McLaren liegt wieder in Lauerstellung. Nur 0.257 Sekunden fehlten Lando Norris am Ende des zweiten Trainings zum USA-GP der Formel 1 auf die Bestzeit von Red-Bull-Pilot Sergio Perez, das war gut genug für einen zweiten Platz. Daniel Ricciardo beendete den Tag auf P5, nur knapp hinter den beiden Mercedes.

McLaren also wieder ganz vorne dabei - vielleicht sogar als Geheimfavorit? Norris sieht noch Luft nach oben, seine Rennvorbereitung war von einem Fahrfehler getrübt. Jedenfalls präsentiert sich das Team einmal mehr gefährlich. Spaziergang wird es trotzdem keiner, denn wer die Zeitentabelle genauer ansieht, erkennt: Charles Leclerc und Ferrari fehlen gar nicht einmal so viel Zeit.

McLaren findet rechtzeitig Setup-Antworten für Norris

McLaren hatte auch hart arbeiten müssen, um im zweiten Training so weit nach vorne zu kommen. In FP1 war Norris noch mit 1.9 Sekunden Rückstand nicht nur deutlich hinter der Spitze, sondern auch hinter Ferrari gelegen. Auch zu Beginn des zweiten Trainings suchte das Team noch nach Antworten beim Setup.

"Dann haben wir für die letzten Runden ein paar Änderungen gemacht, und ich war viel glücklicher mit dem Auto", sagt Norris. "Ich konnte mehr pushen, es ging leichter. Ich glaube, wir sind in einer guten Lage. Es fühlt sich an, als ob wir relativ leicht noch ein paar Änderungen vornehmen können, um mir mehr Vertrauen zu geben."

Hitze und Strecke spielen McLaren in Austin in die Karten

Hilfsdienst leistete die Hitze, mit fast 30 Grad Luft- und bis zu 35 Grad Streckentemperatur. McLaren hatte schon nach dem enttäuschenden Türkei-Wochenende diesbezüglich Hoffnungen geäußert, FP2 schien zu untermauern warum: Warme Temperaturen, die schnellen Kurven im ersten Sektor und die langen Vollgas-Passagen im zweiten Sektor liegen dem MCL35M. "Jeder hatte mit dem Auto zu kämpfen", hält Ricciardo fest. "Es war heiß, der Grip ist niedrig, die Reifen fielen nach einer Runde relativ schnell ab." Er und Norris sind zuversichtlich: Sie kämpfen weniger als die Konkurrenz.

Deutlich weiter weg war Norris zwar in den Longruns - aber das Bild ist verzerrt: Er hatte sich zu Trainingsbeginn beim Einfahren auf dem Medium-Reifensatz verbremst ("Da war ich einfach ein Idiot. Auf dem Kerb anzubremsen!"). Mit dem angeschlagenen Reifen musste er dann die Rennvorbereitung fahren: "Das hat es viel schlimmer gemacht." So sieht er auch hier deutlich bessere Chancen, beim Reifenverschleiß noch einen Schritt nach vorne zu machen.

Ferrari als Jäger: Leclerc sieht Nachholbedarf

Charles Leclerc bemängelte hingegen nach dem zweiten Training einen Rückschritt: "In FP1 war es sehr gut, besonders mit wenig Benzin. In FP2 war das nicht so gut, aber mit vollen Tanks sah es gut aus." Damit sieht er zumindest eine gute Basis: "Uns fehlt aber ein bisschen hier und da, da müssen wir bis zum Rennen noch Balance finden."

Teamkollege Carlos Sainz lag etwas weiter zurück, bemängelte aber Verkehr im letzten Sektor: "In FP2 war ich viel zufriedener, nur zeigen das die Zeitentabellen nicht." So glaubt Ferrari auf jeden Fall, dass noch alle Chancen da sind. Auch wenn Leclerc mahnt: "Es ist seit Jahresbeginn eng, wir müssen versuchen, perfekt zu sein."

Für beide Teams öffnet sich jedenfalls am Samstag im Qualifying dank der fünf Strafplätze für Valtteri Bottas eine Tür - Startplätze unter den Top-fünf sind möglich, und eröffnen zugleich die Chance für ein starkes Rennergebnis.