Besser hätte die Premiere des neuen BMW-Werksteams WRT nicht verlaufen können. Gleich beim ersten Einsatz feierten die Belgier bei den 24h Dubai den Gesamtsieg.

In einem spannenden Finale setzten sich letztendlich Schlussfahrer Dries Vanthoor und seine Teamkollegen Jens Klingmann, Diego Menchaca, Mohammed Saud Fahad Al Saud und Jean-Baptiste Simmenauer mit ihrem BMW M4 GT3 gegen das Porsche-Quartett Daniel Allemann, Ralf Bohn sowie die Zwillingsbrüder Alfred und Robert Renauer im 911 GT3 R mit nur 21,761 Sekunden Vorsprung durch.

Damit sorgten sie für den ersten Gesamtsieg des BMW M4 GT3 bei einem 24h-Rennen überhaupt. 2022 hatte das neue GT3-Flaggschiff von BMW M Motorsport bei seiner Rennpremiere in Dubai Rang 21 belegt.

Für Mohammed Saud Fahad Al Saud und Dries Vanthoor ist es nach 2022 (mit Audi) bereits der zweite Gesamterfolg am Persischen Golf, Klingmann, Menchaca, und Simmenauer standen zum ersten Mal auf der obersten Stufe des Siegertreppchens.

Auch die BMW- und 24h-Premiere von Motorrad-Superstar Valentino Rossi verlief mit Platz drei (zwei Runden / 4:26 Minuten zurück) äußerst erfolgreich. Der Italiener, von Rang acht gestartet, wurde im WRT-Schwesterauto noch von Sean Gelael, Max Hesse, Maxime Martin und Timothy Whale unterstützt. Letztgenannter hatte Glück im Unglück, als er mit dem BMW in der dritten Stunde auf einer Ölspur ausrutschte und in einem Reifenstapel einschlug. Dieser Zwischenfall hat Rossi und Co., die ansonsten fehlerfrei agierten, möglicherweise sogar den Gesamtsieg gekostet.

Foto: BMW M Motorsport
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Rossi jubelt: "Das ist ein Zeichen"

"Ich bin sehr happy über den ersten Podestplatz meiner Karriere im Automobilsport - und das im ersten Rennen mit BMW zu schaffen, ist großartig", jubelte Rossi. "Das ist ein Zeichen, ein toller Start. Das Rennen lief gut. Es war nicht einfach, aber ich habe es genossen und das Podest war unser Ziel. Ich hatte von Beginn an ein gutes Gefühl im Auto."

Nach Dubai ist vor Bathurst: Anfang Februar geht Rossi mit WRT-BMW beim legendären 12-Stunden-Rennen auf dem Mount Panorama an den Start. Der Motorsport-Superstar blickte voraus: "Das wird eine große Herausforderung. Das ist ein wichtiges Rennen auf einem sehr hohen Niveau. Ich hoffe, dass wir dort auch konkurrenzfähig sein und um Top-Positionen kämpfen können."

Foto: BMW M Motorsport
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Das siegreiche Quintett legte bei der 18. Auflage des Wüsten-Marathons eine Distanz von insgesamt 3.347,19 Km zurück und verfehlte den 2012 vom Mercedes-Team Black Falcon aufgestellten Rekord (628 Runden) nur um sieben Umläufe.

Zudem sorgte das nach Black Falcon zweiterfolgreichste W Racing Team (drei Gesamtsiege und insgesamt acht Podien) in Dubai noch für eine seltene Erfolgsgeschichte, nämlich den Triumph aus dem Vorjahr zu wiederholen. Dieses Kunststück ist bisher nur dem BMW-Team Duller 2006/2007 und Black Falcon 2012/2013 mit Mercedes-AMG gelungen. Nach den beiden Erfolgen von Duller und einem weiteren von Schubert 2011 sorgte WRT nun für den vierten Gesamtsieg von BMW M Motorsport und den insgesamt achten Podestplatz bei dem Langstreckenrennen in der größten Stadt der Vereinigten Arabischen Emirate.

Foto: BMW M Motorsport
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WRT-Teamchef Vincent Vosse, der vor zehn Tagen seinen 51. Geburtstag gefeiert hatte, freute sich über das nachträgliche Geschenk zu seinem Ehrentag und bezeichnete den erhofften Erfolg als "phänomenalen Sieg" beim Debüt mit BMW, das sogar mit einem Doppelpodest, dem zweiten in Folge, gekrönt wurde.

