2022 startete die Formel 1 in eine neue Ära. Die aerodynamisch hochkomplexen Boliden der vergangenen Saison wurden abgelöst durch neue Boliden, die einen großen Anteil des Anpressdrucks durch den Ground Effect erzielen. So sollte besseres Hinterherfahren und damit auch besseres Racing ermöglicht werden, was die ersten vier Rennen der neuen Saison durchaus zeigten.

Wenn es um das Überholen geht, wurde ein wesentlicher Aspekt allerdings beibehalten: Das DRS (Drag Reduction System). Ein Hilfsmittel, das in den kommenden Jahren durchaus weichen könnte. Aston Martin und Sebastian Vettel äußerten jüngst Zweifel an dem DRS.

Aston-Martin-Teamchef: "Wollen im Moment gar kein DRS"

Das DRS ist seit 2011 Bestandteil der Königsklasse. Dabei ging es von Beginn an darum, dem Hinterherfahrenden innerhalb einer DRS-Zone auf den Graden das Flachstellen des Heckflügels zu ermöglichen, sollte er sich beim jeweiligen DRS-Messpunkt nicht mehr als eine Sekunde hinter seinem Vordermann befinden.

Seither war dieses Tool durchgehend ein entscheidender Faktor in der Formel 1 und ermöglichte viele Überholvorgänge. Auch zum Beginn der neuen Ära 2022 ist es immer noch ein Bestandteil. Das Team Aston Martin, die einen schlechten Saisonstart erlebten, sprach sich im Rahmen des Emilia Romagna GP gegen das DRS aus. "Wenn du verteidigen musst, dann tötet dich das DRS. Ich denke nämlich, dass du viele hinter dich halten kannst, wenn es kein DRS gibt", erklärte der neue Aston-Marton-Teamchef Mike Krack kurz nach dem Imola-Rennen.

Hintergrund dieser Aussagen ist die Tatsache, dass sich Aston Martin-Pilot Sebastian Vettel im Qualifying des Emilia Romagna GP durch wechselhafte Bedingungen einen guten Startplatz erkämpfen konnte. Beim trockenen Sprint einen Tag später wurde der Heppenheimer auf trockener Fahrbahn zurückgereicht. Zumal die neuen Formel 1 Boliden durch weniger verwirbelte Luft ohnehin besser folgen können. "So sehr wie wir aktuell besorgt sind, wollen wir im Moment gar kein DRS", ergänzt der Luxemburger und macht seine Ansicht damit klar.

Aston Martin spricht sich gegen das DRS aus, Foto: LAT Images
Aston Martin spricht sich gegen das DRS aus, Foto: LAT Images

Sebastian Vettel konnte beim Hauptrennen zwar wieder einige Plätze gutmachen und mit seinem achten Platz und dem zehnten Platz seines Teamkollegen Lance Stroll auch die ersten Punkte für den britischen Rennstall in dieser Saison machen. Mike Krack und auch Sebastian Vettel betonten nach dem Rennen allerdings, dass sie hierbei erneut von den schwierigen Bedingungen - vor allem beim Start - profitieren konnten. "Bei einem normalen und trockenen Rennen wäre es für uns sehr schwierig gewesen", so Teamchef Krack.

Zu große Abhängigkeit vom DRS?

Sebastian Vettel äußert sich ebenfalls kritisch, hinterfragt das DRS aber aus einem ganz anderen Grund als die sportliche Situation des eigenen Rennstalls. Für ihn geht es um die Tatsache, dass das neue technische Reglement eingeführt wurde, um unabhängig vom DRS besseres Racing zu ermöglichen.

"Ich bin nur etwas vorsichtig mit dem DRS, weil es als Assistent eingeführt wurde, um uns beim Überholen zu helfen. Jetzt fühlt es sich aber so an, als wenn das das einzige wäre, dass dir in einigen Situationen erlaubt, zu überholen", wird der Heppenheimer bei Motorsportweek.com zitiert.

"Interessant wäre es, wenn man das DRS wegnehmen würde, um zu sehen, wie das Racing wirklich ist, wenn du in der Lage bist, besser zu überholen als in der Vergangenheit", so Sebastian Vettel und spricht sich damit auch genau dafür aus. "Ich denke also nicht, dass wir diesen Weg [mit DRS] gehen sollten. Wir werden sehen. Wir sind noch sehr früh in diesem Projekt, aber du kannst definitiv näher folgen."