Aleix Espargaro und Maverick Vinales gelang am Sonntag in Barcelona Historisches: Die beiden Spanier bescherten Arbeitgeber Aprilia im Grand Prix von Katalonien nicht nur das erste Doppelpodest der Teamgeschichte, sondern auch den ersten Doppelsieg. Wirklich in Gefahr geriet dieser geschichtsträchtige Erfolg dabei nie, obwohl auf der Strecke hart gekämpft wurde.

Schon in der ersten Kurve nach dem Restart fanden sich die beiden Werkspiloten Seite an Seite, letztlich setzte sich Vinales durch. Der 28-Jährige überholte anschließend sofort auch Jorge Martin und übernahm die Führung, Espargaro folgte aber auf Schritt und Tritt. Zur Rennmitte musste der dreifache GP-Sieger etwas abreißen lassen, kämpfte sich aber wieder zurück und attackierte vier Runden vor Schluss in Turn 1.

Mit einem harten Manöver drückte er sich auf der Innenbahn vorbei, Teamkollege Vinales musste weitgehen und die Strecke verlassen. Über die Auslaufzone zwischen T1 und T3 kehrte er zurück, knapp eine Sekunde hinter Espargaro. "Das Manöver war am Limit. Der Wind war ziemlich stark, dadurch war es schwer, richtig zu bremsen", entschuldigte sich der Routinier nach Rennende. Die entstandene Lücke konnte Vinales nicht mehr schließen, er musste sich mit Platz zwei begnügen.

Aleix lobt Vinales: Fantastische Beziehung

Das Warten auf seinen ersten Aprilia-Sieg geht also weiter. Dennoch zeigte sich der Spanier am Sonntagabend als fairer Verlierer und freute sich auf über den silbernen Pokal sehr. "Das ist ein unglaubliches Gefühl", begann er: "Natürlich wollte ich gewinnen, aber Aleix hatte heute einfach ein kleines bisschen mehr. Ich muss glücklich sein. Es war toll, dieses Rennen anzuführen. Das letzte Mal liegt schon lange zurück." Tatsächlich führte Vinales letztmals im Jahr 2021, damals noch als Yamaha-Pilot. Es folgten turbulente Jahre, aus denen der Spanier auch dank Teamkollege Espargaro gestärkt herauskam: "Ich habe dann auf Aprilia und mich selbst gesetzt. Mit zwei starken Fahrern kannst du viel mehr erreichen. Wir pushen Aprilia nach vorne, wir können träumen."

Aleix Espargaro und Maverick Vinales bekämpften sich hart, Foto: LAT Images
Aleix Espargaro und Maverick Vinales bekämpften sich hart, Foto: LAT Images

Espargaro selbst fand ganz ähnliche Worte: "Ich würde gerne die Zeit anhalten und den Moment noch ein paar Wochen genießen. Es war ein hartes Rennen, der Druck war enorm. Maverick hat mich ans Limit gepusht. Ich bin sehr stolz auf Aprilia. Man muss nur schauen, wo wir herkommen. Maverick und ich haben heute Historisches geleistet. Wir haben eine fantastische Beziehung und haben dieses Motorrad gemeinsam entwickelt." Auch er erinnerte sich an die nicht allzu ferne Vergangenheit. "Vor drei Jahren waren wir eine Minute hinter dem Sieger, heute feiert wir einen Doppelsieg", jubelt er.

Wie schon Vinales betonte auch 35-jährige Routinier, wie gut die Chemie zwischen den beiden Teamkollegen ist, die zwischen 2015 und 2016 einst schon gemeinsam für Suzuki fuhren. "Maverick ist ein riesiges Talent", schwärmt er. "Er wird immer versuchen, mich zu schlagen. Aber das macht mich zu einem besseren Fahrer. Ich habe zwei Rennen gewonnen, weil er mich ans Limit pusht."

MotoGP-Kuriosum: Aleix und Vinales tauschen Bikes

Dass die beiden Aprilia-Piloten ihre lobenden Worte auch erst meinen, zeigte sich direkt nach Rennende. Vinales gratulierte sofort, anschließend wurde gemeinsam gefeiert. Besonders kurios: Die Spanier tauschten sogar ihre Motorräder und fuhren auf dem jeweils anderen Bike ins Parc Ferme. Was hatte es damit auf sich? "Er war heute an einigen Stellen schneller als ich. Ich wollte wissen, was er anders gemacht hat", lachte Espargaro.

Die Aprilia-Piloten tauschten auf der Inlap ihre Motorräder, Foto: LAT Images
Die Aprilia-Piloten tauschten auf der Inlap ihre Motorräder, Foto: LAT Images

"Ich wusste gar nicht, ob das überhaupt erlaubt ist", grinste auch Vinales. "Wir wollten, dass die Menschen uns verstehen. Ein Fahrer muss geschätzt werden. In diesem Team fühle ich mich respektiert und wertgeschätzt. Das ist der beste Tag meiner Motorsport-Karriere. Es ist wunderbar, all diese glücklichen Menschen zu sehen."