Mehr Leistung, weniger Gewicht, ein zusätzlicher Motor und Schnelllade-Boxenstopps: Die FIA gibt einen spektakulären Ausblick auf die nächste Generation der Formel-E-Rennwagen. In ihrer aktuellen Ausschreibung für die Saisons 9 (2022/23), 10 (2023/24) und 11 (2024/25) werden neue Details für das künftige Gen3-Auto bekannt, das den aktuellen Boliden in gut zwei Jahren ersetzen wird.

Öffentlich ausgeschrieben sind die Produktion und Lieferung einer Einheits-Batterie, eines einheitlichen Chassis sowie für die Bereitstellung der Reifen.

Die Rahmendaten haben es in sich: Der Gen3-Rennwagen könnte bis zu 350 kW leisten, was rund 475 PS entspricht. Die aktuellen Autos bringen es auf maximal 250 kW (339 PS). Für interessierte Unternehmen gibt die FIA zwei Leistungs-Szenarios vor.

In Variante A soll die im Rennen freigegebene Leistung 300 kW (407 PS, aktuell: 200 kW) betragen, während im Qualifying sowie im Attack Mode und beim Fanboost 350 kW zur Verfügung stehen. In Variante B geht es etwas gemäßigter zu, hier ist eine Renn-Leistung von 250 kW vorgegeben, wobei im Qualifying sowie mittels der Zusatzantriebe 300 kW anliegen.

Zusätzlich sollen die neuen Formel-E-Autos einige Kilogramm abspecken. Als Zielgewicht gibt die FIA insgesamt 780 Kilo an. Das wären 120 Kilogramm weniger als beim aktuellen Gen2-Auto, das stattliche 900 Kilo Mindestgewicht auf die Waage bringt. Dabei soll allein die Batterie - aktuell 385 Kilo schwer - um 101 Kilo leichter werden.

Im Ausschreibungspaket enthalten ist zudem ein zweiter Elektromotor, angebracht an der Vorderachse. Dieser ist nicht für zusätzliche Leistung zuständig, sondern soll ausschließlich zur Rekuperation genutzt werden.

In Szenario A würden beim Bremsen 350 kW über die Vorderachse sowie 250 kW über die Hinterachse zurückgewonnen werden. In Szenario B sind 250 beziehungsweise 200 kW aufgeführt. Die Autos werden weiter über die Hinterachse angetrieben, von einem viel diskutierten Allradantrieb ist in der FIA-Ausschreibung keine Rede.

Ebenfalls interessant: In Zukunft soll das Fast Charging, also Schnelllade-Technologie, in der Formel E Einzug halten. Dabei würden die Formel-E-Autos während eines Rennens wieder einen Boxenstopp einlegen, wie zur Zeit der früheren Autowechsel. Vorgesehen ist ein 30-sekündiger Boxenstopp im Rennen, während dem die Fahrer 4 kWh nachladen können. Die Ladeleistung ist auf 600 kW (Szenario A) beziehungsweise 450 kW (Szenario B) beschränkt.

Am Starterfeld soll sich in den kommenden Jahren hingegen nichts ändern, vorgesehen sind weiterhin die aktuellen und maximal 24 Rennwagen. Allerdings könnte der Rennkalender in Zukunft weiter anwachsen, in den FIA-Ausschreibungen ist die Rede von bis zu 18 Veranstaltungen pro Saison.

Für ihre Ausschreibungen bezüglich Batterie (aktuell von McLaren), das Chassis (aktuell Spark-Dallara) sowie Einheitsreifen (aktuell Michelin) nimmt die FIA bis zum 31. März 2020 Angebote entgegen. Die Entscheidung über die Vergabe soll dem Dokument nach am 19. Juni 2020 fallen. Die Kosten für ein Kundenfahrzeug - aktuell treten Virgin und Venturi mit geleastem Material an - belaufen sich auf 340.000 Euro.