"Zuverlässigkeit, Strategie und Reifenperformance sowie -abnutzung: Das sind die Schlüsselfaktoren für das Rennen." So lauten die vier S von Ferrari-Teamboss Jean Todt vor dem letzten Saisonlauf dieser Mammutsaison. Wir beleuchten hingegen wie gewohnt gleich sieben Schlüsselfaktoren.

S wie Startaufstellung

In Japan bescherte uns das verregnete Qualifying eine höchst ungewöhnliche Startaufstellung, die wiederum ihrerseits für ein höchst dramatisches und spannendes Rennen sorgte. Eine Woche später sieht die Startaufstellung in China wieder völlig normal aus.

Und das obwohl Renault zum ersten Mal in diesem Jahr eine Doppel-Pole einfahren und die gesamte erste Reihe für sich in Beschlag nehmen konnte. "Das Zeittraining zu einem Grand Prix stellt allerdings keinen separaten Wettbewerb dar, sondern zählt quasi als erste Runde des Rennens", betont Renault-Chefrenningenieur Pat Symonds. "Wir müssen nun sehen, wie gut unsere Strategie funktioniert."

Werden die Renault am Start auf und davon fahren?, Foto: Sutton
Werden die Renault am Start auf und davon fahren?, Foto: Sutton

Bei McLaren Mercedes weint Norbert Haug unterdessen nicht besseren Startpositionen als den Rängen drei und fünf nach: "Unsere Startplätze könnten etwas besser sein. Aber wir stehen viel weiter vorne als am letzten Wochenende", so der Schwabe. "Wir sind sicher, dass wir die richtige Strategie haben und es gab in der Vergangenheit einige Rennen, die wir von schlechteren Startpositionen gewonnen haben."

Michael Schumacher darf sich derweil über einen Startplatz in der dritten Reihe freuen, wo er neben Juan Pablo Montoya als Sechster in den Grand Prix starten wird.

S wie Start

Allein die Startaufstellung der ersten drei Reihen verspricht jede Menge Spannungsmomente nach dem Erlöschen der roten Lichter. Ganz vorne werden die beiden Renault versuchen ihren Startvorteil in einen Vorsprung umzusetzen. Aber auch Kimi Räikkönen und Jenson Button in Reihe 2 sind als gute Starter bekannt.

Noch eine Reihe weiter hinten drohen zudem Juan Pablo Montoya und Michael Schumacher, die sich aber wohl mehr auf sich selbst als auf die Reihen vor sich konzentrieren werden. Schumacher gibt dabei sogar zu, dass er mit dem Kolumbianer nicht mithalten wird können.

"Ich erwarte nicht schneller als die vor mir startenden Fahrer zu sein", prophezeite der Ex-Champion vor dem Rennen. " Bestenfalls hätte ich vor Juan Pablo stehen können. Aber das wäre kein großer Vorteil gewesen, da er im Rennen ohnehin schneller als ich sein wird."

Als ob diese Startduelle nicht schon genug Spannung bieten würde, ist die erste Kurve des Shanghai International Circuit auch noch eine ganz knifflige Angelegenheit. "Die erste Kurve ist etwas ganz Besonderes", betont deshalb auch Williams-Technikchef Sam Michael die Besonderheit der Schneckenkurve. "Sie wird sehr entscheidend sein", fügt Mark Webber hinzu.

S wie Setup

Bei Minardi wurde zum letzten Mal am Setup geschraubt., Foto: Sutton
Bei Minardi wurde zum letzten Mal am Setup geschraubt., Foto: Sutton

Wie der Kurs in Suzuka verlangt auch das neueste Werk aus der Feder von Hermann Tilke "hohen Abtrieb". Die Teams stellt dies wieder einmal vor den bekannten Kompromiss: "Man braucht einerseits in den Kurven hohe Geschwindigkeiten, aber gleichzeitig geringen Luftwiderstand für die Geraden", sagt Sauber-Technikdirektor Willy Rampf.

"Der Unterschied ist jedoch der, dass Suzuka ein enger Kurs ist und deshalb Überholmanöver auf den Geraden schwierig sind, aber die großzügige Streckenbreite in Shanghai eher Positionskämpfe erlaubt." Das verlangt allerdings eine gut durchdachte Fahrzeugabstimmung. "Der Kurs ist außerdem ziemlich rau, was zu Graining auf den Reifen führen kann. Obwohl die Asphaltoberfläche an sich glatt ist, können die Temperaturen zwischen der Lauffläche der Reifen und der Strecke hoch sein. Wenn man das nicht bedenkt, führt das unter Umständen zu Blasenbildung."

S wie Schonen

Die Zuverlässigkeit der Silbernen steht wieder unter Druck., Foto: Sutton
Die Zuverlässigkeit der Silbernen steht wieder unter Druck., Foto: Sutton

Aufgrund dieser hohen Reifenabnutzung heißt es für die Teams besonders vorsichtig mit den Reifen umzugehen. "Die Strecke kann sehr hart zu den Reifen sein und eine hohe Abnutzung hervorrufen", bestätigt Bridgestone-Technikmanager Hisao Suganuma die Worte des Bayern. "Aber momentan sieht alles gut aus und wir erwarten keine Hitzebeständigkeitsprobleme."

Genauso zuversichtlich geht die Konkurrenz von Michelin in das letzte Rennen von Motorsportdirektor Pierre Dupasquier: "Sowohl die Prime als auch die Option Reifenmischung kommen im Rennen zum Einsatz. Obwohl wir keine spektakuläre Performance auf der ersten Runde zeigen konnten, sind unser Speed unsere Konstanz auf Long Runs exzellent."

