Die Formel-1-Fans freuen sich auf das Wochenende. Für den Klassiker in Suzuka nehmen sie auch das frühe Aufstehen in Europa gerne in Kauf. Das Stadtrennen in Singapur hat durch die erste Red-Bull-Niederlage 2023 für viel Gesprächsstoff gesorgt. Mit dem Japan-GP kommt nur eine Woche später eine vollkommen andere, aber keineswegs weniger spektakuläre, Rennstrecke auf die Königklasse zu. Kehrt Red Bull wieder zur Normalform zurück? Was machen die Verfolger? Und spielt das Wetter in Japan wieder einmal verrückt? Unsere Brennpunkte zur Achterbahnfahrt im Land der aufgehenden Sonne.

Brennpunkt 1: Red Bull zurück zur Normalform?

Was 2023 wie ein Ding der Unmöglichkeit aussah, ist in Singapur passiert: Red Bull wurde geschlagen. Und dabei nicht nur von einem Team in Höchstform, sondern gleich von Sieger Ferrari, McLaren und Mercedes. Rang fünf von Max Verstappen war angesichts des elften Startplatzes ohnehin noch ordentliche Schadensbegrenzung. Red Bull hat beim Setup auf dem welligen Stadtkurs ordentlich danebengegriffen, oder spielten die neuen technischen Direktiven für Steifigkeit bei Flügeln und Unterboden doch eine Rolle? Teamchef Christian Horner dementiert einen Zusammenhang mit den neuen Regelklarstellungen.

2022 feierte Verstappen in Suzuka den Titel, 2023 kann es seinem Team gelingen, Foto: LAT Images
2022 feierte Verstappen in Suzuka den Titel, 2023 kann es seinem Team gelingen, Foto: LAT Images

Suzuka ist der perfekte Ort, um dies auch zu beweisen. Eine Oldschool-Rennstrecke mit vorwiegend schnellen Abschnitten ist perfekt für den Red Bull. Entweder machen sie dank ihrer hohen Effizienz Zeit auf den Geraden gut, oder sie können etwas mehr Abtrieb als die Konkurrenz zur Reifenschonung fahren. Dazu kommt auf einer der Fahrerstrecken schlechthin der Faktor Max Verstappen. Es wäre trotz der Singapur-Niederlage eine große Überraschung, sollte Red Bull nicht vornewegfahren und damit den ersten Titel des Jahres eintüten. Um Konstrukteurs-Weltmeister zu werden, müssen sie nur einen Punkt mehr als Mercedes holen.

Brennpunkt 2: Die Red-Bull-Verfolger lauern

Nach dem Ausrutscher von Red Bull in Singapur haben die Verfolger Blut geleckt. Ferrari präsentiert sich seit der Sommerpause in starker Form. Teamchef Fred Vasseur erklärte, dass das Team die Setup-Arbeit nun besser versteht. Nach dem Sieg in Singapur muss man den Roten auch in Suzuka einiges zutrauen, doch die langgezogenen flüssigen Kurven der japanischen Strecke schmecken dem SF-23 wohl nicht ganz so gut wie die engen Ecken beim Nachtrennen im Tigerstaat. Helfen soll aber ein neuer Unterboden. Carlos Sainz wird an seine fantastische Form der letzten beiden Rennen anknüpfen wollen. Charles Leclerc hingegen braucht so etwas wie ein kleines Comeback.

Noch heißerer Kandidat als Ferrari dürfte auf dem Papier McLaren sein. Schnelle und mittelschnelle Kurven sind das Revier des MCL60. Dazu wurde mit dem Singapur-Paket, welches nun auch Oscar Piastri erhält, die Schwäche in langsamen Ecken abgelegt, wie Lando Norris mit Platz zwei bewies. Mit den Daten aus dem ersten Rennen des Updates könnte McLaren in der Feinjustierung noch einmal Zeit finden. Außerdem dürfte Piastri besonders motiviert sein, hat er doch vor dem Grand Prix seinen Vertrag bei McLaren bis 2026 verlängert.

McLaren-Fahrer Lando Norris feiert Platz zwei im Parc Ferme
Mit McLaren ist in Suzuka wieder zu rechnen, Foto: LAT Images

Dritter Verfolger im Bunde ist Mercedes. Besonders George Russel wird nach seinem Crash in der Schlussrunde in Singapur auf Wiedergutmachung aus sein und mit Lewis Hamilton ist in der Saison 2023, besonders im Rennen, ohnehin immer zu rechnen. Auch wenn die Strecke dem Mercedes wohl nicht sehr liegen dürfte, so könnte sich die reifenschonende DNA des W14 als Trumpfkarte erweisen. Die schnellen Kurven in Suzuka und der raue Asphalt übertragen gewaltige Energien in die Reifen. Nicht umsonst bringt Pirelli mit den Mischungen C1 bis C3 harte Mischungen nach Japan.

