Es ist eines der ungeschriebenen Gesetze des Motorsports, dass bei einer Kollision eigentlich immer der Unfallgegner schuld ist. Mit dieser Tradition brach am Sonntag in Silverstone Marc Marquez. Er übernahm für den Unfall mit Jorge Martin die volle Verantwortung: "Ich möchte mich bei Jorge und seinem Team entschuldigen. Es war absolut mein Fehler."

Was war passiert? Marquez war in der ersten Runde in Kurve sieben weit gegangen, was Martin für ein hartes aber faires Überholmanöver auf der Innenbahn nützte. In Turn 8 ging aber Martin weit, was auch eine etwas weite Linie in Turn 9 zur Folge hatte. Marquez versuchte, auf der Innenseite durchzustechen, stellt dabei zur Vorbereitung der nächsten Kurve seine Honda sogar noch einmal auf und trifft dabei Martin. Beide Fahrer stürzen. Marquez ist sofort aus dem Rennen. Martin kann seine Ducati noch einmal starten, muss sie dann aber an der Box abstellen.

"Ich war bei diesem Manöver zu optimistisch", gesteht Marquez. "Es war eine komische Situation, weil Quartararo und Martin weit waren und ich erwartet hatte, dass Martin noch mehr auf der Außenseite ist. Deshalb habe ich die nächste Kurve vorbereitet und das Bike aufgestellt. Da habe ich mich einfach verschätzt. Es war definitiv mein Fehler."

Das sah auch Martin so: "Man muss sich nur die TV-Bilder ansehen. Ich war relativ weit innen und habe plötzlich einen Kontakt gespürt. Marc hat sich verschätzt. Er dachte, dass da eine Lücke war, aber die gab es mit Sicherheit nicht. Ich hoffe, er lernt daraus und verbessert sich für die Zukunft." Wie Martin verriet, war Marquez bereits direkt nach dem Crash zu ihm an die Box gekommen und hatte sich entschuldigt - ein schwacher Trost. "Das ist natürlich ein feiner Zug von ihm, aber er hat dennoch mein Rennen zerstört. Das ist das große Problem. Sein eigenes Rennen kann er ja zerstören, aber nicht das von anderen Fahrern."

Martin attackiert Marquez nach MotoGP-Crash in Silverstone (09:13 Min.)

Ob es für Marquez' Manöver eine Strafe geben hätte sollen, wollte Martin nicht beurteilen. "Das ist nicht mein Job", so der MotoGP-Rookie. "Ich hoffe nur, dass die Stewards ihren Job machen. Was ich nicht verstehe: Marc hätte dieses Überholmanöver ja machen können, wenn er weiter innen geblieben wäre. Er hat das Motorrad aber aufgerichtet. Das kann ich mir nicht erklären."

Jorge Martin: Pace für nächstes MotoGP-Podium

Martin fühlte sich auf jeden Fall um ein weiteres Spitzenresultat gebracht: "Dass mein Rennen heute so geendet hat, ist wirklich enttäuschend. Wenn ich mir die Pace so ansehe, hätte ich sicher um Rang zwei kämpfen können. Ob es für den Sieg gereicht hätte, weiß ich nicht. Ich war aber sicher einer der ganz wenigen Fahrer, die an diesem Wochenende viel mit richtig gebrauchten Reifen gearbeitet haben. Das wäre im Rennen sehr wertvoll gewesen."