Felipe Massa verlieh in der Formel-1-Sommerpause einer Warnung aus dem Frühjahr Nachdruck und kündigte offen eine mögliche Klage gegen die FIA an. Dabei ging es um die Entscheidung der WM 2008. Damals verlor Massa den Titel knapp gegen Lewis Hamilton. Entscheidende Punkte sammelte Hamilton beim viertletzten Rennen der Saison in Singapur. Ein Rennen, das einer Aussage des ehemaligen Formel-1-Bosses Bernie Ecclestone zufolge aufgrund von 'Crashgate' annulliert hätte werden sollen.

In einem Schreiben verlangte Massa deshalb vom Motorsport-Weltverband eine "zufriedenstellende Antwort" auf sein Anliegen und drohte mit einer Klage. Der ehemalige Williams- und Ferrari-Pilot forderte eine Entschädigung für die erlittenen wirtschaftlichen Schäden und Reputations-Schäden aufgrund des verlorenen WM-Titels. Zu diesem Zweck engagierte er Anwälte in einer Reihe von verschiedenen Ländern, darunter Brasilien, der Schweiz und Großbritannien.

Gerhard Berger: Er sagt zu Recht, dass er betrogen wurde

Gerhard Berger meldete sich nun zu Wort und gab seine Sicht auf die Affäre rund um die Weltmeisterschaft 2008 ab. Der ehemalige Ferrari-Pilot ergriff Partei für den Brasilianer. Gegenüber der österreichischen Tageszeitung 'Der Standard' sagte er: "Wäre ich in Massas Situation, dann würde ich dieser Sache auch nachgehen."

Berger zweifelt allerdings daran, wie viel die derzeitige Strategie Massas in dieser Debatte bringen wird. "Ob es zielführend ist, was Massa jetzt tut, weiß ich nicht", ergänzte er. "Aber verständlich ist es. Er sagt zu Recht, dass er um den Titel betrogen wurde und mit Ecclestones Interview gibt es neue Informationen."

Crashgate: Ecclestone-Interview entfacht Affäre neu

Ecclestone hatte im Frühjahr in einem Interview bei 'F1-Insider' erstmals ausgesagt, dass die FIA und die Formel 1 bereits vor dem Ende der Saison 2008 davon gewusst hätten, dass Renault-Pilot Nelson Piquet Jr. seinen Unfall beim ersten GP in Singapur absichtlich herbeigeführt hatte. Doch um einen Gesichtsverlust der Königsklasse zu vermeiden, sei das Rennen nicht annulliert worden.

Crashgate: Nelson Piquet Jr. versenkte seinen Renault absichtlich in der Wand, Foto: Sutton
Crashgate: Nelson Piquet Jr. versenkte seinen Renault absichtlich in der Wand, Foto: Sutton

Hamilton beendete das Rennen als Dritter und sammelte sechs Punkte, während Massa leer ausging. Der spätere Vize-Weltmeister war aufgrund eines fehlerhaften Lichtsignals bei einem Boxenstopp zu früh losgefahren und hatte den Tankschlauch mitgerissen.

Mit der Übergabe des WM-Pokals an Lewis Hamilton nach dem dramatischen WM-Finale in Brasilien war das Endresultat der Meisterschaft laut den damals gültigen FIA-Statuten in Stein gemeißelt. Öffentlich wurde der absichtliche Unfall von Piquet erst etwa ein Jahr später, nachdem der spätere Formel-E-Champion bei Renault entlassen worden war.

Kurios an den Aussagen von Berger ist allerdings, dass mit Flavio Briatore auch sein einstiger Teamboss in die Crashgate-Affäre involviert war. Briatore war zum damaligen Zeitpunkt Teamchef bei Renault und Strippenzieher hinter dem Unfall-Skandal, der letztendlich Fernando Alonso zum Rennsieg verhalf. Kritik an Briatore verkneift sich Berger allerdings. Über Briatore sagte er nur: "Jeder hat seinen Stil, und unter dem Strich war er supererfolgreich in der Formel 1."

Massa droht FIA mit Klage wegen verlorenem WM-Titel! Peinlich? (14:54 Min.)