Brennpunkt 3: Aston Martin taumelt

Während die anderen Teams aus der Verfolgergruppe durch das Singapur-Rennen beflügelt wurden, erlebte Aston Martin das erste punktelose Wochenende des Jahres. Lance Stroll konnte nach seinem heftigen Crash im Qualifying gar nicht erst teilnehmen, hat sich nun für Suzuka aber wieder fit gemeldet. Trotz dieser Nachricht sieht es aktuell nicht gut aus für die grünen Renner. Ferrari ist an ihnen in der WM-Wertung vorbeigezogen, der Schwung von Fernando Alonsos zweitem Platz bei Mischbedingungen in Zandvoort ist durch zwei schwache Auftritte in Folge wieder verflogen. Selbst ein Garant wie Alonso zeigte sich im Nachtrennen am Sonntag fehlerhaft und lieferte die schlechteste Saisonleistung ab. In Sachen Pace war das Team ohnedies nur fünfte Kraft, obwohl langsame Stadtkurse dem AMR23 eigentlich liegen sollten. In Monaco war der Spanier bekanntermaßen noch Zweiter geworden. Aston Martin muss sich wieder aufbäumen, sonst könnte sogar noch McLaren an ihnen in der WM vorbeiziehen. Doch Suzuka sollte auf dem Papier eigentlich keine Aston-Strecke sein.

Brennpunkt 4: Tsunoda spürt den Lawson-Druck beim Heimspiel

Yuki Tsunoda steht gewaltig unter Druck. Durch Liams Lawsons starke Auftritte als Ricciardo-Ersatz steht die Formel-1-Zukunft des Japaners bei AlphaTauri plötzlich in Frage. Bei seinem Heimrennen wird Tsunoda mit dem in Singapur geupdateten AT04 zurückschlagen wollen. Dabei kann er auf die Unterstützung tausender Landsleute in Suzuka zählen. Diesen Rückhalt hat er auch nötig, denn zuletzt erlebte der 23-Jährige eine Pechsträhne. In Monza schaffte es sein Dienstwagen nicht einmal durch die Aufwärmrunde, ehe er abrauchte. In Singapur wurde er bereits in Runde Eins ausgerechnet von Red-Bull-Kollege Sergio Perez rüde aus dem Rennen geboxt. Zu allem Überfluss kommt jetzt mit Suzuka eine Strecke, die sein neuer Teamkollege Lawson in- und auswendig kennt. Der Neuseeländer war vor seinem F1-Debüt in der japanischen Super Formula unterwegs und bestreitet daher auch so etwas ähnliches wie ein Heimrennen. Beide werden Argumente in eigener Sache für das Cockpit 2024 liefern wollen, während Daniel Ricciardo erneut nur zusehen kann.

Brennpunkt 5: Spielt das Wetter erneut eine Hauptrolle?

2022 musste das Rennen aufgrund der Wassermassen von oben deutlich verspätet gestartet werden und ging nur über etwa die Hälfte der Renndistanz. 2019 und 2010 fiel aufgrund der Witterung sogar jeweils der Samstag komplett ins Wasser und das Qualifying musste am Sonntagvormittag nachgeholt werden. Nicht umsonst wird Suzuka 2024 als vierter Grand Prix des Jahres an den Saisonanfang wandern, um der japanischen Regenzeit im Herbst zu entkommen. Beim letzten Auftritt in der nassen Jahreszeit scheint die Formel 1 aber Glück zu haben. Nach aktuellen Vorhersagen sind vereinzelte Regenschauer, insbesondere am Sonntag, zwar möglich, doch eine größere Regenfront ist nicht in Sicht. Das Wochenende wird also höchstwahrscheinlich trocken über die Bühne gehen.

Dennoch wird das Wetter eine Rolle spielen, denn die Windgeschwindigkeiten können mit Böen von bis zu 50 km/h beachtlich werden. Je nach Windrichtung verändern sie das Fahrverhalten der Autos enorm und können die Piloten mit plötzlichem Gripverlust überraschen. Besonders der erste Sektor mit dem berühmten Esses gilt als sehr windanfällig.

Norris fordert Strafe für Verstappen! Worum geht's? (13:54 Min.)