Adrian Newey bestimmt im Vorfeld des Miami GP die Schlagzeilen. Seit zwei Tagen besteht Gewissheit, dass der Staringenieur Red Bull in naher Zukunft verlassen wird und eine neue Herausforderung sucht. Seitdem häufen sich die Spekulationen. Wo könnte es den 65-Jährigen hinziehen?

Ferrari gilt zwar weiterhin als Favorit, doch nun hat auch Williams seinen Hut in den Ring geworfen. Auf den ersten Blick ein optimistisches Unterfangen. Zwar befindet sich das einstige Erfolgsteam der 90er-Jahre seit dem Amtsantritt von James Vowles in einer Frischzellenkur, von den Erfolgen vergangener Tage ist Williams allerdings weiterhin meilenweit entfernt. Null Punkte nach den ersten fünf Rennen, ein peinlicher Chassis-Engpass in Australien... nicht gerade die attraktivste Option für ein Kaliber wie Newey.

Adrian Newey und Williams: Zurück in die Zukunft?

Dennoch rechnet Williams Teamchef Vowles Chancen auf den Ingenieur aus. Punkten will der ehemalige Mercedes-Strategiechef vor allem mit Nostalgie. Es war einst Williams, bei dem Newey erste Bekanntheit im Formel-1-Fahrerlager erlangte. Von 1991 bis 1996 arbeitete der Ingenieur bereits bei Williams und baute die Weltmeister-Boliden unter anderem von Nigel Mansell und Alain Prost.

"Es war eher ein lockeres Gespräch, in dem ich sagte, dass es eine schwere Entscheidung gewesen sein muss und in dem ich im Grunde nur ein zusätzliches Gespräch über alles Mögliche führen wollte", bestätigte Vowles erste Gespräche mit Newey. "Aber aus Williams' Perspektive ist das natürlich das Team, bei dem seine Karriere so richtig an Fahrt aufgenommen hat."

Daraufhin überschüttete Vowles den stark umworbenen Ingenieur mit Komplimenten. "Er ist eine unglaubliche Persönlichkeit, die in der Sportwelt große Anerkennung genießt und dafür bekannt ist, der beste Designer auf seinem Gebiet zu sein", erklärte Vowles.

Mit Williams kam Newey einst ganz groß raus, Foto: Sutton
Mit Williams kam Newey einst ganz groß raus, Foto: Sutton

"Das [Neweys Abgang, d. Red.] wird einen Einfluss haben, daran besteht kein Zweifel. Inwieweit er bei Red Bull involviert war oder nicht, kann ich nicht sagen, da ich dort nicht eingeweiht war. Aber was ich sagen kann, ist, dass es einen Einfluss haben wird. Natürlich wird es das, bei jemandem mit seinem Charakter und seiner Stärke."

"Es gibt kein Team, einschließlich McLaren und Red Bull, bei dem er nicht einen bedeutenden Beitrag geleistet hat, und ich denke, dass jeder hier dumm wäre, der nicht zumindest ein Gespräch mit ihm beginnen würde", fuhr Vowles, dessen Team in Miami endlich wieder über ein Ersatzchassis verfügt, fort.

Vowles wirbt für Williams: Eine Familie ohne Politik

Der Teamchef nutzte daraufhin die Gelegenheit und machte auf der Teamchef-Pressekonferenz kräftig Werbung für sein Team. "Ich denke, wir sind ein Team ohne Politik, ein kleines Team, das versucht, wieder an die Spitze zu kommen, und ich denke, es könnte sehr gut zu jemandem passen, der sich einer solchen Herausforderung stellen möchte", antwortete Vowles auf die Frage, was Williams dem Staringenieur im Vergleich zu den anderen Teams bieten könne. Die politischen Machtkämpfe sollen der treibende Faktor hinter der Trennung zwischen Newey und Red Bull sein. Bei Williams geht es dafür deutlich familiärer zu, versichert Vowles.

"Darüber hinaus ist das Großartige an Williams, dass es sich den familiären Charakter bewahrt hat. Wir werden nicht von einem Einzelnen angetrieben, sondern von einer Gruppe von Individuen, die dabei sein wollen. Es geht um echten Rennsport, und das kommt ihm hoffentlich zugute", erklärte Vowles den Mythos Williams.

Adrian Newey zu Aston Martin? Mike Krack blockt ab

Auch Aston Martin soll gesteigertes Interesse an Adrian Newey haben. Einzelnen Medienberichten zufolge soll Teambesitzer Lawrence Stroll bereits vor Wochen mit einem Mega-Angebot an den Noch-Red-Bull-Mann herangetreten sein. Aston Martin erhofft sich mit der Personalie Newey das letzte Puzzleteil auf dem Weg zum Formel-1-Weltmeistertitel. Mit Fernando Alonso wollte der Ingenieur sowieso schon immer zusammenarbeiten, wie er in einem Interview im vergangenen Jahr verriet.

Auf die mediale Spekulation rund um Newey und Aston Martin wollte Teamchef Mike Krack allerdings nicht eingehen. "Wenn so jemand wie Newey ein Team verlässt, verursacht das immer Aufruhr. Ich denke, wir haben über nichts anderes, die letzten zwei Wochen in den Medien gesprochen, was gut ist, weil wir über die Formel 1 sprechen. Aber ich habe schon vor ein paar Wochen bestätigt. Ich denke, es war eine klare Antwort, aber niemand hat sie wirklich ernst genommen. Wir sind recht zufrieden mit unserem technischen Team", blockte der Teamchef ab.

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