Von ihrer Einführung 2010 bis zur Saison 2018 hatte sich die Moto2 praktisch nicht weiterentwickelt. Jahr für Jahr wurden dieselben, etwas brustschwachen 600ccm-Einheitsmotoren von Honda verwendet. Elektronik wurde an den Grand-Prix-Maschinen von Anfang bis zum Ende dieses Zeitraums keine verbaut - auch hier also kein Fortschritt.

Mit der Saison 2019 ist nun aber eine neue Ära in der Moto2 angebrochen. Triumph hat das Motoren-Monopol von Honda übernommen und den Hubraum auf 765ccm. Der neue Dreizylinder leistet rund 140 PS und liefert etwa 20 Newtonmeter mehr Drehmoment als der Vierzylinder von Honda. Das Elektronikpaket von Magneti Marelli beinhaltet unter anderem eine Launch-Control, unterschiedliche Optionen für die Motorbremse und mehrere Motor-Mappings, auf eine Traktionskontrolle wird verzichtet. Die Piloten zeigen sich durchwegs begeistert von der neuen Moto2 - und das schlug sich am ersten Rennwochenende in Katar auch direkt in Zahlen nieder.

Dass der neue Triumph-Motor einige Pferde mehr im Stall hat als sein Honda-Vorgänger, zeigte sich auf der über einen Kilometer langen Start-Ziel-Geraden des Losail International Circuit. Im Vorjahr waren dort Joan Mir und Brad Binder mit 285,6 km/h die Piloten mit dem höchsten Topspeed, 2019 kamen Xavi Vierge und Alex Marquez auf 294,4 Stundenkilometer - 8,8 km/h Steigerung!

Session20182019Unterschied
FP12:01.6011:59.591-2.010
FP22:00.9321:58.635-2.297
FP32:01.9281:59.596-2.334
QP2:00.2991:58.585-1.714
WUP2:01.2871:59.195-2.092
RENNEN40:19.80239:57.109-22.693
TOPSPEED285,6 km/h294,4 km/h+8,8 km/h

Doch die neue Moto2-Generation ist nicht nur auf Geraden ein Fortschritt. In jeder einzelnen der sechs Sessions - 1. bis 3. Training, Qualifying, Warm Up und Rennen - gab es im Vergleich zum Vorjahr eine deutliche Steigerung in der Rundenzeit. Den geringsten Unterschied gab es noch im Qualifying, wo Marcel Schrötter 'nur' 1,714 Sekunden schneller war als Alex Marquez im Vorjahr. Im FP3 war die 2019er-Generation hingegen gleich 2,334 Sekunden flotter, im Schnitt steigerte man sich in den Trainings, Qualifying und Warm Up um 2,09 Sekunden bei Rundenzeiten von rund zwei Minuten.

Etwas weniger deutlich fiel der Unterschied im Rennen aus. 22,693 Sekunden kürzer war der Katar-Grand-Prix der Moto2 in diesem Jahr, was bei einer Renndistanz von 20 Umläufen 1,134 Sekunden pro Runde bedeutet. Das lässt sich wohl vor allem durch die Reifen erklären, die den Fahrern in der Moto2 zur Verfügung stehen. Die mittlere Klasse wird mehr oder weniger künstlich gebremst, Lieferant Dunlop wird von der Dorna dazu angehalten, nicht zu gutes Material zu liefern, um den Abstand zur MotoGP ausreichend groß zu halten (In Katar waren es etwa fünf Sekunden pro Runde). Mehr Leistung in Verbindung mit der fehlenden Traktionskontrolle und in etwa gleich gebliebenem Reifenmaterial bedeuten auf eine volle Renndistanz zwangsläufig schlechteren Grip oder mehr Reifenmanagement.