Miami sollte das neue Highlight der Formel 1 werden. Der Hype, der letztes Jahr beim ersten Gastspiel entstand, war gigantisch. Aber es war nur ein Hype, geliefert hat Miami nur bedingt. Und dabei rede ich nicht von der Fake-Marina, die vielen Fans ein Dorn im Auge war.

Ich spreche von Basics, die zur Austragung eines Grand Prix der Formel 1 dazugehören. Offensichtlich wurde das natürlich beim Asphalt. Was da im ersten Jahr abgeliefert wurde, war kein Formel-1-Standard.

Man hat gelernt und die Sache über den Winter ausgemerzt. Es wurde auf die Expertise des berühmten Streckenbauers Hermann Tilke zurückgegriffen. Die erfahrenen Ingenieure haben eine komplett neue Asphaltschicht aufgetragen. Aus Angst vor Wiederholung des Debakels wurde sicherheitshalber auf das künstliche Altern durch Hochdruckreinigung verzichtet - die Strecke war knifflig, aber um Welten besser als im Vorjahr. Und sie hält auch noch nach dem Rennen, hat also die Chance, natürlich zu altern!

2022 brach in Miami der Asphalt auf, Foto: LAT Images
2022 brach in Miami der Asphalt auf, Foto: LAT Images

Auch bei der Organisation wurde dazugelernt. 2022 gab es Probleme mit der Security. Statt auf die Dienste des österreichischen Spezialisten CAM zurückzugreifen, der fast überall auf der Welt den Formel-1-Zurkus begleitet, wollte Miami alles in die eigene Hand nehmen und ist grandios gescheitert. In diesem Jahr standen die Wachmänner von Christoph Ammann an jedem Checkpoint - und die Sache funktioniert.

Auch das Fahrerlager funktionierte. Die Team-Gaststätten fanden auf dem Rasen des Football-Stadions Platz. Zuvor war alles zusammengepfercht in der engen Gasse zwischen Stadion und Boxengebäude. Vor dem Rennen konnte man sich dort kaum mehr bewegen.

Und die VIPs durften in diesem Jahr sogar standesgemäß essen! 2022 bekamen die rund 6.000 Paddock-Club-Gäste, die je 10.000 Dollar für ihre Tickets bezahlt hatten, kaum Essen. Auf den teuren Plätzen - so hörte man - sollen VIP-unwürdige Verhältnisse geherrscht haben. Auch hier hat Miami dazugelernt: Im ersten Jahr wurde das komplette Catering selbst übernommen, nun griff die Strecke auf den bewährten F1-Caterer Do & Co zurück.

Motorsport-Magazin.com im Fahrerlager des Miami GP, Foto: Motorsport-Magazin.com
Motorsport-Magazin.com im Fahrerlager des Miami GP, Foto: Motorsport-Magazin.com

Den Motorsport-Traditionalisten gefällt Miami nicht. Zu viel Show, zu wenig Sport. Die Strecke ist nicht grandios, das Drumherum wurde es. Weil die Amerikaner dazugelernt haben. Die Liste an Super-VIPs und die Menge an Teamsponsoren, die dabei sein wollten, war gigantisch. Miami ist das neue Monaco.

Nur dass es Monaco über sieben Jahrzehnte nicht geschafft hat, sich anzupassen. Und damit meine ich nicht die Strecke. In Monaco gäbe es an allen Ecken und Enden Verbesserungsbedarf. Man denke nur an das selbst produzierte TV-Signal. Miami hat schnell gelernt. In diesem Sinne: Well done Miami.

P.S.: Auch das neues Asphaltband kann über die Mittelmäßigkeit der Strecke nicht hinwegtäuschen - aber im Gegensatz zu Monaco gibt es immerhin Überholmanöver.

Verstappen demütigt Perez! Wie konnte das passieren? (09:55 Min.)