Die Formel E bekommt neue Konkurrenz im Elektro-Motorsport. Der Motorsportweltverband FIA hat an diesem Mittwoch die Schaffung einer Electric GT Rennserie beschlossen. Die Serie richtet sich direkt an traditionelle und neue Hersteller auf dem Sektor der E-Mobilität. Die Performance der Autos soll ungefähr auf dem Niveau eines aktuellen GT3-Fahrzeuges liegen. Geplant sind Rennen auf permanenten Rennstrecken inklusive Boxenstopps per Fast-Charging.

Laut FIA-Angaben leisten die Autos der Electric GT bis zu 430 kW (ca. 584 PS) bei einem Fahrzeuggewicht zwischen 1.490 und 1.530 Kilogramm. Das sind rund 300 Kilo mehr als bei einem GT-Boliden. Das höhere Mindestgewicht dürfte der Batterie geschuldet sein. Die Akkus in einem Formel-E-Auto wiegen 380 Kilogramm. Auf leichtere Autos will die FIA aus Kostengründen verzichten.

Bei der Beschleunigung von 0 auf 100 hat die FIA eine Dauer von 2,4 Sekunden errechnet. Den Topspeed gibt der Weltverband unter der Leitung von Präsident Jean Todt mit rund 300 km/h an. Hersteller können die Chassis nach eigenen Vorstellungen oder basierend auf einem GT3-Modell konstruieren.

Foto: FIA
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Freiheiten für Hersteller bei Batterie

Im Gegensatz zur Formel E sollen in der Electric GT keine einheitlichen Batterien zum Einsatz kommen. Stattdessen sollen involvierte Hersteller in Zusammenarbeit mit der Firma Saft, einem Tochterunternehmen von Total, ihre eigenen Batterie-Layouts je nach Fahrzeugkonzept bauen dürfen.

Mit den 87 kWh starken Batterie-Zellen von Saft soll eine Rekuperation mit einer Leistung von 700 kW ermöglicht werden. Der gleiche Wert wird für das Fast-Charging angestrebt, bei dem die Autos während eines mehrminütigen Boxenstopps bis zu 60 Prozent ihrer maximalen Kapazität nachladen können.

Hersteller-Freiheiten beim Antriebsstrang

Um die neue Rennserie schmackhaft für Hersteller zu machen, will die FIA den Wettbewerbern zahlreiche technische Freiheiten an die Hand geben. Diesem Kritikpunkt muss sich aktuell die Formel E stellen, nachdem Audi und BMW die Serie laut eigener Angaben wegen des erschöpften Transfers für die Straßentechnologie zum Saisonende verlassen. Auch Mercedes und Jaguar haben sich offiziell noch nicht für das neue Gen3-Reglement beginnend mit der Saison 2022/23 eingeschrieben.

In der Electric GT können die Hersteller ihre eigenen Antriebsstränge entwickeln, die entweder aus zwei oder aus vier Elektro-Motoren bestehen. Sowohl Heck- als auch Allradantrieb soll erlaubt sein. Auch das in der Formel E offiziell verbotene und technologisch aufwendige Torque Vectoring, mittels dem Leistung automatisch an die einzelnen Räder gesteuert wird, will die FIA in der E-GT-Serie zulassen.

Foto: FIA
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FIA-Präsident Todt: Wichtiger Meilenstein

Den Promoter für die Electric GT will die FIA zu gegebener Zeit bekanntgeben. Wann die Rennserie debütieren könnte, ließ der Motorsportweltverband zunächst offen. "Die Vision der FIA ist es, den Motorsport zu einem Labor für nachhaltige Mobilität zu machen", sagt Todt. "Die Ankündigung dieser neuen elektrisch angetriebenen GT-Fahrzeugkategorie ist ein wichtiger Meilenstein für dieses Ziel, da sie den Weg für neue Batterien und Schnellladetechnologien ebnen wird. Ein perfektes Beispiel für unseren Race-to-Road-Ansatz."

Laut Lena Gaade, ehemals siegreiche Audi-Ingenieurin in Le Mans und heutige Präsidentin der FIA GT-Kommission sei das Projekt im Verlauf der vergangenen eineinhalb Jahre ausgearbeitet worden. Gespräche hätten großes Interesse von Herstellern hervorgebracht. Gaade: "Der Markt für leistungsstarke elektrische Straßen-Supersportwagen wächst stetig. Daher war eine Plattform, auf der Hersteller ihre Technologie entwickeln und präsentieren können, dringend erforderlich."