Kein Management-Team in der Formel 1 ist so instabil wie das von Alpine. Kurz vor dem Ungarn-Wochenende verkündet die Tochtermarke von Renault den nächsten Paukenschlag. Laurent Rossi, der seit zwei Jahren als CEO Alpine anführte, verabschiedet sich. Rossi hatte auch in Sachen Formel 1 immer wieder für Schlagzeilen gesorgt, und für Kritik.

Rossis Aus kommt überraschend. Erst vor wenigen Wochen hatte er bei einer großen Präsentation gemeinsam mit seinem Chef, Renault-Group-CEO Luca de Meo, die Strategie für die mittel- und langfristige Zukunft von Alpine vorgestellt. Er wird in einer knappen Presseaussendung von Renault mit sofortiger Wirkung verabschiedet. Philippe Krief, davor Vizepräsident für Engineering und Product Performance, übernimmt.

Wiederholte Management-Turbulenzen bei Alpine

Rossi bleibt in der Renault-Gruppe, wird von nun an aber nur an Spezial-Projekten arbeiten. Der Wechsel ist der nächste in einer langen Serie an Umstürzen, die vor allem das Formel-1-Team des französischen Konzerns seit seinem Comeback 2016 mit Regelmäßigkeit ereilen.

Rossi war seit 2021 Marken-CEO von Alpine. Damit war er sowohl für die Straßenwagen-Sparte als auch für das Formel-1-Team verantwortlich. Letzteres war 2021 von Renault in Alpine umgetauft worden, um die wiederbelebte Sportwagen-Marke zu bewerben.

Ursprünglich war Cyril Abiteboul F1-Teamchef und CEO in Personalunion gewesen, aber nach nur wenigen Monaten verließ er Anfang 2021 den Konzern. Rossi übernahm und hatte eine neue F1-Führungsstruktur unter sich. Die war von personeller Fluktuation gekennzeichnet. Davide Brivio und Marcin Budkowski, ehemals bei Suzuki und der FIA, hätten eine Doppelspitze bilden sollen.

Brivio ist inzwischen für das Nachwuchs-Programm verantwortlich, Budkowski wurde nach 2021 schon gegen Otmar Szafnauer ausgetauscht. Unter Rossi trennte sich Alpine auch vom vierfachen Weltmeister Alain Prost als Berater. Der teilte gegenüber der französischen 'L'Equipe' daraufhin aus, ortete Neid und Respektlosigkeit. 2022 stolperte das Team in die nächste Personal-Krise, als innerhalb von wenigen Wochen Fahrer-Zugpferd Fernando Alonso und Nachwuchs-Star Oscar Piastri das Team sitzen ließen.

Auch 2023 wurde das Alpine-Management von Turbulenzen begleitet. Rossi hatte nach dem großen Umbau 2021 einen Neustart eines "100-Rennen-Plans" verkündet, welcher der Fahrplan zurück an die F1-Spitze verdeutlichen sollte. Als das neue Jahr stockend begann, ging Rossi zuerst auf 'Canal +', dann gegenüber der offiziellen Formel-1-Website mit seinem Team hart ins Gericht, sprach von Amateuren und warnte vor Änderungen. Teamchef Otmar Szafnauer erfuhr von der Tirade aus der Zeitung.

In Sachen Form stagniert Alpine seit Jahren im Mittelfeld. Kein Management kam bisher dem erhofften Durchbruch nahe. Dass 2023 Aston Martin plötzlich vorne um Podien kämpft, während Alpine weiterhin nur das Mittelfeld anführt, trug zur weiteren Krise bei.

Abseits der Formel 1 brachte Rossi zuletzt noch ein Le-Mans-Programm auf Schiene. Renault-Boss Luca de Meo verabschiedet ihn in der Presseaussendung mit Lob: "Ich will Laurent für seinen standhaften Einsatz in den letzten zwei Jahren an der Spitze von Alpine danken. Laurent hat eine klare und ambitionierte Strategie für die Marke vorbereitet, und Alpine in die bestmögliche Position gebracht, um die langfristigen Ziele zu erreichen."

Rossis Nachfolger Philippe Krief ist ein Veteran der Automobil-Industrie. Bei Ferrari bekleidete er in der Straßenwagen-Sparte den Posten des Ingenieurs-Direktors, davor war er Technischer Direktor bei Alfa Romeo. Krief hat inzwischen auch einen dezidierten Motorsport-Chef. Bruno Famin wurde erst vor zehn Tagen ernannt. Der war davor nur für die F1-Motorabteilung zuständig gewesen.