An der Spitze war der MotoGP-Sprint am Sachsenring längst entschieden. Jorge Martin führte komfortabel, Francesco Bagnaia und Jack Miller hatten ihre Podestplätze sicher. Dahinter ging es jedoch noch ordentlich zur Sache: Brad Binder versuchte alles, um noch am Viertplatzierten Luca Marini vorbeizukommen. Das gelang nicht, stattdessen attackierte plötzlich Johann Zarco von hinten. In Turn 11 drückte sich der Franzose samt Kontakt auf der Innenbahn vorbei.

Die Stewards leiteten gleich nach Sprintende eine Untersuchung ein, entschieden sich letztlich aber gegen eine Strafe. Durchaus verwunderlich, hatten sie sich doch in Le Mans eigentlich mit den MotoGP-Piloten darauf geeinigt, dass es beim Kontakt zwischen zwei Fahrern zur Platzrückgabe kommen soll. Besonders kurios: In der Startphase war es zwischen Zarco und Binder schon einmal zum Kontakt gekommen, damals nach einem harten Manöver vom KTM-Piloten. Diese Szene wurde gar nicht erst untersucht, obwohl Zarco dadurch mehrere Positionen verloren hatte.

Der Pramac-Pilot, der das Ziel nach einer Aufholjagd letztlich als Fünfter erreichte, sah das Ausbleiben einer Strafe für den Vorfall in der letzten Runde deshalb als ausgleichende Gerechtigkeit: "Wir hatten eine kleine Berührung, aber Brad konnte das Bike ganz gut unter Kontrolle halten. Wenn man bedenkt, was am Start passiert ist, können wir das als Unentschieden werten." Ohnehin hält er die Szene nicht für bestrafungswürdig: "Ich war etwas besorgt, dass sie mir eine Strafe geben würden. Das wäre schade gewesen. Ich bin froh, dass ich keine Strafe bekommen habe. Das ist richtig so."

Rückendeckung erhielt Zarco ausgerechnet von Kontrahent Binder, den er mit seinem Manöver in Turn 11 von der Strecke bugsiert hatte. "Es war am Limit", analysierte der Südafrikaner am Samstagabend. "Ich hatte davor aber auch versucht, Marini in Turn 9 zu überholen. Dadurch hatte ich eine engere Linie. Das hat ihm überhaupt erst die Möglichkeit gegeben. Ich konnte ihn nicht kommen sehen, aber es war nicht so schlimm. Das kann passieren. Es ist nur, dass diese Stelle so verdammt schnell ist."

Die 'Wasserfall'-Kurve wird von den MotoGP-Piloten mit mehr als 250 km/h durchfahren, dementsprechend spektakulär fallen Stürze an dieser Stelle aus. "Ich bin glücklich, noch gepunktet zu haben, denn das war beinahe ein Nuller", sagt Binder deshalb. "Ich musste das Bike aufrichten und bin in den Runoff gefahren. Selbst da hat die Front angefangen zu wackeln. Das war schon beängstigend."

Brad Binder lag lange Zeit vor Johann Zarco, Foto: LAT Images
Brad Binder lag lange Zeit vor Johann Zarco, Foto: LAT Images

Zarco klagt: Technischer Defekt am Start!

Dass es überhaupt zum doppelten Kontakt zwischen den beiden MotoGP-Piloten kommen konnte, lag wohl einzig an einem technischen Defekt in der Startphase. Zarco berichtete nach Rennende nämlich, dass seine Starthilfe blockierte und er die ersten drei Kurven mit abgesenktem Bike durchfahren musste. So verlor er an Grip an konnte seine Linien nicht halten. "Ich habe gesehen, wie er in Turn 3 die Front verloren hat. Ich dachte, dass er weitgehen würde, ist aber deutlich weiter innen geblieben als gedacht", beschreibt Binder die Situation, die zum ersten Kontakt führte.

"Das war ziemlich bitter, weil ich eigentlich einen guten Start hatte", klagt Zarco, der als Vierter in die erste Kurve eingebogen war. Die Berührung mit Binder sieht er rückblickend sogar als hilfreich an, denn erst durch den Einschlag löste sich die Absenkung des Bikes. "Danach hat mein Rennen erst begonnen", sagt der Pramac-Pilot. Er setzte zur Aufholjagd und rettete P5 ins Ziel: "In Anbetracht aller Ereignisse bin ich glücklich mit Platz fünf. Ich komme meine starke Pace vom Freitag bestätigen. Das macht mir Hoffnung für morgen."