Bald ist Mohammed Ben Sulayem zwei Jahre im Amt des FIA-Präsidenten. Der erste Mann des Internationalen Automobilverbandes hat in der Formel 1 seit seiner Wahl Ende 2021 schon für einiges an Furore gesorgt. Mit seinem Einsatz für ein neues Team hat er sich im Fahrerlager nicht beliebt gemacht. Aber so sieht er die Aufgabe seines Verbandes.

Im Interview mit Motorsport-Magazin.com wird Ben Sulayem bei diesem Thema deutlich. Die FIA will keinen Profit aus der Formel 1 ziehen: "Wir, die Regelbehörde, wir sind die Sporthoheit, und wir sind der Hausherr. Wir müssen es richtig machen. Wir sind nicht hier für den Börsenkurs. Wir sind hier für den Sport."

FIA ist nicht auf Formel-1-Gewinn aus

"Den Motorsport zu tragen ist etwas anderes als sich um Einkommen zu kümmern", unterstreicht Ben Sulayem. Er sieht die Stärkung des Sports als essenziellen Schritt an, um ihn sicher in die Zukunft zu führen. Darin unterscheidet sich für ihn die FIA von den anderen Interessensgruppen wie den kommerziellen Eigentümer der Formel 1 Liberty Media oder die Teams.

"Wir sind nicht profitabel", erinnert Ben Sulayem. In seiner Analogie der FIA als Hausherr ist Liberty, wo man in der Praxis nur die Vermarktungsrechte an der Formel 1 hält, der Pächter. Die FIA wird als zuständige Behörde für alles Sportliche und im Gegenzug immer da sein: "Liberty hat auch das Recht dazu, die Pacht an eine andere Firma zu verkaufen. Schon morgen könnte es nicht mehr bei ihnen, sondern bei jemand anderem liegen. Dann muss ich mit denen auskommen. Das ist der Unterschied zwischen uns."

"Ich respektiere sie, sie sind für den Profit hier", sagt Ben Sulayem in Richtung seiner Vermarktungspartner. "Aber gleichzeitig wurde ich von den Mitgliedern der FIA gewählt, um das Beste für die FIA zu tun. Ich bekomme kein Gehalt, ich beschwere mich nicht darüber, das wusste ich schon zuvor." Das ist der Quell der Konflikte.

Mohammed Ben Sulayem in der Startaufstellung mit Sebastian Vettel, Foto: LAT Images
Mohammed Ben Sulayem in der Startaufstellung mit Sebastian Vettel, Foto: LAT Images

Das Beste für die FIA und das Beste für den Sport, das sind Dinge, die sich nur bedingt mit Libertys Wunsch nach Profit decken. Das Einbringen eines elften Teams ist dafür das beste Beispiel. Das muss nicht zwingend mehr Geld bringen. Wahrscheinlich kostet es sogar, zumindest kurzfristig, weshalb sich sowohl bei Liberty als auch bei den etablierten Teams Widerstand formiert.

Das kann Ben Sulayem zwar verstehen, aber sein Ziel ist die langfristige Gesundheit des Sports. Er sieht es als seine Verantwortung, vor allem eine gute Regierungsplattform zu schaffen. Nur so sieht er beispielsweise eine Chance, dass Hersteller - wie zuletzt Audi - in die Formel 1 kommen: "Hier haben wir eine Show, aber mit Regierung, eine Show mit Regeln- Und hier wissen sie, dass wir es richtig überwachen und fair sind."

Ben Sulayem will FIA in der Formel 1 stärken: Kein Service-Provider

Zwangsweise resultieren diese Ziele in Reibepunkten zwischen FIA und Liberty. Die FIA sei schließlich kein "Service-Provider", wie es Ben Sulayem nennt. Sie soll nicht bloß Regeln abnicken und für eine sichere Abwicklung des Sportlichen an einem Rennwochenende sorgen. Die Regeln werden mitgeformt. Themen wie kompaktere Rennkalender zur Entlastung des Personals gehören ebenfalls zu seinen Anliegen.

Auch die Organisation versucht er seit seinem Amtsantritt mit Programmen zu verbessern. Nächstes Jahr soll der Pool an Stewards und Rennleitern endlich wachsen. Aktuell sind dort die Personalien knapp, ein großes Schulungsprojekt wurde aber initiiert. Nicht zuletzt deshalb hofft Ben Sulayem, sich gegenüber Liberty einen größeren Kuchen vom Gewinn zu verhandeln. Die aktuellen Verträge sind teils 20 Jahre alt, beklagt er.

Denn nur dann hat die FIA auch die Ressourcen, um in die Lösung der Probleme der Formel 1 zu investieren, Rennleitung, Track Limits, und vieles mehr. "Wir sind ein nichtprofitabler Verband", stellt Ben Sulayem klar. "Was wir bekommen, geht nicht an Aktionäre oder Direktoren. Es wird wieder investiert in das Equipment und in Training, um bessere Stewards und Rennleiter auszubilden."

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