George Russell startet 2020 in seine zweite Saison in der Formel 1. Im Vorjahr hatte der Mercedes-Junior bei Williams F1-Rückkehrer Robert Kubica klar in den Schatten gestellt. Damit - und mit einem nahezu makellosen Jahr - bestätigte der junge Brite die Vorschusslorbeeren nach seinem Titel in der Formel 2 mit Bravour.

In diesem Jahr muss Russell das nun gegen einen neuen Teamkollegen bestreiten. Diesmal ist er der erfahrenere Pilot im Team, Russell tritt gegen Newcomer Nicholas Latifi aus Kanada an. Ein klarer teaminterner Sieg erscheint manchen Beobachtern der Szene als Pflichtaufgabe, Latifi genießt nicht unbedingt das höchste Standing.

George Russell: Latifi wird mich herausfordern

Umso mehr muss sich Russell weiter für ein Cockpit im Mercedes-Werksteam empfehlen. Das lockt potenziell bereits 2021. Die Verträge von Lewis Hamilton und Valtteri Bottas laufen beide mit Ende der Formel-1-Saison 2020 aus. Eine solche Empfehlung ist mehr wert, wenn der Teamkollege ein starker ist.

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Wenig überraschend spricht Russell in der ersten Pressekonferenz der Formel 1 nach der Corona-Pause dementsprechend lobend von seinem neuen Teamkollegen. „Er wird sicher eine Herausforderung darstellen“, sagt Russell in Österreich über Latifi.

Spielberg als perfekte Strecke für Formel-1-Debüt

Das gelte umso mehr, weil der Kanadier nach den Testfahrten nun so lang auf sein eigentliches Renndebüt warten musste. „Aber ich denke, wenn du einen Ort wählen könntest, an dem du dein Debüt geben willst, dann wäre das hier. Denn diese Strecke hier kennen alle gut und es ist die kürzeste im ganzen Jahr“, erklärt Russell. Gerade im Vergleich mit Melbourne. „Das ist vielleicht der härteste Ort für jeden Rookie.“

Die lange Pause werde Latifi jedenfalls kaum beeinträchtigen, glaubt Russell. „Ich bin sicher, dass er klarkommen wird. Er hat schon viele Runden im F1-Auto gedreht und er war immer schnell. Ich bin sicher, dass er mir sofort an den Fersen kleben wird“, warnt der 22-jährige Brite.

Latifi unbesorgt wegen langer Pause nach Testfahrten

Latifi selbst gibt sich entspannt. „Psychologisch war es ... ich will nicht sagen schwierig. Es war ja für alle dieselbe Situation“, so der Kanadier. „Natürlich war ich sehr gespannt auf mein Debüt und ich hatte hohe Erwartungen. Aber es gibt beim ersten Rennen sowieso immer einen Hype. [...] Klar ist es mit dieser langen Pause jetzt nicht ideal, das würde sich kein Fahrer aussuchen. Aber ich habe in der Zwischenzeit einfach versucht, fokussiert zu bleiben.“

Das geschah auch bei Latifi mitunter per Simracing. Latifi: „Da ging es weniger um das eigentliche Fahrtraining, denn am Ende spielst du nur ein PC-Game. Es ging mehr um die mentale Seite. Die Quali-Situation, den Rennstart und die Renntaktiken - auch wenn das alles nicht ganz so ist wie in der Realität. Es hat mir trotzdem geholfen, die längere Pause wie eine erweiterte Vorsaison zu sehen und nicht als Urlaub.“

Russell: Neuer Williams fahrbarer als Vorgänger

Helfen wird Latifi - gerade als Rookie - jedoch vor allem eines: Der gegenüber seinem Vorgänger offenbar deutlich fahrbarere Williams FW43. „Ich da bin zuversichtlicher als vergangenes Jahr“, sagt Russell. „Vor allem wegen der Fahrbarkeit. Da haben wir ein paar Fortschritte erzielt. Es war ein echt schwer zu fahrendes Auto [der FW42 aus 2019]. Ich habe wirklich versucht, es zu pushen, aber es war so rutschig und ich habe immer das Heck verloren und damit das Vertrauen.“

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Jetzt sei das gleich beim Test in Barcelona besser gewesen. Russell: „Es war wirklich angenehm zu fahren. Für mich und Nicholas meinte das auch. Es hat uns mehr Vertrauen gegeben und das wird dann hoffentlich auch etwas mehr Performance bringen.“ Ob genug Performance, um wirklich den Anschluss an das Mittelfeld wiederherzustellen will der Brite erst nach dem ersten Rennwochenende in Spielberg beurteilen.