Stefan Bradl hob vor wenigen Monaten sein eigenes Förderprogramm für den deutschen Motorradnachwuchs aus der Taufe. Im Juli fiel in Hockenheim mit einem eintägigen Event der Startschuss. Im kommenden Jahr soll das Angebot ausgebaut werden.

Stefan Bradl startet mit seinen Rookie Days durch (04:25 Min.)

"Nächstes Jahr wollen wir mehr Events veranstalten. 2021 gab es drei Veranstaltungen, 2022 sollen es fünf bis sechs sein", erklärte Bradl am Samstag in einem Videocall in Portimao auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

Der Moto2-Weltmeister von 2011 gehörte in den vergangenen Jahren zu den schärfsten Kritikern der verkorksten Jugendförderung im deutschen Motorradsport. In Zusammenarbeit mit Honda Deutschland, seinem persönlichen Sponsor Red Bull und weiteren Partnern will Bradl nun selbstausgewählte deutsche Talente an die Weltspitze heranführen.

"Dieses Projekt war immer langfristig angelegt und nicht nur für ein, zwei Jahre", erklärte er am Samstag. "Ich bekomme fantastisches Feedback aus Deutschland. Alle Partner, die mit an Bord sind, wollen weitermachen. Wir wollen auch die Zahl der Fahrer erhöhen, die wir unterstützen. Es läuft momentan sehr gut."

Neue Alterslimits geben mehr Zeit

Allerdings muss sich das Projekt nach einer umfassenden Regeländerung des Weltverbandes FIM ein wenig umorientieren: Denn in den kommenden beiden Jahren wird das Alterslimit für alle Nachwuchsklassen sukzessive angehoben. Ab 2023 ist ein WM-Einstieg erst ab einem Mindestalter von 18 Jahren möglich, Zugang zum Red Bull Rookies Cup gibt es dann erst ab 15 Jahren. "Die neuen Alterslimits haben uns in eine neue Situation gebracht, die aber nicht schlecht ist", sagte Bradl in Portimao. "Denn nun haben wir mehr Zeit, den jungen Leuten etwas beizubringen und sie aufzubauen, ohne etwas übereilen zu müssen."

Seit 2014 schaffte nur ein einziger deutscher Fahrer den Sprung in die Motorrad-WM: Lukas Tulovic, der 2019 seine einzige Saison in einer der drei offiziellen Klassen bestritt. Aktuell hat Deutschland mit Marcel Schrötter in der Moto2 nur noch einen einzigen aktiven Stammfahrer, Tulovic fährt zudem im MotoE-Weltcup, der bei ausgewählten MotoGP-Events ebenfalls am Start ist.

Die Situation in den deutschsprachigen Nachbarländern ist ähnlich prekär: Nach dem Tod von Jason Dupasquier und dem Rücktritt von Tom Lüthi steht die Schweiz im kommenden Jahr zum ersten Mal seit 2001 ohne einen Fahrer im WM-Stammaufgebot da. Durch das Moto3-Aus von Max Kofler hat auch Österreich seinen einzigen Fahrer verloren.