Nicht mehr schonen müssen die Piloten ihre Motoren: Wer ein neues Triebwerk im Heck hat, der darf dieses bis zur Ziellinie ausreizen. Schließlich muss er damit in vierzehn Tagen keinen weiteren Grand Prix mehr bestreiten.

Renault wähnt sich deshalb gegenüber McLaren im Vorteil: Während bei den Silbernen nur Montoya ein neues Aggregat einsetzen darf, fahren beide Renault-Piloten mit einem frischen und überarbeiteten Modell. "Die neue Ausbaustufe fühlt sich großartig an", schwärmte Fernando Alonso. "Wir können den Unterschied spüren. Bislang waren wir sehr konservativ, aber jetzt da der Fahrertitel sicher ist, können wir wieder etwas mehr Risiken eingehen."

Aber auch Kimi Räikkönen macht sich keine Sorgen um seine Technik. "Wir haben bereits Motoren benutzt, die zwei Rennen hintereinander gewonnen haben", so der Finne, "also sollte das kein Problem sein."

S wie Strategie

S wie Servus Sato!, Foto: Sutton
S wie Servus Sato!, Foto: Sutton

Vor einem Jahr erlebten wir beim F1-Debüt in China mehrere Strategien: Sieger Rubens Barrichello stoppte dreimal, der Zweite Jenson Button nur zweimal.

"In diesem Jahr gibt wird es nur eine Strategie geben", deutet Giancarlo Fisichella eine Zweistoppstrategie an. "Da es keine Reifenwechsel mehr gibt, glaube ich nicht, dass jemand auf drei Stopps sein wird. Und 99% werden auf zwei Stopps sein."

zu den besonders schweren Autos zählen normalerweise die McLaren. "Wir wussten schon vor dem Qualifying, dass es schwierig werden würde auf die Pole Position zu fahren, aber die Startplätze drei und fünf sind kein Problem", nahm Kimi Räikkönen die Situation gelassen hin. "Wir haben eine gute Strategie."

Eine Strategie die laut Teamboss Ron Dennis auf das Rennen abzielt und nicht wie bei Renault auf Top-Speeds. Denn wenig Abtrieb würde auf dieser Strecke zu einer höheren Reifenabnutzung führen.

Ebenfalls recht schwer sieht sich Jenson Button: "Die Renault und McLaren werden so schnell wie immer sein. Da sie gegeneinander kämpfen, werden aber viele taktische Spielchen stattfinden. Vielleicht können wir dann nah genug dran bleiben, um da zu sein wenn etwas passieren sollte." Ansonsten hofft Button vielleicht bei einem Boxenstopp an einem der drei Vordermänner vorbeizukommen.

"Sie sind viel schneller als wir auf der Geraden. Also können wir sie nicht überholen", weiß Jenson. "Aber vielleicht können wir später als sie zur Box gehen." Er vermutet jedenfalls: "Die Renault werden früher als McLaren und möglicherweise als wir stoppen."

S wie Speed

Die Top-Speed-Könige kommen aus Viry-Châtillon: Beide Renault-Fahrer setzten sich an die Spitze der Geschwindigkeitsmessung. "Wir sind in puncto Höchstgeschwindigkeit und Rundenzeit absolut konkurrenzfähig", lautete das folgerichtige Fazit von Motorenmann Denis Chevrier. "Das wird eine harte Auseinandersetzung mit McLaren."

Platz Fahrer Top-Speed
1. Fernando Alonso / Renault 338,9
2. Giancarlo Fisichella / Renault 338,2
3. Michael Schumacher / Ferrari 334,3
4. Christijan Albers / Minardi 334,1
5. Rubens Barrichello / Ferrari 334,0
6. Jacques Villeneuve / Sauber 333.8
7. Juan Pablo Montoya / McLaren 332,6
8. Robert Doornbos / Minardi 332,2
9. Kimi Räikkönen / McLaren 332,2
10. David Coulthard / Red Bull Racing 330,8
11. Tiago Monteiro / Jordan 330,4
12. Felipe Massa / Sauber 330,3
13. Jenson Button / BAR Honda 329,9
14. Narain Karthikeyan / Jordan 329,0
15. Christian Klien / Red Bull Racing 329,0
16. Takuma Sato / BAR Honda 327,5
17. Ralf Schumacher / Toyota 323,8
18. Mark Webber / Williams 322,2
19. Antonio Pizzonia / Williams 322,1
20. Jarno Trulli / Toyota 320,8

S wie Spannung

Obwohl die Fahrer-WM bereits seit zwei Rennen entschieden ist, herrscht in Shanghai noch Hochspannung: Wer gewinnt die Konstrukteurs-WM und wer geht mit einem Sieg in die Winterpause?

Das Saisonfinale kann steigen., Foto: Sutton
Das Saisonfinale kann steigen., Foto: Sutton

"Ich befinde mich in der optimalen Position, um am Sonntag um den Sieg fahren zu können", gibt sich der Weltmeister vor dem Saisonfinale angriffslustig. Aber auch sein ehemaliger Titelkonkurrenz Kimi Räikkönen hat noch lange nicht aufgegeben: "Juan Pablo und ich haben eine gute Ausgangsposition, um für das Team den Konstrukteurs-Titel zu holen."

Kein Wunder also, dass Teamboss Ron Dennis mit dem Ziel "das Rennen zu gewinnen" in den zweiten China GP geht. Bei Renault sieht es aber nicht anders aus, insbesondere nachdem man mit zwei WM-Zählern Vorsprung und einer Doppel-Pole in den Grand Prix geht: "Wir haben uns vorgenommen, den Kampf um den Konstrukteurs-Titel anzunehmen und McLaren unter Druck zu setzen", kündigt Pat Symonds an. "Das ist uns bislang zweifellos gelungen."