"Nach dem Qualifying hatten wir das so nicht erwartet, denn es hat uns etwas an Pace gefehlt. Doch die Fahrer und die Crew waren in der Lage, eine großartige Strategie umzusetzen. Das hat uns geholfen, die #7 in Führung zu bringen und dann das Strategiefenster zu verwalten. Das ist hier das Wichtigste, um zu gewinnen", betonte Vosse in einer Pressemitteilung von BMW. "Das Auto war sehr stark und ist problemlos gelaufen. Die #46 hatte zu Beginn des Rennens einen kleinen Kontakt, ansonsten, so denke ich, hätte sie mit der #7 an der Spitze gekämpft. Wir wussten, dass es möglich ist zu gewinnen, wenn das Auto ins Ziel kommt, wir keine Fehler machen und keine Strafen bekommen. Es war die richtige Entscheidung, das Rennen zu fahren statt weiter zu testen - wir haben viel gelernt."

Foto: BMW M Motorsport
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Der nächste Einsatz von WRT mit BMW M Motorsport und Rossi geht am ersten Februar-Wochenende beim Saisonauftakt der Intercontinental GT Challenge (IGTC) mit dem 12-Stunden-Rennen im australischen Bathurst über die Bühne.

Nach ihrem Gesamtsieg 2017 musste sich das Team Herberth Motorsport, das von Startplatz 13 ins Rennen gestartet war, diesmal knapp geschlagen mit Rang zwei begnügen. Damit bescherte die bayrische Truppe aus Jedenhofen Porsche immerhin den insgesamt 15. Podiumsplatz (Rekord) seit 2006 in Dubai.

Die Entscheidung fiel 17 Minuten vor Rennende, als Robert Renauer mit 6,857 Sekunden Vorsprung die Box zu einem kurzen Splash-and-Dash aufsuchen musste. Das nutzte Dries Vanthoor zum entscheidenden Wechsel an der Spitze des Rennens, das die WRT-Mannschaft von Startplatz sechs aufgenommen hatte.

Auf Rang vier hatte ein weiterer Porsche von Grove Racing mit u. a. Werksfahrer Earl Bamber im Ziel drei Runden Rückstand. Der beste Audi R8 LMS Evo II des belgischen Haas Racing Team u.a. mit dem deutschen Nachwuchsfahrer Benjamin Mazatis, Maxime Soulet und Frederic Vervisch lag weitere 44,932 Sekunden zurück.

Enttäuschend verlief das Abschneiden von Mercedes-AMG, die mit beiden HRT-Mercedes aus der ersten Reihe gestartet waren, aber ebenso wie viele weitere Teams schon frühzeitig aufgeben mussten. Mit sieben Runden Rückstand war das US-Team Heart of Racing by SPS auf Position acht bester "Stern"-Vertreter, die allerdings mit der schnellsten Rennrunde (1:59,444 Minuten) glänzten.

Für eine beeindruckende Aufholjagd sorgte das frühere DTM-Meisterteam Phoenix Racing, das nach einem Reparaturstopp in der Anfangsphase zehn Runden verlor und sich von Platz 35 kommend mit u. a. Christer Jöhns und Pierre Kaffer im zweitbesten Audi R8 LMS GT3 Evo II bis auf Rang zehn nach vorne kämpfen konnte.

Interessant ist die Tatsache, dass insgesamt 17 Teams, die nach einem Viertel der Distanz (6h) in den Top 20 lagen, auch am Ende des Rennens eine Position unter den besten 20 Mannschaften innehatten.

In den Top10 platzierten sich allesamt GT3-Teams von BMW (P1 und P3), Porsche (P2, 4, 6, 7), Audi (P5 und 10) sowie Mercedes-AMG (P8 und P9). Beste nicht GT3-Mannschaft und damit auch Klassengewinner war auf den Rängen elf und zwölf das Schweizer Team FACH AUTO TECH mit seinen beiden Porsche 911 GT3 Cup (992).

Apropos Teams: Alarmierend und ein deutliches Zeichen, wie sich Starterzahlen in Corona- und Kriegszeiten negativ entwickeln können, ist das Event in Dubai, an dem in diesem Jahr mit 52 Startern so wenige wie nie zuvor in der Geschichte des Langstreckenrennens seit 2006 teilnahmen!

Auch Hankook hatte in Dubai beim Saisonauftakt der 24H Series powered by Hankook wegen eines Jubiläums Grund zum Feiern: Zum zehnten Mal in Folge seit 2014 war der koreanische Premium-Reifenhersteller als Titelsponsor und exklusiver Reifenpartner Ansprechpartner für mehr als 50 Teams und über 200 Piloten.

Bereits am kommenden Wochenende (20./21.01.) geht das zweite Event der 24H Series powered by Hankook mit einem 6h-Rennen in Abu Dhabi über die Bühne. Es folgen 2023 noch weitere sechs Langstreckenrennen in fünf verschiedenen Ländern: 12h Mugello (25./26.03.), 12h Spa-Francorchamps (06./07.05.), 12h Monza (10./11.06.), 12h Estoril (07./08.07.), 24h Barcelona (15.-17.09.) und 12h Kuweit (06.-08.12.).