In der MotoGP werden Testteams immer wichtiger. Ab 2019 bringt auch Yamaha seine eigene Truppe mit Basis in Europa an den Start. Das bestätigte Teamchef Massimo Meregalli am Freitag während des 1. Training im Livestream auf motogp.com.

"Nächstes Jahr werden wir ein europäisches Testteam haben", sagte der Italiener im Interview mit Boxengassen-Reporter Simon Crafar. "Das wurde beschlossen und bald wird es weitere Informationen darüber geben." Bereits am Donnerstag hatte Yamaha-Motorsportchef Lin Jarvis über die Pläne gesprochen, sich aber noch bedeckt gegeben.

Yamahas Kampf um den Comeback-Sieg

"Wir haben zwar ein Testteam, aber das ist in Japan und arbeitet in erster Linie mit Katsuyuki Nakasuga. Vielleicht müssen wir mehr Energie in unsere Tests stecken, damit wir Fortschritte erzielen." Das erfolgsverwöhnte Yamaha-Team hat seit über einem Jahr Probleme mit dem Motorrad.

Seit nunmehr 19 Rennen ist der Hersteller ohne Sieg - das ist die längste Negativserie seit Einführung der MotoGP-Klasse im Jahr 2002. Länger war Yamaha zuletzt in der Doohan-Ära auf den 500cc-Motorrädern ohne vollen Erfolg geblieben. Zwischen Loris Capirossis Sieg in Eastern Creek 1996 und Simon Crafars Erfolg in Donington 1998 lagen 22 sieglose Rennen.

Die Einsatzfahrer Valentino Rossi und Maverick Vinales drängten schon länger auf bessere Entwicklung ihrer Motorräder. Das neue Testteam begrüßen sie: "Das hilft uns sicherlich bei der Entwicklung. Ich bin sehr glücklich über diesen Schritt", sagte Vinales am Freitag.

Yamaha folgt mit dieser Entscheidung einem generellen MotoGP-Trend. Ducati fing vor Jahren mit einem eigenen Test-Team rund um Michele Pirro an, mit dem Einstieg in die Königsklasse forcierte auch KTM mit einer Mannschaft rund um Mika Kallio diese Strategie.

In der laufenden Saison sprangen auch Honda (mit Stefan Bradl) und Suzuki (mit Sylvain Guintoli) auf den Zug auf. Mit Yamaha und vermutlich auch Aprilia (evtl. mit Scott Redding) werden auch die letzten beiden Hersteller eigene Testteams ins Leben rufen. Für alle arbeitslosen Mororradfahrer ergeben sich somit neue Chancen.

Chance für Jonas Folger?

Das dürfte auch Jonas Folger freuen, der als künftiger Testpilot bei Yamaha im Gespräch sein soll. Folger bestritt im Vorjahr 13 Rennen für das Tech3-Team auf dem Motorrad der Japaner und holte dabei unter anderem einen zweiten Platz am Sachsenring. Zuletzt adelte Valentino Rossi nach seinem Podestplatz beim Deutschland-GP den Bayern.

"Ich habe mir deshalb sein Rennen sehr genau angesehen, seine Linien und sein Setup studiert. Das war für mich eine große Hilfe. Ich wusste, dass ich so fahren muss wie er. Jetzt habe ich tatsächlich das gleiche Ergebnis geholt wie Jonas. Ich glaube, ich muss ihm den Pokal geben", sagte Rossi bei der Pressekonferenz nach dem Rennen.

Am Freitag bestätigte Rossi, dass Folger daher auch ein Kandidat für den neuen Posten des Testfahrer sei: "Dieser Fahrer wird eine entscheidende Rolle spielen. Wir brauchen jemanden, der nicht zu alt und ähnlich schnell wir Maverick oder ich ist. Es gibt ein paar Namen auf unserer Liste: Folger ist einer davon, Smith ein weiterer."

In Brünn wurde auch Vinales gefragt, was er von einem Testfahrer Jonas Folger halten würde. "Jonas wäre gut und es wäre toll, ihn in unserem Testteam zu haben", antwortete der Katalane. "Ich glaube aber, dass Jonas eher Rennen fahren sollte als testen." Das wäre aber dank Wildcards möglich, denn sämtliche Testfahrer bekommen mittlerweile von ihren Werken eine oder mehrere Renneinsätze pro Jahr.

Alleine in Brünn sind mit Bradl und Guintoli zwei Edeltester am Start. Yamaha selbst brachte in den vergangenen Jahren regelmäßig den japanischen Testfahrer Katsuyuki Nakasuga in Motegi an den Start. Für Lin Jarvis ist die Entscheidung über den Fahrer allerdings nebensächlich. "Was wir zunächst brauchen, ist ein guter Plan", sagte Jarvis am Donnerstag in Brünn. "Denn ich glaube nicht, dass wir große Probleme haben, geeignete Fahrer zu finden."