In den USA häufen sich in Folge der Schüsse auf einen schwarzen US-Bürger durch einen Polizisten in Wisconsin die Proteste von schwarzen Profi-Sportlern. NBA, WNBA, MLB und MLS verschoben am Mittwoch Spiele, nachdem die Athleten sich dem Boykott der Basketball-Profis von den Milwaukee Bucks angeschlossen hatten. Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton steht hinter dem Streik. Er selbst will sich diesem beim Rennen in Spa-Francorchamps allerdings nicht anschließen.

"Es ist traurig, dass so etwas dort drüben [USA] notwendig ist, um eine Reaktion zu erzeugen", so Hamilton, der den Aktivismus der Profis lobt. "Es ist unglaublich, was viele dort in den Staaten innerhalb ihres Sports machen, bis hinunter zu den Leuten welche die Veranstaltungen ausrichten und den Kommentatoren. So viele Menschen unterstützen die Spieler und setzen sich für eine Veränderung ein."

Dem Boykott in den USA schlossen sich nicht nur Teams an. Mit Tennis-Profi Naomi Osaka zog sich auch ein Einzelsportler aus einem laufenden Wettbewerb zurück. Hamilton kommentierte auf Instagram, wie stolz er auf die Entscheidung der 22-Jährigen sei. Wenig später nahm diese ihre Entscheidung auf Drängen der Vereinigungen WTA und der USTA jedoch zurück und bestätigte ihre Teilnahme am Halbfinale beim Turnier in New York.

Hamilton sieht keinen Sinn in Spa-Boykott

Diese Zwickmühle wird Hamilton erspart bleiben. Er sieht keinen Sinn in einem Boykott des Belgien GP. "Das ist in Amerika und ich weiß nicht, ob es in irgendeiner Weise einen Effekt haben wird, wenn ich hier etwas machen. Wir sind in Belgien, wir sind nicht in den Vereinigten Staaten", erklärt er.

Mit einer Absage des GP würde auch die Formel 1 als Kollektiv kaum etwas erreichen. "Ich weiß nicht. Wenn wir das Rennen nicht fahren, wird es trotzdem weitergehen. Es existiert", sieht Hamilton in solch einer Maßnahme keine Chance, den Missständen in der Gesellschaft entgegenzuwirken. "Aber ich bin wirklich stolz auf alle dort draußen. Ich stehe hinter ihnen und versuche hier, was auch immer ich kann."

Hamiltons Agenda beschränkt sich weiter auf die End-Racism-Kampagne und seinen persönlichen Support der Black-Lives-Matter-Bewegung. Dabei will er abermals den Dialog mit Liberty Media und der FIA suchen: "Ich versuche immer noch mit der Formel 1 zu sprechen, um zu sehen was wir noch unternehmen können, um das Bewusstsein zu steigern und zu helfen, es voranzutreiben."

Vettel gibt Hamilton Recht: Proteste USA-spezifisch

GPDA-Direktor Sebastian Vettel pflichtete seinem langjährigen Rivalen in dessen Bestreben bei. "Die Maßnahmen die in den USA von einigen Spielern getroffen wurden, zu streiken und nicht bei den Spielen aufzulaufen und diese damit zu verschieben, sind wie ich denke mehr USA-spezifisch", so der Ferrari-Pilot.

Die Anti-Rassismus-Kampagne der Formel 1 soll als Denkanstoß genügen: "Wir sind hier als Fahrer mit unseren Aktivitäten ziemlich zufrieden und wollen weiter diese Message senden. Gleichzeitig wissen wir, dass es die Dinge nicht über Nacht ändern wird und nur ein kleiner Beitrag ist. Aber hoffentlich sieht es jeder der einschaltet und versteht den Sinn und diese Nachricht, und nimmt davon ein bisschen für den nächsten Schritt der ihm im Leben bevorsteht mit."

Der Aktivismus in der breiten Öffentlichkeit ist für Vettel im Profisport zwar ein nachvollziehbarer Weg, doch im Kampf gegen Rassismus wiegt dies letztendlich weniger als der Einzelne: "Ich denke es ist wichtiger, was jeder für sich entscheidet und wie jemand sich verhält wenn die Kameras aus sind."