Zum ersten Mal in seiner MotoGP-Karriere konnte Alex Marquez am Samstag einen Sieg in der Königsklasse feiern. Der Gresini-Pilot war zwar "nur" im Sprint erfolgreich, dennoch war die Freude bei dem ehemaligen Moto2-Champion und (auf der Auslaufrunde) auch bei seinem hochdekorierten Bruder ungebrochen.

Der Sieg kam nicht ohne Ansage. Schon im verregneten Qualifying pilotierte der als Regen-Spezialist bekannte Katalane seine Ducati Desmosedici GP22 in die erste Startreihe. Im Rennen kontrollierte er scheinbar das Geschehen, nachdem er bereits in der zweiten Runde die Führung übernommen hatte. Doch im Schlussspurt stand sich Marquez beinahe noch einmal selbst im Weg.

Alex Marquez: Schaltfehler gefährdet Sieg

"Ich beging in Kurve 9 einen Fehler und verschaltete mich. Anstatt im dritten Gang, nahm ich die Kurve im zweiten und verlor damit schnell eine halbe Sekunde", erklärte er seinen Fauxpas. Zuvor hatte er das zehn Runden lange Kurzrennen etwas weniger als eine Sekunde vor Marco Bezzecchi angeführt, in den letzten beiden Sektoren war ihm der Italiener schließlich ganz nah auf den Fersen.

Marquez beruhigte sich: "Zu diesem Zeitpunkt waren wir am Limit des Reifens angelangt, ich sagte mir selbst, dass es schwierig für ihn werden würde, mich zu überholen. Deshalb versuchte ich einfach meinen Speed und meine Linie zu fahren und nahm die Kurven vielleicht ein bisschen enger als normalerweise."

Marquez jubelt in Silverstone: Risiko geht auf

Drei Zehntel rettete Marquez so noch über die Linie. Gewonnen hatte er das Rennen über die Reifeneinteilung. Denn der Ducati-Kundenpilot nahm seine Pneus schon viel früher hart ran. Im Gegensatz zu Bezzecchi, der erst zu spät erkannte, dass der Reifenverschleiß nicht so dramatisch werden würde, wie ursprünglich angenommen.

Auf der auftrocknenden Strecke hatte er die Medium-Regenreifen etwas zu stark geschont, während Marquez nach einer ursprünglich misslungenen Startphase volle Attacke ging. "Ich habe am Start etwas geschlafen, denn nach der ersten Kurve überholten mich viele Fahrer", analysierte Marquez nach dem Rennen.

Nach der ersten halben Runde lag Marquez nur auf Position 5. Doch er nahm das als Weckruf und attackierte umso mehr, um bis zum Ende des zweiten Umlaufs alle vier vor ihm liegenden Fahrer einzusammeln. So legte er den Grundstein zu seinem ersten Sprint-Sieg, der wie zwei seiner drei bisherigen MotoGP-Podien und seine einzige Pole Position im Regen zustande kam.

Rennen am Sonntag trocken: Alex Marquez wieder chancenlos?

Für das Hauptrennen am Sonntag hat es der Wettergott mit dem jüngeren Marquez-Bruder aber nicht so gut gemeint. Denn laut derzeitigen Prognosen soll es am Sonntag trocken bleiben. Trotz aller Euphorie nach seinem Premieren-Erfolg in der MotoGP-WM, rechnet Marquez deshalb nicht damit, im GP auch um seinen ersten "echten" Rennsieg kämpfen zu können.

"Uns fehlt immer noch ein bisschen verglichen mit den richtig schnellen Ducati-Fahrern", kalkulierte er. "Unser Ziel morgen ist ein Platz unter den ersten fünf. Wenn alles perfekt läuft, ist vielleicht ein Podium möglich", hofft Marquez angesichts seiner guten Pace im trockenen Freitags-Training. Mit Startplatz 3 ist die Ausgangslage gut. Von seinem Sieg im Sprint wird er sich im Rennen aber nichts mehr kaufen können.