Mercedes-Pilot George Russell musste am Sonntag in Singapur einen bitteren Ausfall hinnehmen. Ein Crash in der Schlussrunde bedeutete das Aus für Russell im Kampf um den Sieg beim Nachtrennen. Der Brite touchierte die Wand und brach sich so die rechte Aufhängung an seinem W14. Damit ist er bei weitem nicht der erste F1-Pilot, den ein Ausfall im letzten Umlauf aus guter Position warf. Motorsport-Magazin.com wirft einen Blick zurück auf Dramen in der letzten Runde.
Europa 2005: Räikkönens fataler Verbremser
McLaren-Pilot Kimi Räikkönen musste 2005 eine Aufholjagd starten. Der eigentlich schnellere Dienstwagen des Finnen lag in der Weltmeisterschaft nach einigen Rennen bereits deutlich hinter dem zuverlässigeren Renault von Fernando Alonso zurück. Am Nürburgring sollte die Aufholjagd des 'Iceman' mit einem weiteren Sieg fortgesetzt werden. In Führung liegend verbremste sich Räikkönen allerdings und sorgte so für einen Bremsplatten vorne rechts. Nach den Regeln des Jahres 2005 durfte der Reifen nicht gewechselt werden. In Folge konnte der McLaren seine Führung gegen Alonso dennoch halten, doch die Vibrationen und damit die Belastungen für die Aufhängung wurden immer größer. Es kam zum bittersten aller Enden. Obwohl McLaren den Reifen in der Schlussphase aus Sicherheitsgründen doch noch hätte wechseln können, gingen sie auf Sieg. Ein zusätzlicher Boxenstopp hätte den Finnen hinter Alonso geworfen. In der letzten Runde jedoch kollabierte die Aufhängung und Räikkönen flog in Kurve Eins ins Kiesbett. Statt voller Punktzahl gab es keinen Zähler für den Finnen, während Alonso den Sieg abstaubte.
Spanien 2001: Drama um Häkkinen
Die Saison 2001 lief äußerst schlecht für McLaren-Star Mika Häkkinen. War der zweifache Weltmeister im Vorjahr noch im Titelkampf, musste er in einer enormen Pechsträhne mit ansehen, wie Teamkollege David Coulthard zum Herausforderer für Titelverteidiger Michael Schumacher im Ferrari wurde. Doch beim Spanien Grand Prix musste sich das Glück einfach wenden. Die letzten vier Rennen auf der iberischen Halbinsel (1 x Jerez, 3 x Barcelona) hatte der Finne allesamt für sich entschieden und so lief auch das Rennen. Trotz einer gestrichenen Rundenzeit im Qualifying sicherte er sich mit guter Strategie die Führung gegen Schumacher und baute diese auf über 40 Sekunden aus. Alles war angerichtet für den ersten Saisonsieg, bis zur letzten Runde. Häkkinen wurde langsam. Die McLaren-Box inklusive Ehefrau Erja musste entsetzt mitansehen, wie die Funken aus dem Heck des MP4-16 nur so sprühten. Häkkinen musste abstellen, Schumacher gewann. Der Deutsche tröstete danach seinen Rivalen und gab an, dass er das Rennen auf diese Art und Weise eigentlich nicht gewinnen wollte.
Kanada 1991: Mansell würgt ab
Es gibt wohl kaum eine peinlichere Situation, als einen Sieg in der letzten Runde wegzuwerfen. Genau dies passierte Nigel Mansell 1991 in Montreal. Der Willams-Pilot führte souverän und fing schon bei der Haarnadel an, den Zuschauern zuzuwinken. Danach rollte er aber aus und Nelson Piquet staubte seinen letzten Karriereerfolg ab. Zuerst hieß es, dass Mansell beim Jubeln abgewürgt hatte, doch so stimmte es nicht genau. Der Brite hatte versäumt, die Drehzahlen seines Renault-Motors hochzuhalten. Dieser versorgte aber die Elektrik- und Hydrauliksysteme mit Strom. Mansell konnte ohne diese Systeme nicht mehr schalten und blieb im neutralen Gang stecken. Als das Auto zur Box zurückgebracht und erneut angelassen wurde, funktionierte alles wieder perfekt. Der Brite bekam am Ende auf Rang sechs noch einen Punkt, da nur fünf Autos innerhalb der letzten Runde Piquets ins Ziel kamen.
