Bis 2025 bei McLaren: Bereut Norris seinen Langzeitvertrag?

Lando Norris hat trotz seines jungen Alters von 23 Jahren schon 82 Grand-Prix-Starts auf dem Buckel. Alle diese Rennen bestritt er für McLaren und dies wird sich so schnell nicht ändern, denn Anfang des letzten Jahres unterschrieb der Brite einen Vertrag bis 2025 beim Traditionsteam aus Woking. 2022 geriet der 2019 eingeleitete sportliche Aufwärtstrend der Mannschaft aber ins Stocken und nach dem Ende der Saison verabschiedete sich auch noch Teamchef Andreas Seidl in Richtung Sauber. Dem Deutschen folgte der teamintern beförderte Italiener Andrea Stella als neuer Leiter der sportlichen Geschicke.

Hat Norris sich angesichts von Platz Fünf in der WM 2022 und momentan mageren Aussichten auf Podestplätze also mit seiner Unterschrift verzockt? Nur sein Simracing-Kumpel Max Verstappen hat sich mit seinem Vertragswerk bis 2028 für einen noch längeren Zeitraum an ein Team gebunden. Der Weltmeister deutete zuletzt an, seine Karriere bei Red Bull beenden zu wollen, worauf Norris beim Launch des MCL60 angesprochen wurde: "Es ist natürlich leichter so etwas [bis zum Karriereende bei einem Team bleiben, Anm. d. Red.] zu sagen, wenn du gerade zwei Titel gewonnen hast. Es ist also einfacher für ihn [Verstappen, Anm. d. Red.] das zu sagen als für mich."

Und dennoch zeigte sich Norris überzeugt, dass auch sein Vertrag sich auszahlen wird: "Ich bin sehr glücklich damit, wo ich bin. Ich habe einen so langfristigen Vertrag unterschrieben, weil ich glaube, dass ich in den späteren Jahren viel erreichen kann. Das wird 2024 und 2025 sein. Wenn ich einen kurzfristigen Vertrag unterschrieben hätte, dann würde das so wirken, als hätte ich kein Vertrauen und wir müssten dieses Jahr schon gewinnen oder sogar schon letztes Jahr. Das entspricht aber nicht der Realität." Norris hat sich also von der sehr guten Saison 2021, als Ex-Teamkollege Daniel Ricciardo sogar ein Rennen gewann, nicht blenden lassen und fordert keine Wunderdinge ein.

Norris auf der McLaren-Linie: Angriff kommt, wenn Infrastruktur steht

Statt über die Resultate des Vorjahres, als nur ein Podestplatz gelang, zu lamentieren, hört man von Norris dasselbe wie von der McLaren-Führungsetage: "Ich weiß, wir waren noch nicht bereit. Der neue Windkanal und der neue Simulator werden erst dieses Jahr fertig. Es gab also viele Dinge in der Infrastruktur, die angegangen werden mussten. Das sind die Dinge, die wir noch brauchen, um realistisch gegen die Spitzenteams antreten zu können. Das fehlt uns momentan noch. Es gibt aber auch viele Dinge die wir großartig machen können und das bereits tun. Es gibt einfach noch ein paar Sachen, die uns nicht erlauben auf diesem Level zu sein." Zu den guten Dingen gehörten 2022 Beispielsweise die Boxenstopps, wo Norris' Mechaniker-Crew die zweitbeste hinter Klassenprimus Red Bull war.

Ewig will der Teamleader bei McLaren die Litanei der fehlenden Infrastruktur aber auch nicht spielen. Er nimmt seinen Arbeitgeber sehr wohl in die Pflicht: "Wenn wir das alles [die nötige Infrastruktur, Anm. d. Red.] haben, dann gibt es keine Ausreden mehr. Aber jetzt gibt es gute Gründe, warum wir noch nicht auf dem Niveau der Top-Teams sind. 2024 und 2025 glaube ich an größere Schritte, darum habe ich den Vertrag unterschrieben. Dann werden wir Chancen haben. Ich muss mich also noch ein bisschen gedulden."

Obwohl Norris im Paddock mittlerweile als Spitzenmann gehandelt wird, wartet er noch immer auf seinen ersten Sieg in der Formel 1. 2021 warf er diese Chance in der Schlussphase des Russland Grand Prix mit der falschen Strategie in einem Regenguss weg. Seitdem war das McLaren-Eigengewächs von einem Sieg weit entfernt und das wird wohl auch im kommenden Jahr so sein: "Ich sehe nicht, dass wir dieses Jahr um Siege kämpfen können. Das weißt du natürlich nie sicher, vielleicht ergibt sich ja eine Möglichkeit, aber dieses Jahr geht es mehr darum eine solide Position fürs nächste Jahr aufzubauen. Wir hoffen das Mittelfeld anzuführen und die ersten zu sein, die anfangen, die Lücke zu den Top 3 zu schließen."

Früh aufhören oder lange Karriere? Norris will erstmal etwas in der F1 erreichen

Und wie sieht es über 2025 hinaus mit Norris aus? Beendet er seine Karriere vielleicht auch so früh, wie Verstappen es womöglich vorhat? Der 23-jährige konnte noch keine Auskunft geben: "Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Alles worüber ich im Moment nachdenke, dreht sich um die Formel 1. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Wenn du Lewis [Hamilton, Anm. d. Red.] oder Fernando [Alonso, Anm. d. Red.] mit 23 Jahren gefragt hättest, ob sie 15 Jahre später noch dabei sind, dann hätten sie sicher nicht zu 100% 'Ja' gesagt. Jeder Fahrer ist anders. Max hat schon gesagt, dass er [nach 2028, Anm. d. Red.] aufhören könnte. Für mich ist das noch weit weg und es macht keinen Sinn darüber zu spekulieren."

Vorbild für Norris? Fernando Alonso ist seit mehr als 20 Jahren in der Formel 1, Foto: LAT Images

Zumindest deutete Norris an, was er noch erreichen möchte, bevor an ein Karriereende zu denken ist: "Im Moment denke ich nur an die Formel 1. Das ist alles, was ich erreichen will, das ist mein Lebensziel: Dahin gelangen, wo ich und das Team meiner Meinung nach hinkommen können. Wenn du das dann erreicht hast, dann kannst du niemals nie sagen. Seht euch Rosberg an. Der hat den Titel gewonnen und dann war er sofort raus. Es ist also von Person zu Person anders. Ich bin jetzt auf die Formel 1 konzentriert und das ändert sich erst, sobald ich euch etwas anderes sage." Erst einmal stehen für Norris ohnehin die vermutlich kleineren Brötchen der McLaren-Saison 2023 an.