Noch liegen Fernando Alonso und Aston Martin in beiden Weltmeisterschaftswertungen auf Rang drei. Noch. Denn der jüngste Trend ist für das einstige Team der Stunde wenig erfreulich. In Ungarn qualifizierten sich die beiden Aston Martin nur auf den Rängen 8 und 14 - auf einem Kurs, der dem AMR23 auf dem Papier liegen sollte. "Ist es Zufall, dass einige Teams Problem haben und andere mit ihren Autos glücklicher sind, seit Pirelli in Silverstone neue Reifen gebracht hat?", fragt Alonso.

Um mit den immer schneller werdenden Formel-1-Boliden klarzukommen, brachte Pirelli beim Großbritannien GP eine neue Reifenspezifikation. Zwar kommen bei jedem Rennen unterschiedliche Mischungen zum Einsatz (insgesamt gibt es sechs verschiedene), die Konstruktion bleibt aber eigentlich über die gesamte Saison konstant. Um gegen die Performance-Entwicklung der Teams anzukommen, setzt Pirelli aber seit Silverstone auf ein neues Material bei der Konstruktion.

Alonso: Aston Martin und Red Bull von neuen Reifen gebremst

"Es geht nicht nur um uns", stellt Alonso klar. "Red Bull wurde auch von diesen Reifen getroffen. Sie waren in jedem Qualifying auf eins und zwei, sie waren in jedem Rennen auf eins und zwei und jetzt sind sie noch nicht einmal auf Pole Position." Damit übertreibt der Spanier allerdings etwas, schließlich war Sergio Perez schon vor Silverstone längst nicht immer im Q3. In Baku ging eine Pole sogar an Ferrari.

Trotzdem bleibt Alonso bei seiner Theorie: "Checo [Perez] hat Probleme, in die Top 10 zu kommen. In Silverstone war Max [Verstappen] nur drei Sekunden vor Lando [Norris]. Ich sehe seit Silverstone abnormale Dinge."

Pirelli kontert: Hat sich nichts geändert

Pirelli sieht die Sache anders. "Wir haben den Teams die technischen Spezifikationen der Reifen gegeben, es hat sich nichts geändert", stellt Pirellis Formel-1-Chef Mario Isola klar. "Profil, Rollradius, Fußabdruck und Co - alles ist gleich geblieben." Dem schließt sich Red-Bull-Ingenieur Paul Monaghan an: "Die Form ist gleich, denn sonst würde das bei der Aerodynamik Schwierigkeiten bereiten."

Allerdings gesteht Monaghan auch, dass seit Silverstone nicht alles gleich ist. "Wir haben ein paar Setup-Änderungen vorgenommen. Ich würde sie als klein bezeichnen", verrät der Ingenieur. "Man kann einen kleinen Unterschied mit den Reifen spüren", meint Alonso. Am Spanien-Wochenende durften bereits alle Piloten die neuen Reifen testen. "Niemand hat da einen Unterschied gespürt", entgegnet Pirelli.

Alonso nimmt Team in die Pflicht: Wo bleiben große Upgrades?

Allein auf die Pneus will Alonso Aston Martins Abwärtstrend aber auch nicht zurückführen: "Wir haben unser Auto nicht so stark verbessert wie unsere Hauptkonkurrenten. Wir sehen jeden Freitag auf der Liste, wie viele neue Teile sie haben. Es ist damit jetzt ganz einfach zu sehen, welche Teams mehr Teile bringen. Aber Red Bull hat seit Silverstone Performance verloren, das ist ein Fakt."

"Ich erkläre den Performance-Unterschied nicht mit den Reifen", wirft Isola ein. Der Pirelli-Boss ist damit nicht alleine im Formel-1-Fahrerlager. "Soweit ich das von technischer Seite sehe, ist dieser Reifen nichts, was die Performance beeinflusst. Ich kann diese Hypothese nicht bestätigen", meint McLarens Teamchef Andrea Stella.

Neben den Updates spielt auch das besonders enge Kräfteverhältnis eine entscheidende Rolle. Schon kleine Umschwünge bei der Performance machen in der Formel-1-Saison 2023 große Unterscheide bei der Platzierung aus. Dazu hatte Aston Martin auch schon in Barcelona und Österreich mit der Performance zu kämpfen - damals wurde noch auf der alten Reifenspezifikation gefahren.