Für Audi hat das Wochenende in Marrakesch zumindest einen versöhnlichen Abschluss gefunden. Beim Rookie-Test am Sonntag nach dem Rennen erzielte Formel-E-Neuling Nico Müller die schnellste Rundenzeit für das Werksteam aus Ingolstadt. Der etatmäßige DTM-Pilot brach dabei sogar den Streckenrekord, den zuvor Audi-Kollege Daniel Abt am Renntag geknackt hatte.

Müller fuhr in der Nachmittags-Session eine beeindruckende 1:19.651 bei trockenen Bedingungen. Während des Vormittags sorgte leichter Nieselregen für erschwerte Bedingungen. Hinter Müller ordneten sich Pietro Fittipaldi (Jaguar) und das deutsche Top-Talent Max Günther auf den Plätzen zwei und drei im Gesamtklassement ein.

"Ich hatte heute viel Spaß. Meine erste Fahrt in einem Formel-E-Fahrzeug war von Erfolg gekrönt", sagte Müller. "Ich habe das genossen und konnte viele Runden fahren... dazu noch der Schnellste zu sein ist die Krönung. Wichtiger aber ist, dass wir die geplante Arbeit auch absolviert haben. Ich habe meine erste Erfahrung in einer tollen Serie gemacht und auch das Auto war toll."

Günther bei Formel-E-Debüt Dritter

Für einen überzeugenden Auftritt sorgte auch Günther beim Rookie-Test, den nur Fahrer bestreiten durften, die zuvor noch nie ein Formel-E-Rennen bestritten hatten. Der 20-Jährige saß im Boliden von Dragon Racing und erzielte eine persönliche Bestzeit von 1:20.657 Sekunden.

"Das Formel-E-Auto fährt sich ganz anders als die Formel-Autos, die ich bisher kennengelernt habe", sagte Günther zu Motorsport-Magazin.com. "Ich konnte mich super anpassen, kam direkt richtig gut zurecht und habe den ganzen Tag um die Bestzeit gekämpft."

Günthers Teamkollege Andrea Caldarelli sorgte am Vormittag für den einzigen Unfall des Tages. Der Italiener schlug mit seinem Auto in der ersten Kurve in die Streckenbegrenzung ein. Caldarelli musste für den weiteren Verlauf des Testtages auf das zweite Dragon-Auto umsteigen.

Test gespickt mit DTM-Stars

Der erste Rookie-Test in der Geschichte der Formel E war gespickt mit bekannten Rennfahrern. Neben Nico Müller waren auch die drei DTM-Champions Paul Di Resta, Gary Paffett und Bruno Spengler nach langer Zeit wieder in einem Formel-Rennwagen unterwegs. Di Resta erzielte die viertschnellste Zeit des Tages in 1:20.774 Minuten. Paffett wurde Elfter, Spengler Vorletzter. Der BMW-Pilot verzichtete dabei allerdings auf einen Run mit den vollen 200 kW, von denen den Fahrern einige Runden zur Verfügung standen.

"Es war eine große Herausforderung für mich, denn ich saß zuletzt 2004 in einem Formel-Rennwagen", sagte Spengler. "Auch sonst gab es viel Neues, das ich lernen musste. Aber es hat riesigen Spaß gemacht. Das Auto reagiert ganz anders als ich es gewohnt bin. Ich war überrascht, wie viel Power der Motor hat, vor allem wenn man aus der Boxengasse herausbeschleunigt. Ungewohnt war für mich zunächst auch, dass man alle Geräusche hört, was ja sonst wegen des lauten Motors nicht der Fall ist. Du hörst zum Beispiel jedes Mal, wenn das Auto aufsetzt. "

Selbst aus dem Formel-1-Umfeld nutzte ein Fahrer die Chance, erste Erfahrungen mit einem Formel-E-Auto zu sammeln. Ferrari-Junior Antonio Giovinazzi trat für Virgin Racing an und erzielte die siebtschnellste Zeit des Tages auf dem Kurs, auf dem am Vortag Felix Rosenqvist den Marrakesch ePrix gewonnen hatte. Giovinazzi: "Das hat Spaß gemacht. Das Auto ist ganz anders als das, was ich in der Vergangenheit gefahren bin. Es hat weniger Downforce, der Fokus liegt mehr auf dem Bremsen."

Die Top-10 des Rookie-Test in Marrakesch

1. Nico Müller (Audi) - 1:19.651
2. Pietro Fittipaldi (Jaguar) - 1:20.597
3. Maximilian Günther (Dragon) - 1:20.657
4. Paul Di Resta (Jaguar) - 1:20.774
5. James Rossiter (Techeetah) - 1:20.794
6. Daniel Juncadella (Mahindra) - 1:20.874
7. Antonio Giovinazzi (Virgin) - 1:20.876
8. Andrea Caldarelli (Dragon) - 1:20.964
9. Joel Eriksson (Virgin) - 1:20.971
10. Nyck de Vries (Audi) - 1:21.108

Formel E Rookie-Test Marrakesch: Line-up im Überblick

TeamFahrer 1Fahrer 2
Audi Sport ABT SchaefflerNico MüllerNyck de Vries
Dragon RacingAndrea CaldarelliMaximilian Günther
DS Virgin RacingAntonio GiovinazziJoel Eriksson
Mahindra RacingDaniel JuncadellaSam Dejonghe
MS&AD AndrettiBruno SpenglerColton Herta
NIOHarry TincknellAlexandre Imperatori
Jaguar RacingPietro FittipaldiPaul di Resta
Renault e.damsAlex AlbonMitsunori Takaboshi
TecheetahJames RossiterFrederic Makowiecki
VenturiMichael BenyahiaGary Paffett