Sebastien Buemi hat in einem nahezu skandalösen Saisonfinale den Fahrertitel in der Formel E gewonnen - mit einem 16. Platz. Während Prost gefolgt von Abt und D'Ambrosio einen ungefährdeten Sieg einfuhr, wurde die Meisterschaft nach einer Kollision zwischen di Grassi und Buemi in der ersten Kurve in einem Duell um die schnellste Rennrunde und die dafür zu vergebenen zwei Extrapunkte entschieden. Buemi gewann die Meisterschaft mit 155 zu di Grassis 153 Punkten.

Der Rennverlauf: Nach der Kollision zwischen di Grassi und Buemi kamen beide Meisterschaftskontrahenten zum frühzeitigen Fahrzeugwechsel in die Box. Während Di Grassi sofort wieder mit seinem zweiten Auto das Rennen aufnahm, wartete Buemi zunächst ab. Fakt war zu diesem Zeitpunkt, dass die Meisterschaft in einem Wettkampf um die schnellste Runde des Rennens entschieden werden musste, für die es gemäß Reglement zwei Punkte gibt. In Führung lag nach dem Restart in Runde drei Prost vor Heidfeld und Abt. Dahinter ging zunächst Bird an Turvey im Kampf um Rang vier vorbei. In Runde fünf ging auch Vergne an Turvey vorbei. Im Kampf um Platz 14 kollidierte Duval leicht mit De Silvestro.

In Runde sechs war di Grassi bereits dabei, die erste schnellste Runde des Rennens aufzustellen, während Buemi immer noch in der Box war und anscheinend darauf wartete, dass der Zustand der Strecke sich verbessern würde. Sam Bird rollte in Runde sieben aus, was zu einer zweiten Safety-Car-Phase führte. Di Grassi fragte währenddessen, ob das Team das erste Auto vom Start wiederherstellen könne, da er mit seinem zweiten Auto offensichtlich nicht vollends zufrieden war. Das Team konnte ihm diesen Gefallen aber leider nicht tun. Di Grassi steuert daraufhin zunächst die Box an.

Buemi wartet ab

In der neunten Runde wurde das Rennen wieder freigegeben. Im zusammengestauchten Feld kam es zu einigen harten Kämpfen. Frijns fuhr D'Ambrosio ins Heck und beschädigte dabei den Heckflügel des Belgiers. Im Kampf um Platz zwei stand Heidfeld mittlerweile unter massivem Druck von Abt und Vergne. Im Kampf um die schnellste Runde schaltete sich in Runde zwölf endlich auch Buemi ein, während di Grassi weiterhin in der Box verharrte.

Doch auch Buemis Mission wurde nach wenigen Sekunden von der dritten Safety-Car-Phase gestoppt, nachdem Frijns abgeflogen war. Der zweite Restart erfolgte in Runde 14 und Heidfeld ließ überraschend weit auf den in Führung liegenden Prost abreißen. Abt erhöhte sogleich wieder den Druck auf Heidfeld, während Buemi einen zweiten Angriff auf die schnellste Rennrunde startete.

Abt knackt Heidfeld

Auch di Grassi hatte gegen Runde 16 eine weitere Attacke auf die zwei Extrapunkte gestartet. Erstaunlicherweise befanden sich Buemi und di Grassi in unmittelbarer Nähe auf der Strecke, so dass die beiden Konkurrenten sich zunächst nur beobachteten, ohne überhaupt das Tempo anzuziehen. Buemi fuhr sogleich wieder an die Box, da er vermutete, dass di Grassi auf ihn warten würde, um seine Runde zu sabotieren.

Abt hatte mittlerweile, wenn auch mit etwas Gewalt, einen Weg vorbei an Heidfeld gefunden. Und auch Vergne versuchte es mit der Brechstange, doch Heidfeld hatte dazugelernt und hielt seinen dritten Platz. In Runde 18 kamen bis auf Conway alle Fahrer zum obligatorischen Fahrzeugwechsel an die Box. Buemi war mittlerweile auf einer schnellen Runde unterwegs, lief jedoch auf Ma auf. Prost behauptete die Führung auch beim Fahrzeugwechsel, hinter ihm behielt auch Abt seinen Platz. Heidfeld hingegen verlor beim Stopp einen Platz an Vergne.

Buemi verzweifelt an Ma

Buemi war erneut auf einer schnellen Runde - und wieder lief der Schweizer auf Ma auf. Dem E.Dams-Piloten gelang dennoch eine schnellste Rennrunde, die ihm für den Moment die zwei Extrapunkte brachte. Das lag aber nicht daran, dass Buemi schneller fuhr als di Grassi. Der Grund war, dass die Rennleitung di Grassi seine Runde zu diesem Zeitpunkt kurzerhand aberkannt hatte.

Prost hatte seinen Vorsprung in der 22. Runde bereits auf über sieben Sekunden ausgebaut. Heidfeld hatte in der Zwischenzweit weiter an Boden verloren und stand Da Costa offensichtlich ein wenig im Weg. Di Grassi hatte sich wieder in den Kampf um die schnellste Rennrunde eingeschaltet - das nächste Ausrufezeichen setzte aber Buemi. Der Schweizer schraubte seine schnellste Runde um ganze zwei Sekunden herunter und fuhr im Anschluss zurück an die Box.

