Die Formel 1 fährt an diesem Wochenende nicht in Imola. Nicht zum ersten Mal muss ein Grand Prix abgesagt werden. Ein Blick zurück in die Vergangenheit der Weltmeisterschaft - die berühmtesten Rennen, die schließlich nie stattgefunden haben.

Australien 2020: Das Pandemie-Debakel

Die Coronavirus-Pandemie zeigt sich für eine große Anzahl an Formel-1-Absagen verantwortlich, als sich das Virus 2020 ausbreitete. Im Angesicht der steigenden Fallzahlen verabschiedete sich China, das Ursprungsland, früh aus dem Kalender. Verschoben, offiziell, von der Weltuntergangsstimmung wenige Wochen später war man noch weit entfernt. Am zweiten März-Wochenende 2020 reiste die Formel 1 also zum Auftakt in Australien.

Es war das Wochenende, an dem die Lage eskalierte. Desinfektionsmittel im Fahrerlager, die ersten Masken, am Donnerstag war nur das Virus Thema. Die F1 musste von allen Seiten Kritik dafür einstecken, bei der sich offensichtlich rapide verschlechternden Lage dennoch nach Australien geflogen zu sein, angeführt von Lewis Hamilton: "Cash ist King." Am späten Nachmittag stürzte das Paddock in die Krise: Bei McLaren wurde Personal positiv auf das Virus getestet. Das betroffene Team zog die Nennung gleich zurück, der Rest debattierte bis in die Morgenstunden am Freitag.

Das Ende in Australien, Foto: LAT Images
Das Ende in Australien, Foto: LAT Images

Erst als die Fans schon an den Toren standen, wurde zugesperrt. Man hatte sich auf keine Austragung einigen können. In den Tagen darauf verhängten Länder weltweit strenge Lockdowns, um die vollends ausgebrochene Pandemie unter Kontrolle zu bringen. Australien, erst verschoben, wurde irgendwann ganz abgesagt. Viele Rennen folgten in diesem Jahr, darunter Klassiker wie Monaco, aber auch der brandneue Vietnam-GP, der am Ende nie stattfinden sollte. Der finale 17-Rennen-Kalender 2020 hatte mit dem Geplanten fast nichts mehr gemeinsam.

Bahrain 2011: Polit-Krise stoppt die Formel 1

Auch 2011 verlor die Formel 1 kurzfristig ihren Saisonauftakt. Damals war es Bahrain, anberaumt für den 13. März 2011. Ein geschichtsträchtiges Frühjahr - in der ganzen arabischen Welt nahmen die seit Dezember 2010 anlaufenden Proteste gegen die oft autoritären Regierungen gerade stark zu. Der sogenannte "Arabische Frühling" griff um sich, und machte auch vor dem Königreich Bahrain nicht Halt.

Die Formel 1 in Bahrain 2010, Foto: Sutton
Die Formel 1 in Bahrain 2010, Foto: Sutton

Im Februar hatten dort Proteste begonnen. Ein Zeltlager wurde von der Polizei geräumt, es kam zu Gewalt, Schusswechsel, Todesopfern, Panzer fuhren auf. Die Formel 1 reagierte träge, der damalige Chef Bernie Ecclestone überließ es dem Veranstalter, der schließlich am 21. Februar die Absage mitteilte. Offiziell wie so oft eine Verschiebung, aus der im dicht gedrängten Kalender nichts wurde.

Belgien 1985: Asphalt-Krise in Spa

Belgien 1985 hält eine zweifelhafte Ehre: Das Rennwochenende hatte in Spa schon begonnen, als man die Reißleine ziehen musste. Für die Formel 1 war es der zweite Besuch auf der modernisierten Spa-Variante. 1985 wurde die Strecke aber neu asphaltiert, um besseren Grip im Regen zu haben. Nur war der Zeitplan dem Vernehmen nach sehr, sehr knapp. Zwei Wochen vor dem Grand Prix am 31. Mai war man fertig.

Belgien 1985 auf dem neuen Asphalt, Foto: Sutton
Belgien 1985 auf dem neuen Asphalt, Foto: Sutton

In der Mai-Hitze begann der neue Asphalt in den Freitags-Trainings aufzubrechen. Das wurde am Samstag schlimmer, woraufhin der Fahrbetrieb unterbrochen wurde. Die Fahrer debattierten lange die Sicherheit, verifizierten die Auswirkungen des Rahmenprogramms, und am Samstagabend war die Absage besiegelt. Dieses Rennen wurde schließlich tatsächlich nachgeholt, am 15. September.

Belgien 1969: Sicherheits-Krise in Spa

Als noch auf der alten Strecke in Spa gefahren wurde, gab es ganz andere Probleme mit der Sicherheit. Die alte Spa-Version war lang, schnell, wenig abgesichert und hatte in den 60ern zahlreiche schwere Unfälle erlebt. Darunter Sicherheits-Vorreiter Jackie Stewart. Unter seiner Ägide machten die Fahrer 1969 Druck. Nicht zuletzt, weil er 1966 hier einen schweren Unfall hatte, bei dem er mangels Rettungskräften von Fahrerkollegen hatte befreit werden müssen.

Die geforderten Änderungen waren nicht rechtzeitig bis zum Renntermin umzusetzen, also blieb nur die kurzfristige Absage des Rennens. Letztendlich war die Strecke so oder so ein Relikt vergangener Zeiten, und für die immer schneller werdende Formel 1 nicht mehr geeignet, egal wie viele Änderungen man vornahm. 1970 fuhr sie ein letztes Mal auf der langen Strecke, dann kehrte sie erst 1983 auf einem Neubau zurück. Ähnliche Probleme gab es übrigens 1970 auch auf der Nordschleife, woraufhin das Rennen in Hockenheim gefahren wurde. Auch der Nürburgring war bereits angezählt.

1970 wurde in Spa noch einmal gefahren, Foto: Sutton
1970 wurde in Spa noch einmal gefahren, Foto: Sutton

Belgien und Niederlande 1957: Internationale Krise

Und einmal noch Belgien, diesmal 1957 und im Doppelpack mit dem Nachbar-GP der Niederlande in Zandvoort. Diesmal waren es wieder äußere Einflüsse, genauer gesagt die Sueskrise - Ägypten hatte das für den Sueskanal zuständige britisch-französische Unternehmen verstaatlicht, und nun lag ein Krieg in der Luft.

1957 fuhr die Formel 1 ein Ersatz-Rennen, den Pescara-GP, Foto: LAT Images
1957 fuhr die Formel 1 ein Ersatz-Rennen, den Pescara-GP, Foto: LAT Images

Vor allem aber war der Sueskanal immens wichtig für die Erdölversorgung. Kein Öl, kein Treibstoff, wirtschaftlicher Abschwung - kein Geld. Auf das ließen sich die damaligen Teams nicht ein. Daher keine Grands Prix. Die Formel 1 überbrückte einen sehr dünnen Kalender mit der Addition eines zweiten Italien-Rennens, dem Pescara-GP.