Seit September 2017 ist Jonas Folger kein Rennen mehr gefahren. Nach dem Grand Prix von Aragon nahm er sich damals eine gesundheitsbedingte Auszeit und sagte schließlich seine Teilnahme an der MotoGP-Saison 2018 mit dem Tech-3-Team völlig ab. Seit Herbst des Vorjahres ist er nun als offizieller Testfahrer für Yamaha im Einsatz, entwickelt somit also die Motorräder für Valentino Rossi, Maverick Vinales und Co. weiter.

Während seine Testfahrer-Kollegen wie Stefan Bradl bei Honda, Michele Pirro bei Ducati, Sylvain Guintoli bei Suzuki oder Bradley Smith bei Aprilia in dieser MotoGP-Saison allesamt Wildcard-Einsätze bestreiten werden, ist ein Rennstart von Folger in der Königsklasse vorerst nicht geplant. Das stellte Yamaha-Motorsportchef Lin Jarvis bereits klar.

Dennoch könnte Folger noch in diesem Jahr sein Renncomeback geben. Er ist als Pilot für das österreichische YART-Team, ein Kundenrennstall von Yamaha, in der Langstrecken-Weltmeisterschaft EWC im Gespräch. Zwar wird man dort, wenn alles nach Plan läuft, an der Stammbesetzung mit Broc Parkes, Marvin Fritz und Niccolo Canepa festhalten, Folger könnte aber als Ersatz zum Zug kommen.

Jonas Folger einer von drei Kandidaten

"Wir haben nicht vor, einen unserer Piloten auszutauschen", stellt Teamchef Manfred Kainz im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com klar. "Wir sind ein seriöses Unternehmen und haben Verträge mit unseren Fahrern, denen wir keinen zusätzlichen Druck machen wollen. Im Rennsport kann aber immer etwas passieren und Fahrer können sich verletzen. Es kann bei uns auch zu Terminkollisionen kommen und dann steht Jonas bei uns ganz oben auf der Liste." Neben Folger sind auch Randy Krummenacher und Loris Baz Kandidaten, deren Verpflichtungen in der Supersport- beziehungsweise Superbike-WM aber natürlich Vorrang haben.

Hat Folger wieder Lust auf Rennfahren?, Foto: gp-photo.de/Ronny Lekl
Hat Folger wieder Lust auf Rennfahren?, Foto: gp-photo.de/Ronny Lekl

Am wahrscheinlichsten scheint ein Einsatz Folgers aktuell beim legendären Bol D'Or in Le Castellet von 20. bis 22. September. Dort könnte nämlich YART-Stammpilot Broc Parkes verhindert sein. Er bestreitet auch die asiatische Meisterschaft und kämpft dort um den Titel. Sollte sein Vorsprung in der Gesamtwertung dort zu diesem Zeitpunkt nicht groß genug sein, muss er für das Bol D'Or passen und das ARRC-Rennwochenende in Sepang bestreiten. Nach vier von zwölf Saisonrennen führt Parkes die Meisterschaft mit 21 Punkten Vorsprung an.

Vorbereitung für Folger entscheidend

"Früher oder später wird man Jonas auf einem unserer Bikes sehen", verrät Teamchef Kainz, der mit seinem Unternehmen ständig in Kontakt zu Folger ist und bereits eine Yamaha R1 für ihn aufgebaut hat. Diese nutzt der Bayer aktuell zum Training bei Track-Days. Ohne gründliche Vorbereitung macht ein Einsatz Folgers aber keinen Sinn, wie Kainz klarstellt: "Dass Jonas ein sehr schneller Fahrer ist, steht außer Zweifel. Langstreckenrennen sind aber etwas ganz anderes als Grands Prix. Hier muss man sehr konstant sein und sich auch mit Gegnern herumschlagen, die in der Nacht vielleicht zehn Sekunden pro Runde langsamer sind. Das sind Grand-Prix-Piloten nicht gewöhnt und deshalb in der EWC oft sehr sturzgefährdet."

Bereits beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans Mitte April war ein Engagement Folgers als vierter Mann im Team geplant. Aufgrund eines MotoGP-Testeinsatzes für Yamaha in Mugello wurde daraus aber nichts. "Sein Job als Testfahrer hat natürlich Priorität, den muss er zu 100 Prozent erfüllen", zeigt Kainz vollstes Verständnis. "Yamaha weiß ja auch um seine Qualitäten. Die Empfehlung, dass er Entwicklungspilot wird, kam ja nicht von irgendwelchen Bürohengsten. Da hat ein gewisser Fahrer mit der Nummer 46 schon ein gutes Wort eingelegt."