Am kommenden Wochenende (03. bis 05. Juli) wird die Formel 1 in Spielberg in die Saison 2020 starten. Dann werden sich einige Dinge verändert haben: Wegen der anhaltenden Corona-Pandemie sind keine Fans an der Strecke zugelassen. Teams und Fahrer müssen sich an die geltenden Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen halten. Und noch eine Sache wird nicht sein wie gewohnt: Das Mercedes-Team wird die beiden W11 von Valtteri Bottas und Lewis Hamilton in diesem Jahr mit einer schwarzen Grundlackierung an den Start bringen. Das teilte der Rennstall am Montag mit. Diese Entscheidung ist unter anderem im Zuge der 'Black Lives Matter'-Bewegung gefallen, für die sich Hamilton auch persönlich einsetzt und kürzlich eine Kommission für Vielfalt gegründet hat.

"Rassismus und Diskriminierung haben keinen Platz in unserer Gesellschaft, unserem Sport und unserem Team: Davon sind wir bei Mercedes fest überzeugt", sagt Teamchef Toto Wolff. "Doch die richtigen Überzeugungen und die richtige Geisteshaltung sind nicht genug, wenn wir stumm bleiben. Wir möchten daher unsere Stimme und unsere weltweite Plattform nutzen, um uns für Respekt und Gleichberechtigung einzusetzen. Die Silberpfeile werden in der gesamten Saison 2020 in schwarz antreten, um unser klares Engagement für mehr Vielfalt in unserem Team und unserem Sport zu demonstrieren", so der Österreicher.

Das Team hat sich einem internen Auditing unterzogen und dabei unter anderem folgende Fakten gestellt: Lediglich drei Prozent der Belegschaft sind Angehörige ethnischer Minderheiten. Nur zwölf Prozent der Mitarbeiter sind Frauen. Dies wertet das Mercedes-Team als einen Mangel an Vielfalt, für den mit einem Vielfalts- und Identitätsprogramm Lösungen gefunden werden sollen. Das Programm soll bis zum Ende der Saison entwickelt werden. Ziel ist es unter anderem, junge Talente zu erreichen, die bislang nicht im Fokus des Rennstalls stehen. Ebenso sollen die Mitarbeiter mehr Gehör erhalten.

"Wir werden unsere eigenen Schwächen in diesem Bereich nicht ignorieren oder vor den Fortschritten zurückschrecken, die wir noch erreichen müssen", erklärt Wolff. "Unsere Lackierung ist unser öffentliches Versprechen, positive Maßnahmen zu ergreifen. Unser Ziel ist es, die besten Talente mit dem größtmöglichen Hintergrund zu finden und anzuziehen. Wir wollen für sie Wege in unseren Sport finden, um in Zukunft ein stärkeres und vielfältigeres Team aufzubauen. In diesem Zuge möchte ich mich bei unserer Muttergesellschaft Mercedes-Benz sowie unserer Familie an Team-Partnern bedanken, die diese Initiative unterstützt und uns dazu ermutigt haben."

Fahrer begrüßen Vielfalts- und Identitätsprogramm

Der sechsfache Weltmeister Lewis Hamilton hält die Kampagne von Mercedes für ein wichtiges Zeichen. "Es ist so wichtig, dass wir diesen Moment nutzen, um uns weiterzubilden - egal ob als Einzelperson, als Marke oder als Unternehmen - und um wirkliche, bedeutsame Veränderungen für Gleichberechtigung und Integration umzusetzen. Ich habe in meinem Leben selbst Rassismus erlebt und gesehen, wie meine Familie und meine Freunde Rassismus ausgesetzt waren. Deshalb kommt mein Aufruf zu Veränderungen von Herzen", so der Brite.

Er erklärt weiter: "Als ich mit Toto über meine Hoffnungen gesprochen habe, was wir als Team erreichen können, sagte ich, dass unser Zusammenhalt nun besonders wichtig ist. Ich möchte Toto und dem Vorstand von Mercedes ein riesiges Dankeschön dafür aussprechen, dass sie sich die Zeit genommen haben, um zuzuhören, zu reden, meine Erlebnisse und Leidenschaft wirklich zu verstehen und für das klare Statement, dass wir uns als Unternehmen verändern und verbessern wollen. Wir möchten gemeinsam ein Vermächtnis aufbauen, das über den Sport hinausgeht."

Designmerkmale wie die rote Airbox und die mintgrünen Elemente von Hauptsponsor Petronas bleiben auch unter der neuen Lackierung erhalten, Foto: Daimler AG
Designmerkmale wie die rote Airbox und die mintgrünen Elemente von Hauptsponsor Petronas bleiben auch unter der neuen Lackierung erhalten, Foto: Daimler AG

Für seinen Teamkollegen Valtteri Bottas spielt Vielfalt eine entscheidende Rolle, um das volle Potential im Team zu entfalten: "In der Welt der Formel 1 kommt es auf Leistung an, aber sie besitzt dennoch viele Hürden für Menschen, deren Herkunft traditionell keinen Teil in unserem Sport gespielt hat. Wir wissen, dass unsere Teams stärker sind, wenn sie unsere Gesellschaft besser repräsentieren. Deshalb ist es wichtig für uns, zusammenzuhalten und unseren Einsatz für Veränderungen zu zeigen. Rassismus und Diskriminierung haben weder in unserem Sport noch in unserer Gesellschaft einen Platz und ich bin stolz darauf, gemeinsam mit dem Team, Lewis und Mercedes-Benz diese wichtige Botschaft zu vertreten."

Markus Schäfer, der als Vorstandsmitglied der Daimler AG für Konzernforschung, und Aufsichtsratsvorsitzender des Formel-1-Teams verantwortlich ist, sagt: "In den vergangenen Wochen haben die Ereignisse rund um die Welt noch einmal verstärkt gezeigt, wie wichtig der kontinuierliche Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung jeder Art ist. Bei Mercedes wissen wir, dass die Stärke unseres Unternehmens in der Vielfalt unserer Kolleginnen und Kollegen liegt. Wir sind stolz darauf, eine unserer prominentesten weltweiten Plattformen dafür nutzen zu können, unseren Einsatz für diese grundlegenden Prinzipien unserer Gesellschaft und unseres Business zu signalisieren."

Mercedes ist nicht der einzige Teil aus dem Formel-1-Zirkus, der sich gegen Rassismus und für die Akzeptanz von gesellschaftlicher Vielfalt einsetzt. Der Slogan "End Racism", der auf dem Halo der Mercedes-Boliden zu sehen sein wird, wird auch von McLaren unterstützt. Zudem hat die Formel 1 mit der #WeRaceAsOne eine eigene Initiative ins Leben gerufen. Diese gilt zudem als Zeichen im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Der Schriftzug war unter anderem bei den jüngsten Testfahrten von Red Bull und Ferrari auf deren Fahrzeugen zu lesen.