Deutschland 1986: Prost pusht zu viel
Auf der Motorenstrecke Hockenheim gab Titelverteidiger Alain Prost im Jahr 1986 richtig Gas, denn er jagte den drittplatzierten Nigel Mansell und hoffte noch auf das Podest. Dabei hatten sich der 'Professor' und sein Team diesmal aber verkalkuliert. Er hatte seinen McLaren etwas zu viel gepusht und blieb in der letzten Runde auf der Zielgeraden ohne Sprit stehen. Der Franzose gab jedoch nicht auf. Er stieg aus und versuchte unter der lautstarken Anfeuerung des Publikums, seinen Wagen doch noch ins Ziel zu schieben. Sein Bemühen wurde am Ende durch die Marshalls unterbunden, die ihm klarmachten, dass er seinen MP4/2C zur Sicherheit auf die Seite schieben muss. Am Ende bekam er dennoch einen Punkt als sechster, da nur vier Piloten die volle Renndistanz absolvierten. Fünfter wurde übrigens Teamkollege Keke Rosberg, der ebenfalls liegenblieb. Wer auch immer damals die Spritmengen bei McLaren kalkuliert hatte, dürfte an diesem Sonntag nicht gut geschlafen haben.
Monaco 1982: Kein Sieger in Sicht
Eigentlich ist Monaco das Rennen, das jeder Formel-1-Fahrer einmal gewinnen möchte. Der Sieg im Fürstentum wird nur durch den Weltmeistertitel übertroffen. Doch 1982 schien kurioserweise niemand den Grand Prix gewinnen zu können. Formel-1-Legende James Hunt kommentierte für die BBC: "Wir sitzen hier auf der Start-Ziel-Geraden und warten, dass ein Sieger vorbeifährt, aber wir scheinen keinen zu bekommen." Was war passiert? Die letzte Runde des Rennens übertraf alles, was die Formel 1 an Schlussdramen zu bieten hatte. Brabham-Pilot Riccardo Patrese übernahm die Führung, nur um sich kurz darauf zu drehen, woraufhin der Motor abstarb. Didier Pironi war nun vorne, aber die Batterie seines Ferrari ging im Tunnel ein. Andrea de Cesaris hätte nun die Führung übernommen, aber ihm ging der Sprit aus. Bei Derek Daly wiederrum gab das Getriebe den Geist auf. Und so gewann am Ende doch Patrese seinen ersten Grand Prix. Der Italiener hatte den Motor seines Brabhams beim Bergabrollen wieder in Gang gebracht und schaffte es als erster ins Ziel.
Großbritannien 1974: Lauda von Streckenposten aufgehalten
Ferrari-Pilot Niki Lauda sah beim Rennen in Brands Hatch wie der sichere Sieger aus, doch kurz vor Schluss traf den Österreicher das Pech eines Reifenschadens. Er steuerte die Box für neue Reifen an und es passierte Unglaubliches: Die Streckenposten ließen ihn nicht mehr rausfahren. Das Rennen sei bereits vorbei, wurde argumentiert. Dies war allerdings mitnichten der Fall, denn die letzte Runde war noch im Gange. Jody Scheckter wurde als Sieger abgewunken und Lauda durch den Fehler der Streckenposten zunächst auf Rang Neun gewertet. Ferrari ließ sich dies natürlich nicht gefallen und protestierte. Lauda, der zunächst zwei Runden zurücklag, wurde die letzte Runde doch noch zugesprochen und bekam so wenigstens noch den fünften Rang und zwei WM-Punkte.
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