Die traurigen Augen von Paul Stoddart. Minardi war seine Leidenschaft. Gestern hat er sie verkauft. "Ich werde den Paddock sehr, sehr schwer vermissen", sagt er, im Gespräch mit Autosport-Atlas. Der Kampf gegen die Windmühlen ist beendet. Es gibt - bis auf Williams - keine Privaten mehr, nur noch Hersteller und Konzerne lenken die F1-Teams. "Das Wichtigste war für mich, dass Minardi als Team weiter besteht", sagt Stoddart. "Minardi steht heute sicherlich auf besseren Füßen als es damals bei meiner Übernahme der Fall war. Bleibt die Hoffnung, dass es einmal jenen Podestplatz erringen kann, den ich nicht geschafft habe". Das sind schmerzhafte Sätze - das Team des Australiers war ein Sympathienträger sondergleichen. Und auch Stoddart selbst hat viele Freunde, viele Fans gewonnen.

Werden wir Stoddart nie wieder sehen? Was gedenkt der Australier zu tun? "Ich weiß es jetzt noch nicht", sagt er. "Aber ich glaube nicht, dass ich hier im Paddock meine Arbeit bereits beendet habe, ich würde das einfach zu sehr vermissen. Klarerweise wird das Team einen neuen Teamchef erhalten - ob ich als Berater bleiben werde, ist derzeit noch nicht entschieden. Ich denke aber, dass es eher nicht der Fall sein wird..."

Auch Dietrich Mateschitz ist ein Sympathienträger - der Mann hat in einem Jahr eine Rennstrecke, einen Fußballklub und zwei Formel 1-Teams gekauft, dieser "Kaufrausch" verleiht vielen geistige Flügel. Mateschitz bringt neue Energien in den Paddock. Für Paul Stoddart aber gibt es da nur noch wenig Platz. "Paul Stoddart ist als Gast jederzeit willkommen - mit dem Team hat er aber nichts mehr zu tun", sagt Mateschitz im Krone-Interview.

Stoddart und auch Mateschitz erklären, der Kauf sei sehr schnell abgewickelt worden. Ein Junior-Team zu gründen sei im Endeffekt einfacher gewesen, als die vielen Red Bull-Junioren irgendwo einzukaufen, sagt Mateschitz.

Dem Kurier verrät Mateschitz als mögliche Teamnamen: "Red Bull Junior, oder Red Bull-Rookie Team." Über die Motoren: "Wir werden die Verträge mit Cosworth einhalten." Den Standort: "Das Team bleibt in Faenza." Die Fahrer: "Wir reden hier von den Scott Speeds, den Liuzzis oder den Neel Janis, das sind einzigartige Talente. Aber es ist noch nichts fix."

Sicher ist: "Die Teams werden vollkommen getrennt operieren. Erst 2008 ändert sich das Reglement. Dann ist es einem Hersteller erlaubt, mehrere Teams auszurüsten. Dann nützen wir die Synergien." Politisch habe man nun "ein zweites Team, ein zweites Stimmrecht. Daraus ergeben sich optimale Möglichkeiten. Und nicht zu vergessen: Es ist ein gutes Investment", sagt Mateschitz. Dass er jetzt 20 Prozent der Formel 1 besitze, könne man "so nicht sagen".

Paul Stoddart wird sich über den Winter einer neuen Fluglinie widmen, und auch bei den Zweisitzern will er dabei bleiben. "Die Fluglinie wird mir helfen, denn es wäre schlimm, die Formel 1 zu verlassen, ohne etwas zu tun zu haben. Da würde ich wohl verrückt werden." Stoddart hat viele Freunde, aber auch ein paar Feinde gewonnen in seiner Ära. Mit dem Größten hat er bereits in Monza eine Geste der Versöhnung ausgetauscht - Handschlag zwischen FIA-Präsident Max Mosley und Paul Stoddart. "Ich würde es gerne so sehen, dass keine bitteren Erinnerungen bleiben. Sicher - ich bin mit einigen seiner Aktionen nicht einverstanden gewesen und er war mit einigen meiner Aktionen nicht einverstanden - aber ich hege keinerlei schlechte Gefühle, wenn ich gehe." Viele hoffen mit ihm mit, wenn er sagt, dass er "irgendwann plötzlich wieder da" sein könnte. Jener Rennsonntag im März 2002, in seiner Heimat Australien, als ihm sein Landsmann Mark Webber "die wohl berühmtesten zwei WM-Punkte" heimbrachte sei der "glücklichste Tag in meinem Leben" gewesen, sagt Stoddi. Der dunkelste Tag seiner F1-Ära: "Indianapolis. An diesem Tag haben wir das Falsche getan - für den Sport und für die amerikanischen Fans. Aber die Formel 1 geht trotzdem weiter - und das ist ja auch das Besondere an ihr. Am nächsten Tag machen wir einfach weiter..."