Nico Müller bleibt der König von Marrakesch! Der Audi-Werkspilot eroberte beim Test der Formel E in Marrakesch den Streckenrekord im letzten Moment zurück.

Der Schweizer flog an diesem Sonntag zur Bestzeit in 1:17.074 Minuten und war damit knapp zwei Zehntelsekunden schneller als Mitch Evans, der zuvor im Training am Samstag vor dem Rennen eine neue Bestzeit erzielte hatte. Damit knackte der Jaguar-Pilot ausgerechnet die Rekordzeit, die Müller vor einem Jahr beim Rookie-Test an gleicher Stelle aufgestellt hatte.

Jetzt ging der Marrakesch-Rekord zurück an Müller. Der DTM-Pilot stellte dabei erneut unter Beweis, wie viel schneller die neuen Gen2-Rennwagen im Vergleich zu ihren Vorgängern sind. 2018 benötigte Müller mit dem Gen1-Boliden noch 1:19.651 Minuten für seine schnellste Runde - mit dem leistungsstärkeren Nachfolger war er 2,577 Sekunden schneller.

"Es ist immer schön, die den Tag als Schnellster zu beenden und auch, den Streckenrekord zurückerobert zu haben", sagte Müller. "Aber es handelte sich natürlich nur um einen Test. Wichtiger war, so viel wie möglich zu lernen. Das ist uns gut gelungen." Und auch nötig: Der amtierende Team-Champion Audi mit seinen Piloten Daniel Abt und Lucas di Grassi ist nur mittelmäßig in die neue Saison gestartet.

Hinter Müller reihte sich James Rossiter im Rennwagen von Techeetah auf dem zweiten Platz ein. Der Brite benötigte 1:17.189 Minuten für seine beste Runde beim Test, bei dem ausschließlich Fahrer antreten durften, die noch kein Formel-E-Rennen gefahren sind. Rossiter erzielte die Zeit ebenfalls in der Schlussphase der zweiten Session, die Audi-Werksfahrer Jamie Green mit roten Flaggen sieben Minuten vor Schluss vorzeitig beendete.

Formel-E-Vergleich: Gen2-Auto gegen Gen1-Vorgänger im Onboard (01:35 Min.)

"Ich saß zum ersten Mal seit 15 Jahren wieder in einem Formelauto", sagte DTM-Pilot Green, der auf Platz 15 fuhr. "Die ersten Runden fühlten sich komisch an, auch wegen des fehlenden Sound. Es ist nicht einfach, diese Autos zu fahren. Sie haben viel weniger Downforce als das, was ich gewohnt bin. Sie haben aber mehr Power als ich erwartet hatte, das ist erstaunlich! Am Ende hatte ich einen Dreher, weil ich etwas über das Limit hinausgeschossen bin."

Antonio Fuoco (Dragon), Nyck de Vries vom Audi-Kundenteam Virgin und Nissan-Werksfahrer Jann Mardenborough komplettierten die Top-5 der kombinierten Zeitentabelle.

Neben Green waren mit Marco Wittmann und Bruno Spengler (beide BMW) zwei weitere aktuelle DTM-Piloten im Einsatz. Während Spengler schon in die Entwicklung des Gen2-Autos involviert war, fuhr der zweifache DTM-Champion Wittmann seinen ersten Test mit dem Elektro-Rennauto. Spengler erzielte die achtschnellste Rundenzeit, Wittmann wurde 19.

"Ich war überrascht, was man als Fahrer im Cockpit alles zu tun hat", sagte Wittmann. "Einfach reinsetzen und schnell fahren - das funktioniert so nicht. In der Formel E stehst du vor ganz anderen Herausforderungen als in konventionellen Motorsport-Klassen wie zum Beispiel der DTM. Deshalb kann und sollte man beide Plattformen gar nicht miteinander vergleichen. Formel E und DTM sind zwei verschiedene Welten - aber beide haben ihren Reiz."

Am Sonntag waren nur 21 Fahrer im Einsatz. Bei Dragon war eigentlich der frühere Formel-1-Fahrer Felipe Nasr eingeplant gewesen. Doch der Brasilianer, der das Wochenende vor Ort verfolgte, konnte sich offenbar nicht rechtzeitig mit dem US-Team einigen und ließ den Test aus. Weiter geht es für die Formel E mit dem dritten von 13 Saisonrennen am 26. Januar in Santiago de Chile.