Nach dem Saisonauftakt in Übersee verfiel die Formel 1 Welt in einen plötzlichen Urlaubs-Frühlingsschlaf. Die FIA veranlasste dies sogar dazu, das geplante Meeting der eingetragenen Teilnehmer für die Saison 2008 am Montag abzusagen. Zwei Teams sorgten dennoch für mehr oder minder großes Aufsehen. Eines haben beide gemeinsam: Sie vertrauen auf die Power von Toyota-Achtzylindern.

Die große Schockmeldung der Woche war der Abgang von Toyota-Technikchef Mike Gascoyne aus Köln-Marsdorf. Besonders bemerkenswert sind daran zwei Dinge. Erstens, dass die Japaner den Abgang erst nach einem Tag öffentlich bestätigten und sich sogar erst noch später dazu äußerten. Zweitens, dass die Trennung gerade nach jenem Rennen erfolgte, das eine überraschend gute Performance der Weiß-Roten hervorbrachte.

Ebenso überraschend wie die Entlassung des offiziell Technischer Direktor (Chassis) bezeichneten Gascoyne war, las sich die Begründung für die getrennten Wege der Japaner und des Briten: Eine unterschiedliche Auffassung der Entwicklungsarbeit im technischen Bereich habe zur Trennung geführt, verlautbarte das Team offen.

Nichtsdestotrotz bleibt der Zeitpunkt rätselhaft: Schließlich konnte Toyota in Melbourne erstmals eines seiner Ziele für 2006 erfüllen - Ralf Schumacher war als Dritter der beste Bridgestone-Pilot. Natürlich muss beachtet werden, dass Ralf ohne den Reifenfehlgriff der Scuderia Ferrari oder die vielen chaotischen Gegebenheiten des Australien GP nur sehr schwer in diese Situation gekommen wäre. Aber dennoch: Toyota konnte in Downunder erstmals in dieser Saison ansatzweise den Erwartungen und hohen internen Ansprüchen gerecht werden.

Was nach der politischen Entscheidung des Gascoyne-Abgangs aus dem System Gascoyne wird, steht noch nicht fest. Zumindest Renault hat bewiesen, dass ein Rennstall auch nach dem Abschied des großen Organisators Erfolg haben kann. Nicht umsonst gewannen die Gelb-Blauen ihre beiden WM-Titel im letzten Jahr ohne den Bulldog genannten Technikboss am Kommandostand.

Seine Arbeitsweise mit zwei parallel arbeitenden Designteams für das aktuelle und das nächstjährige Auto wird bei Renault auch ohne den "Meister" fortgesetzt. Auch bei Toyota dürfte das so sein: Die Japaner haben immerhin noch mehr Ressourcen als die Franzosen um dieses System optimal umzusetzen. Ob die Taktik bereits in Monaco einen TF106B einzuführen, wirklich klug war, werden wir erst im Fürstentum sehen. Die Fahrer werden einem verbesserten Boliden sicherlich entgegenfiebern. Denn die Performance-Steigerung von Melbourne beruhte auf den verbesserten Reifen.

Beinahe ebenso überraschend, aber sehr viel weniger beachtet kam in der letzten Woche der Rücktritt von MF1-Sportdirektor Adrian Burgess. Der Brite hatte sein Amt erst vor einem knappen Jahr von seinem ehemaligen Chef Trevor Carlin übernommen und hinterlässt somit einen faden Beigeschmack: Warum verließen zwei F3-erfahrene britische Sportdirektoren innerhalb kurzer Zeit das neue Team von Colin Kolles und Alex Shnaider?

Die offiziellen Aussagen gaben darüber nicht wirklich Auskunft, aber die Gerüchteköche finden an solchen Situationen sehr viel Gefallen; insbesondere da Midland nicht gerade den besten Ruf genießt. Was das alles mit Toyota zu tun hat? Ganz einfach: MF1 Racing setzt Kunden-V8-Triebwerke der Japaner ein. Mit diesen ist man aber absolut zufrieden - und das darf man auch sein. Nicht umsonst sagte MF1-Marketingchef Manfredi Ravetto zu uns: "Ihr könnt alles schreiben, nur nicht, dass wir mit den Toyota-Motoren unzufrieden sind." Dafür sind die Triebwerke einfach zu zuverlässig und gut. Eigenschaften die in den ersten drei Rennen nicht immer auf den M16 zutrafen.