In der Formel-1-Saison 2023 gibt es zwei Gesetzmäßigkeiten: Red Bull gewinnt mit mindestens zwanzig Sekunden Vorsprung und Yuki Tsunoda verpasst knapp die Top-10. In Monaco waren es Bremsprobleme im Regen, weshalb Tsunoda wortwörtlich aus den Punkterängen herausrutschte. Diesmal war es eine Fünf-Sekunden-Strafe, die den eigentlich neuntplatzierten Japaner auf den zwölften Platz zurückwarf.

Insgesamt 48 von 66 Runden fuhr der junge AlphaTauri-Pilot innerhalb der ersten zehn Fahrer. Nachdem Alonso mit frischen Reifen erst Zhou Guanyu in Runde 48 und ein Runde später auch Tsunoda überholte, befand sich der chinesische Alfa-Sauber-Pilot im DRS-Fenster von Tsunoda. Der Kampf um Platz neun begann.

Zhou zwingt zu Tsunoda zum Fehler

In Runde 56 war Zhou nah genug dran und attackierte Tsunoda außen in Kurve eins. Der Japaner hielt die Linie, weil auf die erste Rechtskurve aber bekanntermaßen eine Linkskurve folgt, ging Zhou der Platz aus. Um eine Berührung zu vermeiden, wich Zhou in den Notausgang aus und fluchte am Funk: "Er drückte mich von Strecke!" Doch wer lag im Recht?

Nach Ansicht der Stewards Zhou, denn Tsunoda erhielt sechs Runden später die folgenreiche Strafe. Die Begründung im Stewards-Urteil klärt auf: "Das Auto mit der Nummer 24 war am Scheitelpunkt von Kurve 1 vorne und hatte gemäß der Driving-Standards-Richtlinien Anspruch auf das Platzlassen." In anderen Worten: Tsunoda musste Zhou Platz lassen und drängte Zhou regelwidrig von der Strecke.

Tsunoda lag über zwei Drittel des Rennens in den Punkten, Foto: LAT Images
Tsunoda lag über zwei Drittel des Rennens in den Punkten, Foto: LAT Images

Neben der Zeitstrafe erhielt Tsunoda noch einen Strafpunkt und liegt somit in Summe bei deren fünf. Zhou gelang es in den Runden danach nicht, einen weiteren Angriff zu starten. Mit Ausspruch der Strafe war dies dann aber auch nicht mehr notwendig. "Für mich ist es eine sehr harte Strafe, wenn ich ehrlich bin. Er lenkt auf einmal in die Auslaufzone und tut so, als wäre er herausgedrückt worden. Aus meiner Sicht war da genug Platz und er hätte auf der Strecke bleiben können", schilderte Tsunoda seine Perspektive.

Zhou: Das Team erzählte mir nichts von der Strafe

Zhou lobte indes die Entscheidung der Rennkommissare: "Ich denke, die Stewards haben genau die richtige Entscheidung getroffen. Und mein Team hat mir nicht einmal gesagt, dass er eine Zeitstrafe bekommen hatte. Ich sollte einfach weiter pushen, und nach der Ziellinie sah ich auf den Bildschirmen, dass mein Name vor seinem stand."

"Ich hatte DRS und bremste mich neben ihn. Ich war mindestens eine halbe Wagenlänge vorne und dann sah ich, dass er von der Bremse ging, um mich von der Strecke zu drücken. Da war kein Platz mehr und ich musste den Notausgang nehmen", beschrieb Zhou die Szene des Zweikampfs. Der Chinese holte damit das zweite Punkteergebnis in der Formel-1-Saison 2023 und Alfa-Sauber zog mit Haas in der Konstrukteurs-WM gleich.

Den Grundstein für den neunten Platz legte Zhou beim Start: In Kurve zwei überholte er innen Sergio Perez, in Kurve drei Oscar Piastri. "Die erste Runde war sehr gut und danach absolvierten wir das bestmögliche Rennen. Die Pace war gut, das Reifenmanagement war entscheidend, wir konnten bis zum Schluss Druck machen und erzwangen einen Fehler. Ich würde sagen, das war eines der besten Rennen, das ich in der Formel 1 gefahren bin", so der 24-Jährige.