jorge Martin nach Sturz beim MotoGP-Finale in Valencia
Jorge Martins WM-Traum platzte schon früh im Rennen, Foto: LAT Images

Das tat Martin jedoch nicht, er wollte schnellstmöglich auch an Marquez vorbei. "Ich denke, dass ich die Position bereits innehatte, dann hat er die Bremse aber nochmal geöffnet, als ich schon in der Kurve war", beschreibt der neue Vize-Weltmeister und kritisiert: "Er hat mir die Linie zugemacht, ich konnte den Kontakt dann nicht mehr verhindern. Es tut mir leid, dass er so heftig abgeflogen ist, aber ich konnte nichts machen." Wenig später revidierte Martin dann aber schon wieder: "Es war eine Kombination vieler Aspekte. Es war nicht seine Schuld und es war auch nicht meine Schuld, ich war auf der Innenbahn. Das ist ein Rennunfall."

Marc Marquez zeigt Verständnis: Martin kämpft um die WM

Auch Marquez wollte seinem Kontrahenten, anders als Marco Bezzecchi, mit dem er im Valencia Grand Prix ebenfalls aneinandergeraten war, keinen Vorwurf machen. "Jorge war mit diesem Überholmanöver etwas optimistisch, aber ich kann das verstehen und werde keine Strafe fordern. Ich kann seinen Ansatz verstehen, er sah das Rennen vor sich wegziehen. Mit Maverick hat er sich wahrscheinlich nur aufgewärmt", lachte der achtfache Weltmeister und ergänzte: "Ich kann mir vorstellen, dass er nur das rote Bike in der Ferne [Bagnaia, Anm.] vor Augen hatte. Er musste attackieren, als Rennfahrer kann ich das verstehen. Er kam zu mit und hat sich entschuldigt, jetzt musste ich eben mal einstecken."

Marc Marquez stürzt beim MotoGP-Finale in Valencia
Marc Marquez landete nach seinem Highsider ziemlich unsanft, Foto: LAT Images

Bei Vizeweltmeister Martin geht der Blick bereits wieder nach vorne, er will dem verlorenen WM-Finalrennen nicht allzu lange nachtrauern: "Ich will das jetzt vergessen. Für die Zukunft wird mir das aber sicher eine wichtige Lektion sein. Wir sind als Team noch enger zusammengerückt und können um weitere Weltmeisterschaften kämpfen.