Di Grassi setzt alles auf eine Karte

Di Grassi erster Konterversuch blieb ohne Erfolg. Buemi wollte sich nicht auf seiner schnellsten Runde ausruhen und versuchte seine Rundenzeit noch einmal zu verbessern. Di Grassi war bei seinem nächsten Versuch auf Bestzeitkurs, doch am Ende fehlten ihm zwei Zehntel auf die Rundenzeit von Buemi. Di Grassi hatte alles auf eine Karte gesetzt und versucht, in einem alles entscheidenden Versuch das Ruder noch einmal herumzureißen. Für einen weiteren Versuch hatte der Abt-Pilot nicht mehr genügend Saft. Buemi hingegen hatte noch ein Ass im Ärmel, und toppte zwei Runden vor Schluss noch einmal seine schnellste Runde um vier Zehntelsekunden - damit war die Entscheidung gefallen.

Nicht nur, weil di Grassi keinen weiteren Versuch mehr starten konnte, sondern auch, da Conway ausgerollt war und so für eine gelbe Flagge sorgte. Prost überquerte die Ziellinie somit als Sieger, dahinter komplettierten Abt und D'Ambrosio das Podium. Vergne, der bis kurz vor Schluss den dritten Platz innehatte, fiel in der letzten Runde ohne Energie zurück. Heidfeld landete auf Rang acht.

Die Top-10:Nicolas Prost gewann den London ePrix vor Abt, D'Ambrosio, Duval, Sarrazin, Senna, Vergne, Heidfeld, Da Costa und Piquet Jr.

Die Startaufstellung:Sebastien Buemi sicherte sich in der Super Pole den ersten Startplatz für das entscheidende Rennen im Titelduell mit Lucas di Grassi - und zog damit in der Gesamtwertung gleich. Der Brasilianer fuhr aber ebenfalls eine starke Qualifikation und landete auf dem dritten Rang. Das Zünglein an der Waage war allerdings Buemis Teamkollege Nicolas Prost, der sich auf Platz zwei qualifizierte und für den Schweizer damit einen guten Puffer zu di Grassi abgab. Di Grassis Teamkollege Daniel Abt landete auf Platz sechs, womit sich Schützenhilfe für den Brasilianer als schwierig erwies. Nick Heidfeld schaffte es ebenfalls in die Super Pole und fuhr auf Startplatz fünf.

Der Start:Di Grassi hat einen super Start, schafft es aber nicht an Prost vorbei. Beim Anbremsen auf Kurve eins dann der Schock: Di Grassi rasselt Buemi ins Heck. Das Rennen wurde daraufhin für die nächsten zwei Runden neutralisiert. In Führung lag Prost, vor Heidfeld und Abt.

E.Dams gewinnt Fahrer- und Konstrukteurstitel

Die Zwischenfälle: Der von einigen gefürchtete Supergau trat am Rennstart sogleich ein: Nach einem guten Start suchte Di Grassi verzweifelt einen Weg an Prost vorbei, doch Buemi an der Spitze bremste verhältnismäßig früh und Di Grassi kollidierte schon in der ersten Kurve mit seinem Meisterschaftskontrahenten. Daraufhin kam es zur ersten Safety-Car-Phase des Rennens. Später erhielt der Brasilianer für den Crash eine 50-Sekunden-Zeitstrafe, die allerdings nichts am Ergebnis veränderte.

In Runde sieben rollte Sam Bird mit einem Defekt aus, sodass das Safety Car zum zweiten Mal auf die Strecke musste. Die dritte Safety-Car-Phase ließ nicht lange auf sich warten: Frijns flog nach einem misslungenen Überholversuch an Duval aus dem Rennen und verursachte damit die nächste Neutralisierung des Rennens.

Die Stimmen der Titel-Gegner

Buemi polterte nach dem London ePrix: "Ehrlich gesagt habe ich keinen Respekt vor diesem Kerl. Wir werden jetzt sehen, wie die Rennleitung entscheidet. Aber ich bin sehr froh damit, was ich getan habe, denn es war genau das richtige." Di Grassi behauptete nach dem Rennen, Buemi hätte früher gebremst als sonst. "Was er gesagt hat, war sehr respektlos", so Buemi weiter. "Erstens lügt er und zweitens hat er einen großen Fehler begangen und versucht jetzt, jemand anderem die Schuld in die Schuhe zu schieben."

Di Grassi äußerte sich zu dem Vorfall wie folgt: "Er hat 50 Meter zu früh gebremst. Ich habe gerade mit Prost gekämpft, als ich merkte, dass Buemi zu früh gebremst hat. Es war zu spät für mich, das Auto unter Kontrolle zu halten und das hat den Zusammenstoß ausgelöst. Wir haben uns die Daten angeschaut und das ist sehr klar ersichtlich."

Der Meisterschaftsstand: Der Gesamtstand nach dem Double-Header im Battersea Park in London ist gleichzeitig auch der Entstand der Formel E 2015/2016. Sebastien Buemi sicherte sich mit den zwei Punkten für die schnellste Rennrunde den Formel-E-Titel. Der Schweizer ist damit der Nachfolger des Premieren-Champions der vergangenen Saison, Nelson Piquet Jr. Das E.Dams-Team von Buemi und Prost sicherte sich zudem den Titel in der Herstellerwertung.

Top-Facts zum Rennen

  • Sebastien Buemi sichert sich Formel-E-Titel
  • Di Grassi kollidiert in Kurve 1 mit Buemi
  • Schnellste Rennrunde entscheidet Titel
  • Prost mit Doppelsieg in London
  • Daniel Abt auf dem Podium
  • Heidfeld verliert Podium