Sergio Perez drückte dem Formel-1-Wochenende in Baku in jeder Hinsicht seinen Stempel auf. Nach der Enttäuschung von Melbourne meldete sich der Red-Bull-Fahrer in Aserbaidschan mit zwei beeindruckenden Siegen in Sprint und Grand Prix zurück. Am Sonntag hielt er dem Druck von Weltmeister Max Verstappen in einer gnadenlosen Verfolgungsjagd stand. Der Triumph über den Teamkollegen setzt beim Mexikaner neues Selbstvertrauen frei. Mit nur sechs Punkten Rückstand auf den Titelverteidiger will er das Momentum aufrechterhalten.

"Es war ein super Wochenende. Wir haben unter Druck richtig abgeliefert, denn bei diesem Format war jede Session entscheidend. Es ist wichtig, zur Stelle zu sein, wenn es zählt", so Perez, der in Aserbaidschan seinen zweiten Grand-Prix-Sieg in der laufenden Saison feierte. Wie schon bei seinem ersten Triumph in Saudi-Arabien, gelang es ihm auf einem Highspeed-Stadtkurs, Max Verstappen im direkten Duell zur Aufgabe zu zwingen.

Im ersten Stint hatte er den Niederländer vor sich hergetrieben. Durch eine Safety-Car-Phase in Runde elf wurden die Rollen vertauscht. Nach dem Restart in der 14. Runde saß ihm Verstappen im Nacken und machte unermüdlich Druck. Über fast 20 Runden blieb der Gap zwischen den Rivalen konstant bei ein bis anderthalb Sekunden. Dann ging Verstappen die Luft aus.

Perez durchschaut Verstappens Taktik

"Es war zwischen uns richtig knapp und wir haben maximal gepusht. Wir haben beide ein paar Mal die Mauer berührt. So wie Max mich das gesamte Rennen unter Druck gesetzt hat, war es echt hart. Aber wir haben es geschafft, ihn unter Kontrolle zu bringen", freut sich Perez, die Nummer eins im Hause Red Bull auf dem Weg zu seinem sechsten Formel-1-Sieg erfolgreich in Schach gehalten zu haben.

Nach Rennhalbzeit fiel Verstappen sukzessive zurück, sodass Perez den Vorsprung teilweise auf dreieinhalb Sekunden ausbauen konnte. Dem Rennsieger war die Strategie des Stallgefährten vom ersten Moment an klar. "Es ist eine Sache, die Pace zu haben, und eine andere, keine Fehler zu machen. Die dritte Sache ist, die Pace mit gutem Reifenmanagement zu haben, denn ich kenne Max und weiß, dass er Druck macht, damit du deine Reifen zerstörst", so Perez.

Am Ende waren es jedoch die Reifen des Jägers, die in die Knie gingen. "Ich war am Anfang dran und wollte ins DRS-Fenster. Aber wenn du für so lange Zeit so dicht hinterherfährst, überhitzt du nur deine Reifen. Ich begann mehr zu rutschen und war mit der Balance dann nicht mehr glücklich", erklärt Verstappen die Niederlage. "Am Ende habe ich noch einmal aufgeholt aber da war es zu spät."

Sergio Perez der König der Straßen

Für Perez hatte sich das schon im ersten Stint abgezeichnet. Dort lag Verstappen in Führung, nachdem beide Red-Bull-Fahrer einen Weg vorbei an Pole-Sitter Charles Leclerc gefunden hatten. "Ich blieb im DRS-Fenster und machte Druck auf Max. Ich denke, unsere Reifen haben sich im ersten Stint besser gemacht und es sah was das anging schon sehr gut aus. Als das Safety Car kam, hat es uns wieder alle zusammengebracht und dann begann auf dem harten Reifen ein neues Rennen", sagt Perez.

Im zweiten Stint schien er bis auf eine Szene alles unter Kontrolle zu haben. Einmal touchierte er bei der Anfahrt auf Kurve 15 mit seinem rechten Vorderrad leicht die Wand, kam aber davon. "Ich hatte da wirklich ein bisschen Glück, dass der rechte Vorderreifen nicht hochgegangen ist", gibt er zu. Abgesehen von diesem Schreckmoment bestätigte er mit seiner Leistung abermals seinen Ruf als König der Straßen.

Fünf seiner sechs Grand-Prix-Siege feierte Perez auf Stadtkursen. Zwei Siege in Baku und jeweils einer in Monaco, Singapur und Jeddah sprechen eine deutliche Sprache. Der schmale Grat bei der Fahrt zwischen den Betonwänden ist sein Ding. "Es ist ein Kurs, auf dem du viel Selbstvertrauen brauchst. Hier gibt es viele Kurven und einige Fahrer haben die Mauern touchiert. Es geht einzig darum, Runde um Runde das Selbstvertrauen aufzubauen und sicherzustellen, dass du das Auto im Griff hast", sagt er.

Baku-Sieg bringt Rückenwind für WM-Kampf

Erneut aus eigener Kraft gegen Verstappen gewonnen zu haben, verleiht dem Sieg für ihn einen besonderen Wert. "Es war kein leichter Sieg, weil wir uns vom ersten Stint an massiv gegenseitig unter Druck gesetzt haben. Im zweiten Stint war es dasselbe, es war von Anfang bis Ende ein Rennen zwischen uns beiden", so der 33-Jährige. In der Weltmeisterschaft liegt er nach vier Rennen nur noch sechs Punkte hinter Verstappen. Im dritten Saisonrennen in Australien hatte er nach einem Defekt im Qualifying als Fünfter im Rennen einen Rückschlag hinnehmen müssen.

Nach zwei Jahren als Wingman glaubt er durch die Siege in Jeddah und Baku erst recht an seine Chance auf den WM-Titel: "Ich habe drei Kinder zuhause und würde kaum um die Welt reisen, wenn ich nicht daran glauben würde, Weltmeister werden zu können. Ich arbeite auf dieses Ziel hin. Jeder kann viel reden, aber wichtig ist, im Auto auf der Strecke abzuliefern. Ich kämpfe dafür aber ich weiß auch, dass vor uns noch ein langer Weg liegt. Ich muss den Fokus behalten und weiter abliefern."