Riesiges Glück hatte Johann Zarco in der Schlussphase des 2. MotoGP-Trainings am Sachsenring. Der Franzose kam gerade aus der Box, als Marc Marquez beim Anbremsen zu Kurve eins stürzte. Die Honda schlitterte über den Asphalt und traf die Maschine des auf der Außenbahn fahrenden Zarco. Der Pramac-Pilot blieb liegen, die Session wurde mit Roten Flaggen unterbrochen. Seine Ducati wurde völlig zerstört, er selbst kam mit dem Schrecken und Schmerzen in der Hüfte davon.

"Körperlich bin ich okay", gab Zarco am Freitagabend Entwarnung. "Ich habe mein Bike aufgerichtet, als ich Marcs Motorrad kommen gesehen habe. Dadurch hat es zum Glück nur mein Bike und nicht mein Bein getroffen. Ich bin nur heftig auf meine Hüfte aufgeschlagen. Deshalb konnte ich zunächst nicht aufstehen. Es hat sich komisch angefühlt, aber ich scheine keine Brüche zu haben. Ich werde jetzt mit meinem Physiotherapeuten arbeiten, um am Samstag fit zu sein. Das Motorrad ist leider völlig zerstört und meine Mechaniker müssen heute lange arbeiten, um es wieder aufzubauen. Das ist Teil unseres Sports."

Erledigt war der Vorfall damit für Zarco aber nicht. Denn Marquez, der nach dem Crash vorbei an seinem liegengebliebenen Kontrahenten in Richtung Box und seines Ersatzmotorrads sprintete, sah die Schuld am Zwischenfall eher bei Zarco: "Wenn ich einen Fehler mache, dann sage ich das auch. Diesmal bin ich aber verärgert. Wenn jemand das verhindern hätte können, war es Johann. Der Fahrer, der aus der Boxengasse kommt, muss nach hinten blicken. Wenn jemand kommt, besonders in den letzten Minuten, dann musst du in der Ausfahrt stehenbleiben. Es macht keinen Sinn, auf der Linie zu bleiben. Wir haben in dieser Kurve in der Vergangenheit und auch heute Morgen mit Aleix und Quartararo gesehen, dass man dort leicht stürzen kann. Es ist leicht dort die Front zu blockieren und sogar noch mehr, wenn du am Ende des Trainings pushst. Ich habe die Front verloren. Wir hatten beide Riesenglück aus diesem Unfall heil herauszukommen. Ich habe schon von Leuten gehört, die sagen 'Marc ist gefährlich', aber wenn jemand diese Situation vermeiden kann, dann ist es Johann und nicht ich. Ich habe für eine schnelle Runde gepusht. Sorry, aber da kann man stürzen. Ich will ja nicht stürzen, aber das ist heute vielen Fahrern passiert."

Worte, die Zarco so nicht akzeptieren wollte: "Er hätte zumindest zu mir kommen können, als ich am Boden gelegen bin. Ich kann verstehen, dass er zu seinem Ersatzbike wollte, aber die Rote Flagge hätte ihm die Chance gegeben, sich kurz nach mir zu erkundigen. Ich mag Marc und seinen Fahrstil, aber mit seinen Aussagen hat er etwas die Kontrolle verloren. Er sollte lieber nachdenken, bevor er spricht. Überhaupt nur auf die Idee zu kommen, mir die Schuld zu geben, ist inakzeptable. Nur weil ich ein netter Kerl bin, kann man mir nicht für alles die Schuld geben. Bei dem heftigen Crash vor drei Jahren (Zarco kollidierte damals in Spielberg mit Franco Morbidelli, ihre umherfliegenden Maschinen verfehlten Valentino Rossi und Maverick Vinales nur knapp, Anm.) wurde ich von hinten getroffen und trotzdem haben alle gesagt, dass es mein Fehler war. Ich habe nach dem Training heute mit Marc gesprochen. Er meinte nur, dass ihm die Situation Angst gemacht hatte. Seinen Fehler hat er aber nicht eingestanden. Das ist schon etwas traurig."

Marc Marquez muss durch Q1

Marquez schaffte trotz seines Sprints zurück an die Box keine schnelle Runde mit seinem Ersatzmotorrad mehr. Er konnte sich so im Vergleich zum 1. Training nicht verbessern und landete nur auf dem 14. Rang der kombinierten Zeitenliste, wodurch der langjährige Sachsenring-Dominator im Qualifying am Samstag bereits in Q1 ranmuss. Auch Zarco gelang keine Verbesserung im 2. Training, seine Vormittagszeit von 1:20.702 Minuten reichte aber für Gesamtrang zehn und somit dem direkten Einzug in Q2.