Enzo Fittipaldi gewinnt ein von Safety-Cars und der Strategie bestimmtes Hauptrennen der Formel 2 in Saudi-Arabien. Der 22-Jährige setzte sich, von Platz vier gestartet, gegen Pole-Setter Kush Maini und Sprintsieger Dennis Hauger durch. Es ist der zweite Sieg für den Brasilianer in seinem 65. Start in der Nachwuchsserie und der erste in einem Hauptrennen. Maini steht zum zweiten Mal auf dem Podest, Hauger kann sich über sein zehntes Formel-2-Podium freuen.

Platz vier eroberte Jak Crawford im Dams, der das Podium in einem irren Fotofinish gegen Hauger und den Fünftplatzierten Amaury Cordeel nur um drei Hundertstelsekunden verpasste. Für Cordeel, der auf der alternativen Strategie von einem Safety-Car zur Rennmitte profitierte, ist es in seinem 54. Formel-2-Rennen das zweite Top-5-Ergebnis.

Mercedes-Protégé Andrea Kimi Antonelli musste sich nach einigen harten Zweikämpfen mit dem sechsten Rang vor dem Meisterschaftsführenden Zane Maloney begnügen, der wie im Sprint von Platz 15 eine starke Aufholjagd hinlegte. Der ursprüngliche Sprintsieger vom Freitag, Richard Verschoor, der nachträglich für ein technisches Vergehen disqualifiziert wurde, sammelte ebenso wie Rookie Rafael Villagomez auf P9 seine ersten Punkte der Saison. Den letzten Platz in den Punkten erbte Paul Aron nach Strafen gegen Joshua Dürksen (Vorteil abseits der Fahrbahn verschafft) und den von P3 gestarteten Victor Martins (Kollision mit Aron verursacht).

Pole-Setter Bearman nicht am Start

Oliver Bearman war nicht am Start, nachdem er in Saudi-Arabien Carlos Sainz bei Ferrari in der Formel 1 ersetzt. Der Spanier musste sich einer Blinddarm-OP unterziehen. Im Formel-1-Qualifying am Freitag qualifizierte sich der 18-Jährige sensationell auf der elften Position. Stattdessen rückten alle Fahrer hinter ihm in der Startaufstellung um eine Position nach vorne, Alpine-Junior Kush Maini erbte die Pole Position inklusive der zwei Meisterschaftspunkte für dieselbige.

Schon vor dem Start kam es zum ersten Aufreger. Wie im Freitagsrennen kam auch im Hauptrennen ein Auto nicht vom Fleck, diesmal jedoch schon vor der Formationsrunde. Taylor Barnard im PHM (Startplatz 17) wurde in die Box zurückgeschoben und konnte das Rennen anschließend in Angriff nehmen. Der amtierende Super-Formula-Champion Ritomo Miyata fand sich wiederum in einer inkorrekten Startposition wieder und wurde während dem Rennen mit einer 10 Sekunden Stop-and-Go-Strafe belegt.

Wieder Safety-Car nach Start-Tumult

Am Start verteidigte Maini die Führung vor Crawford und Fittipaldi, der sich ebenso wie Antonelli einen Platz nach vorne arbeiten konnte. Martins verlor hingegen direkt zwei Positionen. Wie im Sprint waren die Rennbedingungen nicht von Dauer. Red-Bull-Junior Josep Maria Marti verlor ausgangs von Kurve 2 die Kontrolle über seinen Campos und blieb nach einem Dreher und einigen Kontakten mit anderen Autos auf der Strecke stehen, wodurch das Safety-Car ausgerufen wurde.

Leidtragender war unter anderem Roman Stanek, der sein Auto ebenso abstellen musste. Auch für den amtierenden Formel-3-Champion Gabriel Bortoleto war das Rennen nach nur einer Runde beendet. Schon beim Start kam er schlecht weg, wobei sein Auto ordentlich Rauch entwickelte. Anschließend stellte er sein Fahrzeug in der Boxengasse ab. Die meisten Positionen am Start machte Juan Manuel Correa gut, der von Platz 16 auf den zehnten Rang nach vorne sprang.

