Es war ein hartes Wochenende für Charles Leclerc. Starkes Qualifying, starke erste 17 Runden, und dann versenkte er im 18. Umlauf des Frankreich-GPs seinen Ferrari unter immensem Druck von Max Verstappen mit einem bitteren Fahrfehler in der Wand. Sein zweiter kapitaler Fehler der Saison 2022 spaltet die Formel 1. Das gilt auch für das Fahrerranking von Motorsport-Magazin.com.

Selten sind sich sowohl Leserinnen und Leser als auch Redakteure so uneins wie beim Fall Leclerc in Frankreich. Die Redakteure schwanken zwischen 3 und 5, und bei den Lesernoten ist alles dabei: 11 Prozent geben Leclerc dennoch ein Sehr Gut, 20 Prozent ein Ungenügend. Auch dazwischen ist die Verteilung ausgeglichen. 15 Prozent benoteten mit Gut, 20 Prozent mit Befriedigend, 17 Prozent mit Ausreichend und 17 Prozent mit Mangelhaft.

Ferrari-Teamchef Mattia Binotto stellte sich am Sonntagabend noch hinter seinen Top-Piloten und bezeichnete die Kritik als unfair. Unter dem Strich bleibt es trotzdem Leclercs schlechtestes Saison-Ergebnis im MSM-Ranking. Mit einem Gesamt-Schnitt von 3,88 landet er auf dem dritten Platz, nur Nicholas Latifi (4,07) und der erst langsame und dann Mick Schumacher abräumende Guanyu Zhou (4,58) schneiden deutlich schlechter ab.

Verstappen verhindert Hamiltons ersten 2022-Sieg

Am anderen Ende des Feldes holte der Sieger des Rennens auch den klaren Sieg im Fahrerranking. Max Verstappen wurde von der Redaktion mit einer glatten Eins belohnt, und schlug dank marginal besserer Lesernote knapp Lewis Hamilton. (1,32 zu 1,34). Wieder mit vorne dabei: Altmeister Fernando Alonso (1,45).

Carlos Sainz musste sich hinter seinem Landsmann auf Platz vier anstellen. Zwar lieferte er nach einer Motorstrafe eine starke Aufholjagd und sah das ganze Wochenende so aus, als ob er zumindest mit Leclerc auf Augenhöhe wäre, doch den Unsafe Release muss er sich wohl selbst zuschreiben: Die Ferrari-Ampel stand auf rot, als er losfuhr.

Lando Norris komplettiert die Top-5 als letzter Fahrer mit einer Gesamtnote unter 2 (1,83). Sebastian Vettel und Lance Stroll stritten sich auf der Strecke, und im Ranking. Auf der Strecke stieg Stroll, im Ranking Vettel besser aus. Das Haas-Duo Kevin Magnussen und Mick Schumacher enttäuschte an mehreren Fronten: Track-Limit-Verstoß für Schumacher, Kollision für Magnussen, Strategie-Pech und schwache Pace - letztendlich landen die beiden nur knapp vor Leclerc auf den Plätzen 16 (Magnussen) und 17 (Schumacher).

Formel 1 Frankreich: Magerer Abschied von Paul Ricard?

Für den seit seinem Comeback 2018 viel gescholtenen Circuit Paul Ricard könnte es das letzte Formel-1-Rennen gewesen sein, die Strecke hat noch keinen Vertrag für nächstes Jahr und gilt als angezählt. Das 2022er-Rennen lieferte nicht unbedingt die besten Argumente für einen Verbleib im Kalender. DRS-Züge, schwieriges Überholen, extremes Reifenmanagement aufgrund der ewig langen Boxengasse und dem Unwillen, zwei Stopps zu machen - es gibt viele Gründe, warum das Rennen nur Durchschnitt war. Die Dramen abseits des reinen Racings und die Aufholjagd von Carlos Sainz lieferten trotzdem passable Unterhaltung.

Lesernote Rennen: 2,96
MSM-Note Rennen: 2,67
Gesamtnote Rennen: 2,81

Fahrerranking Frankreich 2022: Die MSM-Noten

Pos.FahrerMenathNiedermairSteinrisser
1Verstappen111
2Hamilton111
3Russell222
4Perez333
5Sainz311
6Alonso111
7Norris211
8Ocon343
9Ricciardo333
10Stroll232
11Vettel322
12Gasly333
13Albon222
14Bottas323
15Schumacher433
16Zhou555
17Latifi444
18Magnussen423
19Leclerc345
20Tsunoda222
Rennen332

F1-Fahrerranking Frankreich 2022: Härtefälle der Redaktion

Christian Menath
Positiver Härtefall: Fernando Alonso
Negativer Härtefall: Guanyu Zhou
Schade. Dieses Rennen hätte ein echter Klassiker werden können. Trotzdem werden wir uns für immer daran erinnern, nicht nur, weil es vielleicht der letzte Frankreich-GP war. Charles Leclerc hielt dem Druck nicht stand, aber wenn man ein Formel-1-Auto 17 Runden lang in jeder Kurve am absoluten Limit bewegt, ist so ein Fehler irgendwie zu verzeihen. Guanyu Zhou fuhr kein Katastrophen-Wochenende, aber die Pace war schwach und die Kollision mit Mick Schumacher ging auf seine Kappe. Nach so viel Negativem jetzt zum Positiven. Fernando Alonso kann man einmal mehr gar nichts vorwerfen. Toller Speed, gutes Reifenmanagement und gewohnte Rennintelligenz münden in einem weiteren Top-Wochenende.

