Erstmals in diesem Jahrtausend heißt der Formel 1-Weltmeister nicht Michael Schumacher - seit dem Jahr 2001 dreht der Kerpener mit der Startnummer 1 seine Runden - im Jahr 2006 ist er sie los. Für die ganz jungen Formel 1-Fans ein völlig neuer Zustand...

Für Michael Schumacher allerdings längst schon Tatsache. Zum einen musste er die Titelverteidigung schon vor längerer Zeit abschreiben, zum anderen machte der Siebenfachweltmeister keinen Hehl daraus, dass er nicht an das silberne Wunder geglaubt hat. "Kimi Räikkönen wird damit leben müssen, wieder Zweiter zu werden", gab Schumacher schon vor dem Brasilien-Grand Prix zu Protokoll.

Von der Frage, ob Fernando Alonso ein verdienter Weltmeister sei, hält Michael Schumacher wenig - in einem Interview mit Sport1 entgegnete er: "Das ist der absolut falsche Ansatz. Man darf und muss Alonso erst einmal gratulieren. Er hat über das gesamte Jahr hinweg eine hervorragende Leistung gezeigt. Fernando ist ein würdiger Weltmeister."

Von einer Wehmut keine Spur - die sei zwar irgendwann vorhanden gewesen, aber längst wieder verflogen, sagt Michael Schumacher. Und klarerweise könne er sich für Alonso und vor allem für Renault mitfreuen. Der Titel bleibt, ganz entfernt natürlich, in der Familie, könnte man ironischerweise sagen. Denn Schumacher hat nicht alle Personen von Benetton, das Renault im Jahr 2000 gekauft hat, zu Ferrari transferiert. "Ich habe gerade ein paar von den Jungs gesehen, mit denen ich früher bei Benetton gearbeitet habe, und einer meiner damaligen Mechaniker, der jetzt Chefmechaniker ist, hatte Tränen in den Augen", schreibt Schumacher auf seiner Homepage. Und: "Ich freue mich für sie, aber natürlich freue ich mich auch darauf, im nächsten Jahr wieder mit ihnen um den Titel zu kämpfen."

Ferrari zeigte eine verbesserte Performance in Interlagos., Foto: Sutton
Ferrari zeigte eine verbesserte Performance in Interlagos., Foto: Sutton

Längst schon hat Michael Schumacher seinen Blick auf die kommende Saison gelenkt, wenngleich er in den ausstehenden zwei Saisonrennen natürlich "einen weiteren Schritt nach vorne machen" möchte, um "mit einem guten Gefühl in den Winter zu gehen und Hoffnungen für 2006 zu schöpfen". Außerdem sei es "sehr wichtig", den dritten Platz in der Weltmeisterschaft der Konstrukteure zu behalten - in dieser Angelegenheit war der Grand Prix von Brasilien ein voller Erfolg, konnte man doch den Vorsprung auf das aufrückende Toyota-Team vergrößern, und zwar auf 17 Zähler, bei noch zwei zu fahrenden Läufen. Außerdem habe das Rennen auf der Buckelpiste von Interlagos "Spaß gemacht" - und immerhin konnte er den Renault von Giancarlo Fisichella hinter sich halten, freut sich Schumacher über erste Fortschritte.

Dass der Verlust der WM-Krone einen wirtschaftlichen Schaden zur Folge haben könnte, befürchtet man nicht im Schumacher-Lager. Manager Willi Weber gegenüber der APA: "Die Nachfrage nach Michael ist weltweit ungebrochen. Ich verhandle derzeit mit zwei Firmen, die großes Interesse daran haben, als seine persönlichen Sponsoren einzusteigen." Allerdings habe die Nachfrage auf Schumi-Fanartikel ein wenig nachgelassen, gibt Weber offen zu: "Da ist der Hype vorbei." Doch auch das bereitet Weber kein Kopfzerbrechen - rund zehn Millionen Euro sollen die elf Privatsponsoren pro Saison in die Handkasse des Jahrhundertfahrers einzahlen. Was die Vertragsverlängerung ab 2006 betrifft, lässt man sich weiterhin alle Türen offen. "Darüber verhandeln wir erst nächstes Jahr", wiederholte Weber zum wahrscheinlich tausendsten Male.

Für Michael Schumacher gilt jetzt nur eines: Den Anschluss wiederfinden. Doch auch er kann derzeit nur erahnen, wie sich die Scuderia im kommenden Jahr, erstmals mit V8-Motoren, schlägt. In rund sechs Monaten wird man erstmals sehen können, ob der WM-Titel des Fernando Alonso ein Ausnahmefall oder tatsächlich die große Wachablöse war...