Nach den 78 Runden am letzten Sonntag drängte sich mir ein Gedanke unweigerlich auf: Wenn es nicht Monaco wäre, wäre dieser Grand Prix im nächsten Jahr nicht mehr ausverkauft. Wenn es nicht Monaco wäre, würden jetzt alle darüber herziehen. Wenn es nicht Monaco wäre, würde man im nächsten Jahr vielleicht gar nicht mehr hier fahren.

Monaco lebt vom Drumherum - auf der Strecke war diesmal gar nichts los und ist unter solchen normalen Umständen eben auch nichts möglich. Überholmanöver ohne Fehler eines anderen? Unmöglich. Positionswechsel ohne technische Defekte? Unmöglich. Platzverbesserungen ohne Chaos und Safety Car? Unmöglich. Da ist es kein Wunder, dass im Rennen nichts passiert ist. Selbst wenn ich mich anstrenge, fällt mir nichts ein, was im Rennen erinnerungswürdig gewesen wäre. Das sagt alles. Spannend sieht anders aus, aber es ist eben Monaco, da regt sich keiner drüber auf. In der F1 zählt eben auch die Verpackung, aber es wäre auch nicht schlecht, wenn sich zwischendurch mal ein paar Autos überholen würden.

Nach dem Rennwochenende war fast mehr los. Was die FIA mit ihrer Untersuchung gegen McLaren genau wollte, wusste außer ihr und den britischen Medien wohl niemand... Aus meiner Sicht haben Alonso und Hamilton das ganze Rennen gepusht und Gas gegeben - bereits ab dem Freien Training. Genau das sollen sie: Rennen fahren, kämpfen, aber wenn sie sich dann gegenseitig abschießen oder durch einen Fehler einen sicheren Doppelsieg wegschmeißen, lachen sie alle aus, dann ist das Geschrei noch größer als es jetzt schon war.

Sportlich gesehen war vor allem eines auffällig: McLaren hatte das ganze Wochenende fest im Griff. Mit einer solchen Dominanz konnte niemand rechnen. Monaco stellt andere Anforderungen an die Autos, die Aerodynamik ist nicht so wichtig, das war bekannt. Aber so einen Riesenvorsprung auf Ferrari konnte niemand erwarten. Schließlich lagen Ferrari und McLaren an den ersten vier Wochenenden relativ eng beisammen. In Monaco war McLaren aber nicht nur etwas besser, sie fuhren in einer eigenen Liga.

Bei Ferari hatte Felipe Massa wieder einmal die Nase vorne. Entgegen den Vorhersagen vieler Massa-Kritiker war es nicht der Brasilianer, der den Fehler beging. Ihm wurde immer nachgesagt, dass er noch nicht ausgebufft genug sei, noch zu viele Fehler begehe. Doch im Qualifying knackste Kimi Räikkönen seine Aufhängung an und zerstörte damit sein Wochenende. Im Rennen war von so weit hinten nichts mehr möglich - ohne Unfälle, Safety Car, Fehler, Defekte und ein überlegenes Auto hatte er keine Chance auf eine Aufholjagd. Platz 8 war das Maximum.

In Kanada kann das Bild schon wieder komplett anders aussehen. Die Gegensätze könnte kaum größer sein - hier der enge Straßenkurs, dort der Bremsenmordende Stop-and-go-Kurs. In Montreal wird Ferrari wieder zur alten Stärke auffahren, es wird also wieder einen harten Kampf zwischen Rot und Silber geben - es bleibt allerdings abzuwarten, wer die Nase vorne haben wird. Getestet wird zwischen Monaco und Montreal nicht mehr, dass heißt die Testarbeit wurde bereits beim Le Castellet Test vor zwei Wochen absolviert. Da war McLaren schnell unterwegs. Vielleicht haben sie nicht nur für Monaco einen Riesenschritt gemacht, sondern auch einen großen für einen "normalen" Kurs.