Florian Niedermair
Positiver Härtefall: Carlos Sainz
Negativer Härtefall: Sergio Perez
Carlos Sainz hat genau das falsche Wochenende erwischt, um den Motor zu tauschen. Im Qualifying wäre er im Kampf um die Pole voll dabei gewesen - seine Q2-Bestzeit spricht Bände. Stattdessen wurde er zum Team-Soldaten degradiert und erfüllte auch diese Rolle mit Bravour. Im Rennen sorgte Sainz nicht nur für eines der schönsten Überholmanöver der bisherigen Saison, sondern beeindruckte auch mit seiner Pace bei der Aufholjagd. Einziges Manko: Der Unsafe-Release geht auf seine Kappe. Dennoch: Mit einer anderen Strategie oder ohne das unglücklich getimte Safety Car wäre ein Podium drin gewesen, ohne den Motorwechsel sogar der Sieg.

Am anderen Ende der Skala rangiert hingegen Sergio Perez. Klar, andere haben sich mehr zu Schulden kommen lassen, aber die Pace des Mexikaners war schlicht und ergreifend schockierend. Auf einen kurzen Hoffnungsschimmer im Qualifying, folgte ein Desaster im Rennen. Während Verstappen locker zum Sieg rollte, war Perez am Sonntag nur der sechstschnellste Fahrer. Nicht einmal an Schützenhilfe für seinen Teamkollegen war so zu denken. Von einem Topfahrer wie Perez, muss man mehr erwarten.

Markus Steinrisser
Positiver Härtefall: Lewis Hamilton
Negativer Härtefall: Charles Leclerc
Ich kann meinem Kollegen Christian Menath hier nicht zustimmen, dass Charles Leclercs Fehler verzeihlich ist. Wer in der Formel 1 um die WM kämpft, von dem wird allerhöchstes Niveau vom Start bis ins Ziel erwartet. Nicht allerhöchstes Niveau für 17 Runden. Es ist Leclercs zweiter kapitaler Fehler der Saison. So gewinnt er keine F1-Weltmeisterschaften. Passend dazu fuhr der siebenfache Weltmeister Lewis Hamilton ein weiteres Rennen, auch ohne Trinksystem, auf allerhöchstem Niveau, und zwar für 53 Runden. Und im Qualifying. Obwohl ihm ein Training fehlte. Ich bezweifle stark, dass mit dem Mercedes in Frankreich mehr drin gewesen wäre.

Formel 1 Fahrerranking Frankreich 2022: Gesamtergebnis User & MSM

Pos.FahrerØ MSMØ LeserGesamt
1Verstappen1,001,641,32
2Hamilton1,001,681,34
3Alonso1,001,901,45
4Sainz1,671,721,69
5Norris1,332,321,83
6Russell2,002,152,07
7Albon2,003,042,52
8Vettel2,332,972,65
9Stroll2,333,102,72
10Tsunoda2,003,692,85
11Ricciardo3,003,013,01
12Bottas2,673,623,14
13Ocon3,333,003,17
14Perez3,003,453,22
15Gasly3,003,653,32
16Magnussen3,003,773,39
17Schumacher3,333,603,47
18Leclerc4,003,753,88
19Latifi4,004,144,07
20Zhou5,004,174,58
Rennen2,672,962,81

So funktioniert das MSM-Fahrerranking

Direkt nach dem Zieleinlauf jedes F1-Rennens rufen wir in unserem Live-Ticker zum Renntag und in einer separaten News zur Benotung aller 20 Piloten auf. Bis zum nächsten Mittag könnt ihr bewerten, was das Zeug hält. Dann machen wir uns an die Auswertung. Aus dem Mittelwert ergibt sich für jeden Fahrer eine Lesernote.

Parallel zu euch benoten auch wir, die MSM-F1-Crew, die Leistungen der Fahrer an dem betreffenden Wochenende. Auch aus unseren Urteilen bilden wir einen Mittelwert - die MSM-Note. Die Gesamtnote entsteht im letzten Schritt durch den Mittelwert aus Leser- und MSM-Note. Bei Gleichstand im finalen Ranking entscheidet die bessere Einzelnote.

Als kleines Extra liefert jeder Redakteur seine persönlichen Härtefälle des Wochenendes, indem er wählt und erklärt, welcher Fahrer ihm besonders aufgefallen ist. Einmal im positiven und einmal im negativen Sinn. Online geht das Gesamtergebnis immer gegen 18 Uhr am Montagabend. Bewertet wird neben den Piloten auch das jeweilige Rennen.

Ferrari Katastrophe! Hat Perez den Restart verschlafen? (09:49 Min.)