Ist 2024 in Maranello Understatement angesagt? Die große Ferrari-Show ist bei der Präsentation des neuen Formel-1-Autos diesmal wohl nicht zu erwarten. Obwohl der Launch an sich womöglich für massive Umbrüche steht. Vor allem auf technischer Seite. Es heißt Tiefstapeln vor einem kritischen Jahr für die Scuderia.

Key Facts zur Präsentation von Ferrari

  • Name: SF-24
  • Wann? 13. Februar 2024, 12:00 Uhr
  • Wo? Maranello
  • Wie? Video-Premiere & Presserunden
  • Was ist neu?
    - Alles? Große Konzept-Schau bei Ferrari
    - Carlos Sainz auf dem langen Weg zur Tür
  • - Die Lackierung?

Weg mit dem Konzept: Großer Konzept-Umbau bei Ferrari erwartet

Die drei "alteingesessenen" Topteams Ferrari, Mercedes und Red Bull starteten mit drei unterschiedlichen Konzepten in die moderne Ground-Effect-Ära. Mit drei sehr unterschiedlichen Auswirkungen. Während Red Bull (sofern man so etwas auf eine einzelne simple Aussage reduzieren kann) alles richtig machte und Mercedes fast alles falsch, landete Ferrari in einem Vakuum.

Das ursprüngliche Konzept, für Zuseher gekennzeichnet durch seine breiten Seitenkästen, war für ein halbes Jahr eine Sieger-Idee. Dann stießen die Ferrari-Techniker an Grenzen. 2023 verblieben sie erst bei dem Konzept. Die Folgen waren eineinhalb Jahre, in denen die Scuderia nur einmal, nämlich in Singapur 2023, siegte. Infolgedessen wird das Originalkonzept der neuen Regel-Ära für 2024 beerdigt.

So viel hatte Ferrari schon im Vorjahr durchblicken lassen. 2023 fuhr man den Großteil der Saison mit einem Kompromiss-Design: Ein vom vorherrschenden Downwash-Konzept inspiriertes Auto, das durch ein nicht dazu passendes Chassis gebremst wurde. "Es wird ein brandneues Auto sein", kündigte Cheftechniker Enrico Cardile folglich im letzten Sommer an.

Hat Ferrari alles für den Technik-Neustart beisammen?

Die Ankündigung eines Neubaus macht Ferrari zum bisher interessantesten Launch. Ein Wandel in Richtung Red-Bull-Ideen wird erwartet, aber was kommt genau? Die Scuderia ist eine Spitzenmannschaft mit Ambitionen, mehr als bloß eine Kopie oder eine simple Adaption von Red-Bull-Ideen abzuliefern.

Die wichtige Frage daher: Hat man die Werkzeuge beisammen, um den technischen Neustart durchzuziehen? Die letzten Monate waren diesbezüglich positiv. Die letzten Updates am 2023er-Auto funktionierten, nachdem man davor monatelang das eigene Auto und die eigenen Designs nicht verstanden hatte.

Technik-Bilder vom Ferrari
Der alte Ferrari war eine kompromissgeplagte Baustelle, Foto: Motorsport-Magazin.com

Die Probleme mit dem Finden des Reifen-Arbeitsfensters, welche die Scuderia davor plagten, wurden abgeschwächt. Und der nun nicht mehr neue Teamchef Fred Vasseur hatte bis zur Saisonmitte und zum Start der heißen Phase der 2024er-Entwicklung genügend Zeit, um sicherzustellen, dass auch die organisatorischen Zahnräder optimal ineinander greifen.

Neues Erwartungs-Management bei Ferrari für 2024

Das oben Genannte sind die Änderungen. Nicht aber die Erwartungen. Aus gutem Grund. Bei einem Neubau kann von außen nicht beurteilt werden, was denn nun das echte Potenzial ist, wie das Team unter Vasseur arbeitet, was die Ziele sind. Außer jemand aus dem Team selbst gibt eine Ansage heraus. Hier macht sich Ferrari 2024 rar.

2023 "gewann" die Scuderia mit einem opulenten Launch-Event inklusive Live-Shakedown des Autos die Winterpause und schielte auf die Rückkehr zum Erfolg. Dieser Optimismus war schon nach den ersten Tagen im Bahrain-Test intern aufgebraucht, gestand Charles Leclerc später. Folglich wird die Erwartungshaltung 2024 abgeschwächt.

Schon im Dezember kündigte Teamchef Vasseur an, keine Ansagen mehr liefern zu wollen: "Besser, wir fokussieren uns auf das, was wir tun, und nicht auf die Meisterschaft." Understatement ist angesagt. Eine Video-Präsentation ist zu erwarten, gepaart mit Medienverfügbarkeiten von Team und Fahrern. Ob das echte Auto oder nur Renderings zu sehen sein werden ist unklar. In Sachen Lackierung wurde mit den neuen Rennanzügen bislang ein Wechsel hin zu gelben und weißen Akzenten angedeutet, nachdem man die letzten Jahre hier auf Schwarz setzte.

Ferraris Fahrer: Die beste Problempaarung der Formel 1

Für Carlos Sainz ist die Ferrari-Reise fast vorbei. Nächstes Jahr sitzt Lewis Hamilton in seinem Auto, das steht bereits fest. Einen abgehenden Fahrer zu betreuen ist nur immer schwierig, da man Teamgeheimnisse schützen muss. Irgendwann muss man ihn von Entwicklungen ausschließen, die Simulator-Sessions kürzen, Meetings ohne ihn abhalten.

Zwangsweise wird das die Entwicklung des SF-24 in Richtung des gerade erst langfristig verpflichteten Charles Leclerc treiben. Nicht ideal für Sainz, der mit dem 2022er-Ferrari, mit dem Leclerc damals zu Saisonbeginn seine größten Erfolge feierte, nicht gut zurechtkam. 2023 hatte er sich bis zum Sommer nach oben gearbeitet, sein großer Triumph war der Sieg in Singapur. Dann kamen die letzten Updates, die Leclerc in die Karten spielten. Prompt war der wieder schneller.

Eine sichere Bank ist auch Leclerc nicht. 2023 machte er, als das Auto zu Saisonbeginn wiederum ihm nicht passte, mit Fehlern und Setup-Pleiten von sich reden. Erst nachdem das Auto ihm entgegenkam, lieferte er am Ende verlässlich ab. Die sechs Podien und fünf Poles des letzten Jahres zeigen sein sehr hohes Potenzial. Ein Muster an Konstanz war er aber nicht.

Also kündigt sich bei Ferrari 2024 kein WM-Hype-Event als Präsentation an. Spannung ist allemal da, wird jedoch über Wochen, vielleicht sogar Monate aufgeteilt werden. Bis eindeutig feststeht, ob die Scuderia den technischen Neustart wirklich erfolgreich über die Bühne bringen konnte.

Alle Präsentationen der Formel 1 2024 im Überblick