Titelkampf zwischen den Yamaha-Piloten wird entschieden - Rossi vs. Lorenzo: Showdown in Valencia

Ausgangssituation in der MotoGP

Die nackten Zahlen bei einem Blick auf die WM-Tabelle: Valentino Rossi führt das Klassement vor dem Finale mit 312 Zählern an, Jorge Lorenzo rangiert mit sieben Punkten Rückstand auf Rang zwei. Doch die Situation ist durch die Auswirkungen des Sepang-Clashs wesentlich komplizierter. Rossi wurde bekanntlich mit drei Strafpunkten bedacht und muss daher vom letzten Platz starten. Der CAS hat in seiner Urteilsverkündung am heutigen Donnerstag die Strafe bestätigt und folgte somit der Argumentation der Rennleitung. Rossis Chancen auf den historischen zehnten Titel sind dadurch extrem geschrumpft.

Das Momentum

Nach den beiden zweiten Plätzen auf Phillip Island und in Sepang verkürzte Lorenzo den Rückstand wieder auf sieben Punkte. Rossi war zwar in den beiden vergangenen Rennen gut unterwegs, wurde aber jeweils von Straßensperre Marc Marquez empfindlich eingebremst. Hätte Rossi eines der beiden vergangenen Rennen vor Lorenzo beendet, wäre das wohl einer Vorentscheidung im WM-Kampf gleichgekommen. So ist jetzt für Sonntag trotz Rossis Start vom Ende des Feldes immer noch alles in alle erdenklichen Richtungen möglich. Doch Lorenzo wird mit Aufwind nach Valencia kommen.

Das sagt Rossi

"Es wird ein sehr wichtiges und intensives Wochenende. Ich will nur daran denken, was auf der Strecke passiert. Mein Ziel ist es, mit meiner Mannschaft alles in unserer Macht stehende zu erledigen und alles aus jeder Session herauszuholen, damit ich am Sonntag im Rennen bestmöglich vorbereitet bin. Ich warte immer noch auf die Entscheidung des CAS, erhoffe mir aber ein normales Rennen, um gegen Jorge mit gleichen Waffen kämpfen zu können. Es werden sehr viele Fans da sein und darüber bin ich glücklich. Ich werde alles auf der Strecke geben."

Rossis Bilanz in Valencia

Im Vergleich zu den anderen Strecken liest sich Rossis Ausbeute beim Valencia-GP ziemlich schlecht. Über all die Jahre seit der Premiere 1999 konnte Rossi erst zwei Siege (2003 und 2004) einfahren. Besonders bitter verliefen für den Doktor die Rennen 2006 und 2007, bei denen er den Titel (2006) bzw. den zweiten WM-Rang (2007) mit Stürzen verspielte. Neben seinen zwei Erfolgen stand Rossi in Valencia noch sechs Mal auf dem Treppchen. 2002, 2009 und 2014 wurde der Doktor Zweiter. Auf den dritten Rang fuhr Rossi 2005 (damals von Startplatz 15 aus), 2008 und 2010. Dem gegenüber stehen die Ausfälle 2000, 2007 und 2011.

Das sagt Lorenzo

"Wir sind nach einer hektischen und aufregenden Saison nun in Valencia angekommen. Das Ergebnis in Malaysia war gut und wir haben wieder Punkte gutgemacht. Aber ich lasse alles, was passiert ist, hinter mir und konzentriere mich voll auf Valencia, wo sehr viel auf dem Spiel steht. Ich hoffe, die Fans unterstützen uns zuhause und ich hoffe auf ein gutes Rennen. In diesem Jahr habe ich alle drei Rennen in Spanien gewonnen und in Valencia gut abzuschneiden wäre großartig. Ich habe die Wärme der Fans immer mitbekommen und bin mir sicher, wir genießen in Valencia eine große Show. Ich werde alles auf der Strecke geben, um diesen Titel zu holen."

Lorenzos Bilanz in Valencia

Jorge Lorenzo stand 2005 in der 250er-Klasse zum ersten Mal in Valencia als Zweiter auf dem Siegertreppchen. 2006 errang der Mallorquiner in einem nervenaufreibenden Finalrennen seinen ersten WM-Titel in der mittleren Kategorie, als er das Rennen als Vierter beendete. In der MotoGP-Klasse holte Lorenzo zwei Siege (2010 und 2013) und nahm 2009 als Dritter ebenfalls an der Siegerehrung teil. Das war es jedoch schon mit Erfolgserlebnissen für Lorenzo in Valencia. 2011 war er verletzt nicht am Start, 2012 stürzte er auf nasser Strecke in Führung liegend spektakulär. Im Vorjahr gab der Yamaha-Pilot auf, nachdem er sich mit seinem Wechsel auf Regenreifen verzockt hatte.

Prognose: Leichtes Spiel für Lorenzo?

Beide Fahrer haben in Valencia schon schwere Stunden in ihrer Karriere erleben müssen, daher sieht sowohl Rossis als auch Lorenzos Bilanz auf dem verwinkelten Kurs eher mau aus. Eindeutig die besseren Karten hat nun nach der Urteilsverkündung des CAS Jorge Lorenzo. Valentino Rossi wird im Rennen seine Zeit brauchen, bis er sich durch das Feld gekämpft hat, da fällt es auch nicht mehr ins Gewicht, dass der Doktor in allen Sessions ausschließlich am Renn-Setup arbeiten kann. Bei einem normalen Rennverlauf sind die Chancen Lorenzos auf ein Top-2-Resultat nicht gerade gering. Und dann müsste Rossi von 26 auf 3 fahren. Trotzdem: Es ist erst vorbei, wenn am Sonntag gegen 14:45 Uhr die Zielflagge fällt.