Was als loses Gedankenspiel begann, ist nun Realität: Danilo Petrucci wagt den fliegenden Wechsel von der MotoGP zur Rallye Dakar. Der 30-jährige Italiener wird bereits im Januar für KTM beim Klassiker an den Start gehen. Das verriet er am Donnerstag im Vorfeld des Aragon-GP.

"Ich kann bestätigen, dass ich mit KTM eine Einigung erzielt habe und 2022 an der Rallye Dakar teilnehmen werde", sagte Petrucci in einem Videocall. "Ich konnte bereits mit dem Einsatzteam von KTM sprechen und kann es kaum erwarten, endlich loszulegen."

Kein Angebot aus der WSBK

Grund für den Wechsel ist nicht nur das Interesse des österreichischen Herstellers sowie Petruccis Neugier für Offroad-Motorräder, sondern auch mangelnde Alternativen. Nachdem in der MotoGP kein Platz mehr für den Italiener war, blieben ernsthafte Angebote aus der Superbike-WM aus.

"Wenn ein Team einen Fahrer will, dann muss es ihm ein konkretes Angebot vorlegen", holte Petrucci aus. "Stattdessen gab es andauernd nur irgendwelche Gespräche. Mit KTM hingegen konnte ich mich innerhalb eines halben Nachmittags einigen. Denn wenn man etwas wirklich will, dann zieht man es durch. Ohne ständig über irgendwelche Sponsoren oder Seilschaften zu diskutieren. Ich habe genug von derartigen Dynamiken."

Dass man sich als MotoGP-Athlet mit einem Wechsel in die Superbike-WM auch gehörig verzocken kann, zeigte erst vor wenigen Tagen das Beispiel von Tito Rabat. Der Moto2-Weltmeister von 2014 beendete seine Debütsaison in der WSBK vorzeitig durch eine einvernehmliche Trennung von seinem Team. Seine weitere Zukunft ist ungewiss.

Kaum Zeit für den Umstieg

Nicht so bei Petrucci, der nun im Rallyesport Fuß fassen will. Auf den Italiener wartet mit der Vorbereitung auf sein Dakar-Debüt ein umfangreiches Programm, das er mit den ausstehenden MotoGP-Einsätzen unter einen Hut bringen muss. "Vor dem Rennen wird es auf jeden Fall zum Training in die Dünen gehen, ich muss in diesem Sport noch so viele Dinge lernen und verstehen", so Petrucci.

"Mit diesen Rallye-Bikes kannst du nur an wenigen Orten trainieren, daher läuft viel der Vorbereitung auf Enduro-Maschinen ab." Bei seinem italienischen Landsmann Jacopo Cerutti (mehrfacher italienischer Enduro-Meister und vierfacher Dakar-Starter) holte sich Petrucci bereits Tipps.

"Er hat mich dazu gedrängt, die Marokko-Rallye (Termin: 7.-13.10; in der MotoGP-Pause zwischen Austin und Misano 2) zu fahren und ich habe tatsächlich bei KTM angefragt. Allerdings wollte man dort, dass ich mich bis Saisonende noch auf die MotoGP konzentriere", führte Petrucci aus. Sechs Rennen hat der zweifache MotoGP-Rennsieger vor seinem Wechsel noch zu bestreiten. Die Rallye Dakar 2022 startet am 2. Januar in Saudi-Arabien.