Die MotoGP-Premiere in Indien wird immer mehr zum zweischneidigen Schwert. Während sich der Tross über die große Begeisterung der Inder und gute Anlagen im Paddock erfreut, gab es auch schon Ärger mit den Marshalls. Gleiches lässt sich nun auch für die Strecke sagen. Denn während der Buddh International Circuit nach den Trainings am Freitag fast durchweg als sehr spaßiges und einzigartiges Layout gelobt wird, stellt er für die Fahrer auch eine gewaltige Herausforderung dar. Zwei Faktoren stechen besonders hervor und auf einen davon hat die Rennleitung am Samstagmorgen reagiert.

MotoGP-Fahrer sorgen sich: Gefahr in Kurve 1

"Wir fanden die Strecke ziemlich schwierig, denn es gibt Stellen, an denen man die Kurve nicht sieht. Für mich ist der erste Sektor sehr schwierig, besonders die Kurven 1 und 3", berichtete Aprilia-Pilot Maverick Vinales. Eine Beobachtung, die auch allen Zuschauern nicht verborgen geblieben war. In Kurve 1 schossen die MotoGP-Stars im Sekundentakt über den Scheitelpunkt hinaus und mussten oftmals durchs Kiesbett. LCR-Pilot Takaaki Nakagami zerstörte dort gar seine Honda. Für KTM-Fahrer Brad Binder ist es auf Messers Schneide: "Kurve 1 hier ist für mich eine der kritischsten Kurven, die ich bisher gefahren bin. Wenn man die Bremsmarkierung um ein Haar verfehlt, wird es hektisch."

Takaaki Nakagami stürzt in Kurve eins des Buddh International Circuit
Takaaki Nakagami hatte den schwersten Unfall in der tückischen Kurve 1, Foto: LAT Images

Der Südafrikaner sorgte sich vor allem um den Start. Bei Verbremsern könnte es zu Kollisionen kommen: "Ich hoffe nur, dass alle sauber durchkommen und wir dann zum Kämpfen anfangen können." Selbst der Tagesschnellste Luca Marini hatte Probleme und kam in Kurve 1 zu Sturz. Für ihn ist auch Reifenhersteller Michelin ein Faktor: "Der mangelnde Grip macht es sehr schwierig. Der Reifen, den wir hier haben, ist etwas zu weich auf der linken Flanke. In diesen heißen Temperaturen funktioniert das nicht." Dieses Problem lässt sich laut Marini aber vermutlich für 2024 lösen. Mit den Erfahrungen des Debüts wird Michelin eine bessere Reifenwahl treffen können, für 2023 gab es nur Simulationen.

MotoGP-Glutofen Indien: Selbst in der Box ist es zu heiß

Doch nicht nur der Reifen hat bei solchen Temperaturen Probleme, sondern auch der menschliche Körper. Bei Spitzentemperaturen von 34 Grad und 70% Luftfeuchtigkeit war das Fahren manchmal kaum zu ertragen. "Ich dachte, Malaysia und Thailand waren schon zu viel, aber hier ist es sehr, sehr anspruchsvoll. An manchen Stellen der Strecke hat man das Gefühl, dass man verbrennt. Auf der Gegengeraden ist es unglaublich", klagte Francesco Bagnaia. Die Fahrerkollegen des Weltmeisters stimmen ihm zu. "Es ist sehr heiß und die Strecke ist sehr schwer. Es gibt eine lange Gerade und harte Bremspunkte, das ist hart für den Körper", berichtete Marini.

Doch nicht nur auf dem Bike, sondern auch zwischen den Runs war es schwer auszuhalten. Jorge Martins Pramac-Box verwandelte sich in eine Sauna: "Mit Sicherheit werden wir mit unserem Körper haushalten müssen. Es war sehr heiß da draußen. Im zweiten Training hatte ich ein paar Schwierigkeiten, da war es auch so heiß in der Box. Ich musste rausgehen, um etwas frische Luft zu schnappen, aber da war es auch heiß."

MotoGP-Training aus Indien
Jorge Martin litt auf und neben der Strecke an der Hitze, Foto: LAT Images

Aleix Espargaro machte klar, wann es besonders kritisch werden wird: "Hier fällt es mir wirklich schwer, auf der Geraden zu atmen. Das ist das Hauptproblem, und im Rennen wird es schwierig werden." Am Sonntag stehen statt einem Trainings-Run mit ein paar Umläufen nach einer Entscheidung der Rennleitung 21 statt der ursprünglich 24 geplanten Runden am Stück im indischen Glutofen bevor. Die MotoGP-Fahrer müssen sich auf eine Hitzeschlacht einstellen. Luca Marini hat daher auch schon einen Plan: "Am Sonntag wird es entscheiden, gut zu starten, damit man in frischer Luft fährt."

+++Update: Rennleitung reagiert und verkürzt Renndistanzen+++

Nach dem Trainingsfreitag trafen sich die Fahrer in der Sicherheits-Kommission und diskutierten die schwierigen Bedingungen. Sie forderten eine Reduzierung der Renndistanzen, um die Belastung etwas zu verkleinern. Die Rennleitung reagierte auf den Wunsch der Fahrer, wie am Samstagmorgen bekannt wurde. Die Renndistanzen der MotoGP, Moto2 und Moto3 sind nun folgende:

MotoGP-Sprint: 11 Runden
Moto3-Rennen: 16 Runden
Moto2-Rennen: 18 Runden
MotoGP-Rennen: 21 Runden

Dieser Artikel wurde ursprünglich am Freitag nach dem Training verfasst und am Samstagmorgen nach Bekanntwerden der Entscheidung der Rennleitung aktualisiert.