Nachdem das Rennen am Anfang der 4. von 28 Rennrunden wieder freigegeben wurde, eröffneten die auf dem Supersoft-Reifen gestarteten Crawford, Hauger, Verschoor und Aron drei Runden später die Boxenstopp-Phase und wechselten auf den Medium-Reifen. In der darauffolgenden Runde folgte auch der Rest der Spitze, Correa übernahm die Führung. Die Overcut-Strategie stellte sich als richtige Entscheidung heraus, nahezu alle zuvor in die Box gekommenen Fahrer verloren Positionen nach den Stopps.

Zweites Safety-Car stellt das Rennen auf den Kopf

An der Spitze arbeitete sich Fittipaldi langsam an Maini heran, nachdem dieser nach dem Restart zunächst klar die Führung übernommen hatte. In der 13. Runde war es soweit: Der Brasilianer bremste sich in Kurve 1 an dem Inder vorbei auf zu diesem Zeitpunkt Platz vier, übernahm virtuell jedoch die Führung.

In der 15. Runde wurde zum zweiten Mal am Samstag das Safety-Car ausgerufen. Williams-Junior Franco Colapinto, der zu diesem Zeitpunkt auf Position elf lag, berührte in der Runde zuvor in der letzten Kurve die Mauer. Daraufhin drehte er sich in der ersten Kurve mit einem dadurch verursachten Reifenschaden.

Zu den Profiteuren des Safety-Cars zählten Amaury Cordeel und Taylor Barnard auf der alternativen Strategie: Sie nutzten die Safety-Car-Phase, um ihren Pflicht-Boxenstopp zu absolvieren und behielten so die Positionen zwei und drei hinter Correa, der seine Reifen nicht wechselte.

Red-Bull-Junior Hadjar erleidet erneut Defekt

Ende der 18. Runde wurde das Rennen abermals neu gestartet. Gleich am Restart ging Fittipaldi an Barnard vorbei und übernahm Rang drei. Red-Bull-Junior Hadjar litt wie schon im Sprint unter technischen Problemen und fiel erneut aus einer komfortablen Position in den Punkterängen.

Barnard konnte die Supersoft-Reifen nicht nutzen: Der Rookie wurde innerhalb von nur wenigen Runden aus den Punkterängen katapultiert, während sich Cordeel wacker an der Spitze hielt und zwischenzeitlich sogar in Führung ging. In der 22. Runde dann das entscheidende Manöver: Fittipaldi bremste sich in Kurve 1 mit einem spektakulären Bremsmanöver an Cordeel und Correa gleichzeitig vorbei.

In der 24. Runde wurde das virtuelle Safety-Car ausgerufen, nachdem ein weiterer Williams-Junior die Kontrolle über seinen Boliden verloren hatte. Zak O'Sullivan drehte sich in Kurve 1 und blieb stehen. Doch die Marshalls reagierten schnell und das Rennen wurde kurz darauf wieder freigegeben.

Zu Ungunsten von Cordeel: Er verlor Platz zwei an Maini. Drei Runden vor Schluss kam schließlich auch Correa zu seinem Boxenstopp und fiel auf Platz 14 zurück. Fittipaldi gewann schließlich mit mehr als acht Sekunden Vorsprung auf Maini, während sich dahinter Cordeel mit Crawford und Hauger einen packenden Kampf um P3 lieferte. Am Ende trennten die drei Fahrzeuge lediglich rund anderthalb Zehntel. In der Meisterschaft behält Maloney die Führung, jetzt vor Fittipaldi und Hauger.

Formel 2 Saudi-Arabien: So geht es weiter

Das nächste Wochenende der Formel 2 findet bereits in zwei Wochen statt. Dann stattet die Nachwuchsserie zum zweiten Mal dem Albert Park in Australien einen Besuch ab. Auch die Formel 3 kehrt nach einer dreiwöchigen Pause zurück, in welcher der Deutsche Tim Tramnitz nach dem ersten Rennwochenende die zweite Position in der Meisterschaft belegt.

Übersicht: Die Top-10 der Formel 2 nach dem 3. Saisonrennen

Pos.FahrerTeamPunkte
1Zane MaloneyRodin47
2Enzo FittipaldiVan Amersfoort32
3Dennis HaugerMP Motorsport31
4Paul AronHitech29
5Kush MainiInvicta27
6Josep Maria MartiCampos26
7Jak CrawfordDams24
8Gabriel BortoletoInvicta15
9Zak O'SullivanART14
10Andrea Kimi AntonelliPrema12